Gastbeitrag
Geschichte des Impfens

Seit es Impfungen im Kampf gegen schwere Krankheiten und Epidemien gibt, gibt es auch Impfgegner. | Foto: fotokerschi.at
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  • Seit es Impfungen im Kampf gegen schwere Krankheiten und Epidemien gibt, gibt es auch Impfgegner.
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Gastbeitrag von Franz Satzinger "Zur Erfolgsgeschichte des Impfens und den Verirrungen der Impfgegner".

Schon in der Antike haben Gelehrte erkannt, dass Menschen, welche die Pest oder Pocken überlebt hatten, gegen spätere Epidemien dieser vielfach todbringenden Erkrankungen geschützt waren. Diese Erkenntnis regte dazu an, Personen durch eine absichtliche Ansteckung gegen Ansteckungskrankheiten immun zu machen. Dass es eine Jahrtausende alte Form der Pockenimpfung vermutlich über Indien und schließlich das Osmanische Reich 1768 bis Wien geschafft hat, ist Erzherzogin Maria Theresia (durch die Ehe mit Kaiser Franz I. auch "Kaiserin" genannt) zu verdanken. Sie war nicht nur selbst an Pocken erkrankt, sondern hatte auch drei ihrer Kinder durch diese Krankheit verloren. Aus Sorge um die Habsburger Dynastie, einen geschwächten Arbeitsmarkt und eine geschwächte Armee kam es 1768 in Wien zur ersten Pockenimpfung durch Hautritz-Methode, Inkubation bzw. Variolation genannt. Schon 1800 fand die erste Massenimpfung in Brunn am Gebirge statt.

Der große Durchbruch zur Pockenimpfung erfolgte jedoch 1796 durch den englischen Arzt Edward Jenner. Es war ein Meilenstein in der Geschichte der Medizin, als es ihm gelang, einen achtjährigen Jungen zu immunisieren. Da es damals noch keine Spritzen gab, führte Jenner die Impfung gegen die Kuhpocken mittels eines Schnittes in den Oberarm durch. Da er den Impfstoff "Vaccine" nannte, blieb die Bezeichnung "Vakzination" für Impfung bis heute erhalten. 1979 konnte WHO die Pockenseuche für ausgerottet erklären. Doch hatte sie im Laufe des 20. Jahrhundert vorher noch weltweit geschätzte 500 Millionen Tote gefordert, heute ist eine Erkrankung an Pocken Geschichte.

Impfpflicht in Deutschland

1807 führte Bayern erstmals in Deutschland die Impfpflicht ein. Als 1871 in Deutschland eine schwere Pockenepidemie ausbrach, die rund 180.000 Todesopfer forderte, führte Reichskanzler Otto von Bismarck gegen erheblichen Widerstand die Impfpflicht für das gesamte Reich ein. Wer sich weigerte, dem drohten Geldstrafen, Haft oder Zwangsimpfung.

Einen großen Aufschwung nahm die Impfung durch Forscher wie Louis Pasteur (1822 - 1895), Emil von Behring (1854 - 1917), Paul Ehrlich (1854 - 1914) und viele andere. Als fruchtbar erwiesen sich vor allem empirische Strategien. So konnte Pasteur im Fall der Tollwut, obwohl er den Erreger nicht kannte, das stofflich nicht fassbare Gift (lateinisch: virus) Tollwut auf eine Reihe von Kaninchen übertragen, wobei es sich so abschwächte, dass es bei einer Rückübertragung auf einen Hund keine Tollwut mehr auslöste.

Im 19. Jahrhundert gehörte die Diphterie zu den häufigsten Todesursachen und forderte jährlich bis zu 50.000 Menschenopfer. 1894 gelang es erstmals, aus Blutseren eine Immunisierung dagegen zu entwickeln, deren Dauer allerdings sehr begrenzt war. Erst 1923 konnte durch ein Toxoid eine prophylaktische Impfung gegen Diphterie entwickelt werden.

