Handtaschendiebstahl

Rebecca Thomas
Als ledige Frau bin ich für gewöhnlich sehr auf meine Sicherheit bedacht. Doch in den Wochen vor meiner Reise zum Atlanta-Georgia-Tempel verwandelte sich meine übliche Vorsicht in einen immer wiederkehrenden Alptraum, in dem jemand mich überfiel und mir Kreditkarte, Schecks und Führerschein stahl. Meine Angst wurde so groß, dass ich meine Brieftasche am Tag vor meiner Abreise zum Tempel dreimal in die Hand nahm, um nachzuschauen, ob alles – auch der Tempelschein – noch da war.

Am selben Abend ging ich noch zu einer Feier. Die Brieftasche hatte ich in meiner Handtasche, zusammen mit einem Taschenspiegel und einem Lippenstift, die ich beide immer bei mir habe. Nachdem ich das Auto geparkt und den Schlüsselbund in die Handtasche gesteckt hatte, ging ich auf das Gemeindehaus zu, wo die Feier stattfand. Ich war zwar allein in der Großstadt, aber ich hatte keine Angst. Da ich den Herrn zuvor um Schutz gebeten hatte, fühlte ich mich sicher.

Als ich den Weg entlangging, spürte ich, dass jemand hinter mir war. Ich drehte mich um und sah, wie ein Mann auf mich zurannte. Dann gab es einen heftigen Ruck an meiner Handtasche. Ich fühlte eine harte Hand auf meinem Arm, und der Mann brüllte: „Her mit der Handtasche!“ Ich versuchte, mich aus seinem Griff zu befreien. Dabei flog die Handtasche in hohem Bogen über den weiten Rasen und fiel in ein Gebüsch. Ich schrie auf, aber der Mann rannte hin, hob meine Handtasche auf und verschwand.

Ich rief die Polizei und suchte mir dann einen leeren Raum im Gemeindehaus, wo ich ein stilles Gebet zum himmlischen Vater sprechen konnte. „Ich verstehe das nicht“, überlegte ich und kämpfte mit den Tränen. „Ich wollte doch morgen in den Tempel fahren! Jetzt hat der Dieb meinen Tempelschein! Vater, warum hast du mich nicht beschützt?“ Hilflos und ohne Hoffnung ging ich wieder nach draußen, um mit den Polizisten zu sprechen.

„Es tut mir Leid, Frau Thomas. Die Beamten haben nichts gefunden – weder den Dieb noch Ihre Handtasche“, sagte man mir. Doch als ich zusammen mit den Polizisten zu meinem Auto ging, kam mir plötzlich ein Gedanke.

„Ich schaue einmal im Gras nach, ob etwas aus meiner Handtasche herausgefallen ist, ja?“ Ich wollte mir keine allzu großen Hoffnungen machen. Doch da sah ich im Licht der Straßenlaternen etwas Blankes. Ich hielt es triumphierend hoch und rief: „Meine Schlüssel. Hier sind meine Schlüssel!“ Ich sprach ein stilles Dankgebet, während wir weiter zu meinem Auto gingen.

„Warten Sie! Ich möchte auch noch ins Gebüsch schauen!“

Der Polizist, der mich begleitete, schüttelte den Kopf und sagte mit einem kleinen Grinsen: „Nur zu! Aber so viel Glück hat niemand.“

Er hatte Unrecht. Unter Tränen rief ich vom Gebüsch her: „Meine Brieftasche!“ Alles war darinnen – selbst mein Tempelschein war noch da. Die Polizisten waren sprachlos.

„Ich habe noch nie erlebt, dass jemand so viel Glück hat“, sagte der eine.

„Das ist kein Glück“, antwortete ich, ohne nachzudenken. „Gott hat mich beschützt.“ Ich glaubte zwar nicht, dass die Polizisten verstehen würden, wie wichtig die Fahrt zum Tempel war, aber um das skeptische Schweigen zu brechen, setzte ich im Spaß hinzu: „Der Dieb hat aber doch noch etwas Wertvolles bekommen – nämlich meinen Lippenstift!“ Aber niemand lachte.

Mit einem merkwürdigen Gefühl im Bauch schaute ich auf das Gebüsch zurück, wo ich überraschenderweise meine Brieftasche wiedergefunden hatte. Was ich sah, erstaunte mich: Oben auf dem Taschenspiegel, den ich immer in der Handtasche habe, lag mein Lippenstift.

Ehe die Polizei gekommen war, hatte ich mich gefragt, warum Gott mich nicht beschützt und gesegnet hatte. Doch als ich nun neben den verblüfften Polizisten auf dem Rasen stand, wurde mir bewusst, dass er beides getan hatte. Und wenn ich je auch nur den geringsten Zweifel daran habe, dass Gott meine Sorgen kennt, dann denke ich an den Abend zurück, als er meine Schlüssel, meine Brieftasche, meinen Tempelschein und sogar meinen Lippenstift gerettet hat.

Rebecca Thomas gehört zur Gemeinde Clermont im Pfahl Orlando, Florida.

https://www.lds.org/liahona/2003/06/12?lang=deu

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