Waidhofen: Ortschef war früher ein Alptraumjob
Französische Kriegstruppen und Brände: Diese Waidhofner Bürgermeister hatten die härteste Amtszeit.
WAIDHOFEN. Händeschütteln, Gemeinderatssitzungen, Eröffnungsreden halten. Glamourös ist der Bürgermeister-Posten nicht wirklich. Doch Waidhofens frühere Ortschefs mussten sich mit viel Gefährlicherem herumschlagen.
Die Pistole an der Brust
"Florian Frieß, der am längsten dienende Bürgermeister der Stadt, führte Waidhofen in einer sehr schwierigen Zeit", erzählt Gudrun Huemer vom Waidhofner Stadtarchiv. Seine Amtszeit war geprägt durch die mehrmalige Invasion französischer Truppen, deren Willkür Frieß auch persönlich ausgeliefert war.
"Seine Ambitionen zur Errichtung einer Industrieschule scheiterten am Widerstand der Eltern", weiß Eva Zankl vom Stadtarchiv. Unter ihm wurde der Wehr- und Stadtgraben vom Ybbstor bis zur Bürgerspitalkirche eingeebnet und die der Hauptmauer vorgebaute Zwingermauer abgetragen. "Bei dieser Aktion stürzte das alte Schulhaus ein, das später wieder neu errichtet wurde", so Eva Zankl.
"Ein schwerer Schlag für Florian Frieß war 1816 der Brand der Vorstadt Leithen, der durch einen Blitzschlag verursacht wurde", erklärt Gudrun Huemer. 1828 starb Frieß ausgebrannt und entkräftet. "Seit dem Mittelalter wurde der Stadtrat von Waidhofen jeweils am 6. Dezember gewählt, als Erinnerung an die Anfänge der Stadt durch die Burg Konradsheim und ihr Nikolauspatrozinium", weiß Gudrun Huemer vom Stadtarchiv Waidhofen.
Nikolaus lädt zur Wahl
"Die Einheimischen nennen es daher bis heute Niglo", fügt sie schmunzelnd hinzu. Die Magistratsregulierung unter Joseph II. 1785 ersetzte den Stadtrat durch einen Bürgermeister, drei Ratsmänner und einen juristisch geschulten Syndikus.
"Durch die historische Tradition der Stadt wurde 1850 eine Bezirkshauptmannschaft in Waidhofen errichtet, kurze Zeit später aber wieder nach Amstetten verlegt. Als Entschädigung wurde Waidhofen 1869 autonome Stadt mit eigenem Statut", so Eva Zankl.
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