Grippe als Bedrohung

Im Laufe des 20. Jahrhunderts erweist sich die Grippe (Influenza) als jährliche gesundheitliche Bedrohung. Die stärkste Auswirkung einer Grippe-Epidemie ergab sich nach dem 1. Weltkrieg in den Jahren 1918 bis 1920 durch die sogenannte "Spanische Grippe", die weltweit geschätzte 50 Millionen Todesopfer forderte. Da man den Grippevirus damals noch nicht kannte, ging man davon aus, dass diese Krankheit durch Bakterien ausgelöst wurde. Ärzte arbeiteten daher daran, einen Impfstoff auf der Grundlage von Bakterien aus der Lunge von Infizierten zu entwickeln. Woher die Grippe kam, konnte nicht endgültig geklärt werden, aber sicher nicht aus Spanien. Heute hat zwar jeder die Möglichkeit, sich durch eine Impfung vor Influenza zu schützen, leider mutiert dieser Virus aber so rasch, dass nur eine jährliche Erneuerung der Impfung ausreichenden Schutz bietet.

Seit den 1950er-Jahren bricht immer wieder durch einen hochansteckenden Virus die Poliomyelitis seuchenartig aus und befällt vor allem Kinder. Es kommt häufig zu schweren Verläufen, bei denen das Polio-Virus Nervenzellen im Rückenmark und Gehirn befällt, was zu Lähmungen und Ausfall der Atemmuskulatur führen kann, sodass ein Luftröhrenschnitt oder die "Eiserne Lunge" oft die letzte Rettung ist. Doch konnte auch gegen diese Seuche durch Jonas Salk (1914-1995) inzwischen eine Schluckimpfung gegen diese Seuche entwickelt werden, indem er aus kultivierten Affenzellen erbgeschwächte Viren züchtete, die sich als höchst effizient erwiesen. Jedermann ist daher heute in der Lage, sich durch eine Impfung vor dieser Erkrankung zu schützen.

Medizinische Errungenschaft

Die größte medizinische Errungenschaft stellt aber zweifellos dar, dass es der Wissenschaft möglich war, in weniger als zwei Jahren nach dem erstmaligen Auftreten des Corona-Virus in China wirksame Impfstoffe gegen diese Pandemie zu entwickeln. Unter der Voraussetzung einer ausreichenden Impfung der Bevölkerung von über 80 Prozent wird es daher auch möglich werden, diese schreckliche neue Krankheit zu überwinden.

Seit es Impfungen gibt, existiert leider auch ein grundsätzlicher Widerstand bei einer Minderheit der Bevölkerung gegen sie. Die dafür angeführten Gründe gleichen sich im Wesentlichen bis heute. Sie reichen von der Sorge um Freiheitsverlust, die Frage, wer das Recht hat, über meinen Körper zu bestimmen, über zu befürchtende Nebenwirkungen und Impfschäden, Behauptungen über unzulässige Eingriffe gegen die Natur und Verstöße gegen den göttlichen Willen und die Schöpfung Gottes bis zu den absurdesten Verschwörungstheorien aller Art, die Zweifel darüber aufkommen lassen, ob alle Menschen überhaupt von Natur aus mit ausreichender Vernunft ausgestattet wurden.

Immense Herausforderung

Leider wurde vor allem auch in den Sommermonaten von den verantwortlichen Regierungsträgern beim Bund und bei den Ländern verabsäumt, rechtzeitig notwendige einschränkende Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Corona-Virus zu setzen. Wenn man dabei sowohl die im heurigen Herbst stattgefundenen Wahlen zum Oberösterreichischen Landtag, als auch die Bundestagswahlen in Deutschland in Betracht zieht, liegt der Verdacht nahe, dass von den Regierenden dem Schutz der Bevölkerung vor der Pandemie jeweils weniger Beachtung geschenkt wurde als der Angst vor Stimmenverlusten bei den impfunwilligen Bevölkerungsteilen.

Man kann nur hoffen, dass auch die immer schwieriger werdende Versorgung von Coronakranken in den Spitälern bei den verantwortlichen Politikern zur Einsicht für die Notwendigkeit einer allgemeinen Impfpflicht führt. Die Wirksamkeit und Ungefährlichkeit der zur Verfügung stehenden Impfmittel steht längst außer Frage.

DDDr. Franz Satzinger, Jurist, Historiker und Theologe, ist ehemaliger Stadtamtsdirektor von Vöcklabruck

Seit es Impfungen im Kampf gegen schwere Krankheiten und Epidemien gibt, gibt es auch Impfgegner. | Foto: fotokerschi.at
Franz Satzinger ist Jurist, Historiker und Theologe. | Foto: Stadtamt Vöcklabruck
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