KOLUMNE: Motorschaden an der Straßenkreuzung des Lebens
Neulich stehe ich bei einer roten Ampel. Sie müssen wissen: Ich fahre eine Puch 175 SV. Baujahr 1957.
Es war heiß. Was heißt heiß? Meine Schuhsohlen vereinigten sich langsam, aber sicher mit dem Asphalt. Dazu kam der infernalische Gestank des räudigen Zweitakters aus der Nachkriegszeit. Und dann noch diese ewig lange Rotphase! Drei solche Rotphasen - und das Fertighaus steht. Schwöre.
Während ich also gegen eine Ohnmacht ankämpfte, tat sich Interessantes. Ein wirklich sehr hohes Gelände-Motorrad gesellte sich neben mich. Und Überraschung: Eine bezaubernde junge Dame (20?) fuhr das Teil. Jetzt, da wir nebeneinander warteten, blickte sie zur Seite - und aus circa drei Metern Höhe auf mich herunter. Sie musterte das alte Moped. Den alten Fahrer. Sagte nur ein Wort: "Sexy."
SEXY!
Wissen Sie, was dann passiert ist? Mir ist die Puch abgestorben. Just im Moment des Kompliments ist mein Motor ausgefallen! Die Ampel, dieses Miststück, ist natürlich genau in diesem Augenblick auf Grün gesprungen und das junge Wesen ist zügig weggefahren. Ich hingegen habe die Puch auf den Hauptständer gehoben, den Kickstarter rausgeklappt und den Bock mühsam neu gestartet.
Seither stelle ich mir zwei Fragen. Erstens: Wie viele wunderbare Bekanntschaften haben wir alle nie geschlossen, nur weil wir den ersten Eindruck vergeigt haben? Und zweitens: Der abgestorbene Motor – der ist doch wohl keine Metapher für etwas Anderes, oder?
Herr Kofler schreibt regelmäßig Kolumnen für die WOCHE. Sie sind nicht ganz ernst gemeint. Oder doch? Man weiß es nicht.
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