Die Film-Total Kritik zu M. Night Shyamalans neuem Film "Split"

Foto: © 2016 Universal Pictures International Germany GmbH
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  • hochgeladen von Bernhard Lindorfer

7,5 / 10 Punkten

 
Die Schauspieler:

Die Größe des Ensembles bewegt sich in „Split“ in einem sehr intimen Rahmen. Allen voran der Hauptdarsteller der Figur des psychisch gestörten und an einer dissoziativen Identitätsstörung (kurz „DIS“) erkrankten Kevin. Hier kann nur gesagt werden – gut, besser, James McAvoy. Es gibt wohl nur eine Handvoll Darsteller, die diesen Part in vergleichbarer Kongenialität gemeistert hätten. Brillant bewegt sich McAvoy zwischen den verschiedenen Persönlichkeiten und schafft es auch in den permanenten Großaufnahmen, jedem der unterschiedlichen „Charaktere“ einen ganz eigenen Stempel aufzudrücken. Mit einmaligem Mimikspiel lässt er den Zuseher manchmal Angst haben oder auch schmunzeln, wenn er sich mal als Frau, mal als zwangsneurotischer Psycho, als homophil anmutenden Modedesigner oder als lispelnder neunjähriger Junge ausgibt. Seine Kollegin Ana Taylor-Joy die schon in „The Witch“ und „Das Morgan Projekt“ überzeugen konnte, spielt hier die weibliche Hauptrolle Casey und bewegt die meiste Zeit des Films schauspielerisch nahezu auf Augenhöhe mit McAvoy. Äußerst glaubhaft legt sie ihren Charakter der ebenfalls psychisch angeschlagenen, jedoch widerstandsfähigen Zufallsgefangenen an und unterstreicht dies immer wieder trotz ihres starren Gesichtsspiels, oder gerade deswegen. Schauspielerin Betty Buckley spielt Kevins Psychiaterin Dr. Fletcher. Ob ungewollt oder nicht, Buckley gibt dem Mystery Thriller eine gewisse „Horror“ Note. Ihre Bühnenerfahrung nutzend, wirkt die Tony Award Gewinnerin gerade in den Nahaufnahmen schon fast grusliger als McAvoy. Die beiden anderen Gefangenen Mädchen Claire und Marcia – gespielt von Haley Lu Richardson und Jessica Sula – spielen ihre weinerlichen und überforderten Rollen zwar ganz brav, bleiben aber nicht im Gedächtnis da sie sich in keinster Weise von anderen Thriller Opfern vergleichbarer Szenarien abheben.
 
Der Film:

Es kann getrost gesagt werden, dass „Split“ einer der besten Filme ist die „The Visit“ Regisseur M. Night Shyamalan in den letzten Jahren fabriziert hat. Gekonnt setzt er seinen genialen Hauptdarsteller ein und ist sich sehr wohl dessen bewusst, dass der Film absolut von dessen Leistung lebt. Er gibt McAvoy genügend Raum für seine Rolle, für die früher schon einmal Leonardo DiCaprio im Gespräch war. Shyamalan wirft den Zuseher direkt in eine Geschichte ohne Background und verliert keine Zeit mit einer Einführung in die Geschehnisse oder Personenbeschreibungen. Schon die Entführung der Mädchen baut eine nervenaufreibende Situation auf und in der sich der Kinogänger beinahe selbst wiederfindet und in drückender Stille die Angst von Casey fühlen kann. Zwar ist das Entführungsszenario mit Kellerverlies schon sehr Klischeehaft und angestaubt, jedoch bastelt sich Shyamalan ein perfides Spiel zwischen den wechselnden Persönlichkeiten von Kevin und seinen Gefangenen. Unterstützt werden Wirkung der Stresssituationen und der Spannung durch eine Alfred Hitchcock mäßige Musikuntermalung in Old School Manier und einer sehr stativen Kameraführung im Stil von Überwachungsfilmen. Es bleibt die Kamera meist still, wobei sich nur die Personen aber nicht das Bild bewegt. Der Film nimmt nie zu viel Tempo auf und man hat das Gefühl er passt seine Erzählgeschwindigkeit immer wieder der jeweiligen Situation an. So bedrückend die Szenarien sind, so auflockernd und sogar komisch wirken manche Einstellungen, in denen sogar auch immer wieder gut gezielte Pointen zünden die aber dem ganzen trotzdem nicht den Ernst der Situation nehmen. Zu dem Thema der Erkrankung „DIS“ hat Shyamalan ganz offensichtlich eine ganz eigene Vorstellung, für die er sich auch den nötigen Interpretationsspielraum schafft. Medizinisch wohl nicht ganz korrekt, aber aus seiner Sicht durchaus legitim erläutert. Als Sprachrohr für diese Erläuterungen benutzt M. Night hier gekonnt die Psychologin Dr. Fletcher, die auf einem Ärztekongress ihre Erfahrung mit DIS Patienten erklärt und uns somit einen Einblick in Shyamalans Vorstellung von der Auswirkung einer solchen Geisteskrankheit auf den menschlichen Körper gibt. Die Schwachpunkte des Films sind aber die doch fehlende Charakterzeichnungen der einzelnen Personen. Bis auf einige Flashbacks in die Kindheit von Casey wird nichts erzählt um das eventuelle Mitleid mit den Gefangenen zu steigern. Ihre beiden Mitgefangenen verblassen zwischen den Hauptcharakteren und bleiben somit hoffnungslos eindimensional. Auch da es Shyamalan einfach mal wieder nicht lassen kann seinen Hang zur Mystery auszuleben, büßt der Film einiges an seiner zuvor aufgebauten Stärke ein und mutet uns einen nur schwer verdaulichen Twist zu. Der Film „Split“ lässt uns mit der Frage zurück - Psycho oder Mystery Thriller? – das muss wohl jeder für sich entscheiden, bleibt am Ende doch einfach nur simple Geschmackssache und entlässt uns auch noch mit einem lustigen Easter Egg…..
 
Fazit:

Gut besetzter, mit der menschlichen Psyche spielender und bis zum Schluss spannender Thriller, der zwar so manche Schwäche im Aufbau hat und sich nach zwei starken Dritteln leider selbst ein Bein stellt, punktet jedoch mit Kamerastil und Erzählstruktur und liefert uns eine James McAvoy Show der Superlative.

Kritik verfasst von:
Lindorfer Bernhard / Film-Total

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