Auf der Spur alter Kleindenkmäler
Das Wissen rund um die "Roten Kreuze" und ihre Bedeutung soll in einer Karte eingetragen werden.
BEZIRK (vom). In ganz Oberösterreich befinden sich etwa 60 Kleindenkmäler, die "Rotes Kreuz" genannt werden. Nicht nur die Bezeichnung, auch ihre Standorte an Altwegen, Straßenkreuzungen oder früheren Landgerichtsgrenzen lassen ein System vermuten, dessen Bedeutung verloren ging. Bei vielen dieser Kleindenkmälern trat auch eine Namensänderung auf. Einige werden heute beispielsweise als "Franzosenkreuz" bezeichnet. Die meisten Roten Kreuze sind aus Holzbalken errichtet und tatsächlich mit einem roten Anstrich versehen. Bei notwendigen Renovierungsarbeiten wird häufig das Rot mit einer anderen Farbe überstrichen, wahrscheinlich bereits aus Unwissenheit über die Bedeutung der Farbgebung.
Rotes Kreuz in Eidenberg
Eines dieser Kleindenkmäler steht in Eidenberg. "Soweit die Aufzeichnungen zurückgehen, stand das Kreuz schon immer auf der 'Passhöhe' des Güterwegs in Kammerschlag. 1972 sah ich, dass es morsch wurde. So ergriff ich die Initiative zur Erneuerung", sagt Johann Wakolm aus Eidenberg. Er war zu dieser Zeit beim Kameradschaftsbund aktiv. Wakolm ließ ein neues Kreuz zimmern und besorgte einen Steintrog mit Schraubenverankerungen, um das Kreuz im Trockenen zu befestigen und ein erneutes Vermorschen zu verhindern. "Ich habe einen Plan gezeichnet, um das Denkmal wieder genau so zu errichten, wie es ursprünglich war." 1973 weihte dann Pater Severin Lummerstorfer das Kreuz ein. Da die Straße zu der Zeit verbreitert wurde, fand das Rote Kreuz auf der gegenüberliegenden Straßenseite einen neuen Platz. "Dieses Kreuz ist in allen Wanderkarten verzeichnet, daher war es für mich selbstverständlich, dass es wieder aufgestellt wird", erklärt der Pensionist. Seither betreut der Eidenberger das Denkmal und renoviert es bei Bedarf. Einmal jährlich trifft sich der Kameradschaftsbund an der Wegkreuzung und feiert eine Maiandacht. Das Kreuz soll einst die Grenze der Gerichtsbarkeitsbezirke der Herrschaften Wildberg und Waxenberg markiert haben. Laut Erzählungen seien dort Straftäter ausgetauscht worden. Wenn die Schergen des Nachbargerichtes zum vereinbarten Übergabezeitpunkt nicht rechtzeitig erschienen, habe man die Übeltäter symbolisch mit einem Strohhalm am Kreuz angebunden. Damit waren sie wieder frei. Auch heute ist die Besonderheit an diesem Platz noch spürbar, wie ein Rutengeher Wakolm bestätigte: "Bei dem jetzigen, gegenüberliegenden Standort war alles still. Doch dort, wo das Kreuz früher stand, schlug das Pendel an."
Erhebung
Die Roten Kreuze sollen in einer Karte eingetragen werden. Kennen Sie weitere Denkmäler, die auf Rote Kreuze hinweisen könnten? Wenn Sie einen Zusammenhang vermuten, informieren Sie den Verein Kultur Plus/Eurojournal, Elisabeth Schiffkorn, Tel. 0650/7004292, kultur.plus@liwest.at
Hier geht es zum Bericht vom "Franzosenkreuz" am Mursberg.
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