Auch Babys sind süchtig
Jedes zweite Monat wird im Tullner Universitätsklinikum ein drogenabhängiges Neugeborenes behandelt.
BEZIRK (kaze). Sie sind hektisch, schreien, saugen wie wild, schlucken aber nicht – die Rede ist von drogensüchtigen Neugeborenen, die nach der Geburt Entzugserscheinungen haben.
In der Bezirksblätter-Ausgabe vom 27. Juli hat Martin Aigner, Leiter der Erwachsenenpsychiatrie am Universitätsklinikum Tulln, Drogensüchtigen zu einer frühzeitigen Therapie geraten. Wie das bei Babys von abhängigen Schwangeren funktioniert, weiß Hans Salzer, Leiter der Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde.
Wie funktioniert ein Entzug bei Neugeborenen?
Sie bekommen Morphium in Form von Tropfen. Je nachdem, wie lange die Mutter in der Schwangerschaft Drogen zu sich genommen hat, dauert der körperliche Entzug bis zu vier Wochen. Er hängt also nicht von der Stärke der Drogen ab.
Gibt's Beeinträchtigungen?
Die Kinder haben oft Hepatitis oder sind HIV-positiv. Aber auch mit entwicklungsneurologischen Beeinträchtigungen ist zu rechnen, wie etwa eine langsamere Entwicklung.
Was passiert mit den Babys?
Ob das Kind zu Pflegeeltern kommt, wird mit der Jugendwohlfahrt, einem Kinderpsychiater bei uns im Haus abgeklärt. Meistens jedoch sind die Mütter dieser Kinder sehr lieb zu ihnen, da sie sich mit der Geburt erhoffen, sich vom Drogenmillieu lösen und ein neues Leben beginnen zu können.
Gelingt's?
Nicht sehr oft.
Ihre Empfehlung?
Denken Sie an Ihr Kind, lassen Sie sich rasch und professionell helfen, damit der Entzug für das Kind minimiert wird.
Zur Sache:
Das Programm Drogen, Eltern, Sucht und Kind (DESK) hat sich zum Ziel gesetzt, suchtbelastete Familien vor, rund um die Geburt und in der frühen Elternschaft zu unterstützen. Kontakt am Universitäts-Klinikum in Tulln: Eva Mühlegger-Busch, 02272/601-34975.
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