Ein Poet ist gegangen
Wenn ein äußerst scharfer Verstand von üblicher Eitelkeit ungetrübt bleibt, dann ist er kein Schwert, sondern… Poesie.
Kirchberg an der Raab war für diesen Geist zu eng, obwohl er sich daran nicht wundgescheuert hat. Das lag zweifellos am Wesen des Mannes, der von einer milden Seele am Leben gehalten wurde, bis die Bürde des verwundeten Leibes zu schwer wurde.
Helmut Schranz hat das Landeszentum nicht gebraucht, um zu werden wer er war. Er hat die Belebtheit der Stadt gebraucht, um genug Raum zu finden, daß er seine Leute im oststeirischen Dorf nicht brüskieren muß. Mit ihnen hat er gelacht und gesungen, wenn es sich ergab. Aber danach mußte er stets in seine kleine Grazer Dachwohnung zurück, wo seine inneren Stürme in der Stille der Nacht genug Platz fanden, um sich auch wieder legen zu können.
Zwischen all dem war viel Literatur, aber mehr noch, viel Leben. Ute Baumhackl nannte Helmut Schranz treffend „Stolzer Diener der Avantgarde“. Auch wenn er mir im Denken meist ein merkliches Stück voraus war und dabei in eleganten Figuren schlenderte, in der realen Begegnung wartete er gerne, bis man auf seiner Höhe ankam, auf daß es gesellig werden konnte.
Dieses unbändige Leben, dem das eigene Herz Gesetzbuch war, hat vor wenigen Tagen geendet. Falls Helmut Schranz etwas hinterlassen hat, dann könnte es bei genauem Hinhören so klingen: „Singt, Leute!“
+) Helmut Schranz (†): Memento
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