Seine Bilder künden von der verlorenen, getäuschten Generation
"Zur Welt, wie sie ist, sage ich nein", so der Titel der Gedenkausstellung mit Werken aus verschiedenen Schaffensperioden des renommierten Weizer Künstlers Hannes Schwarz, der in diesen Tagen 90 Jahre alt geworden wäre.
Anlässlich der Eröffnung im Hannes Schwarz-Zentrum konnte Hubert Brandstätter vom "Atelier KO" zahlreiche Kunstfreunde und Freunde und Wegbegleiter des Künstlers begrüßen.
"Erinnerung ist eine Form der Begegnung", zitierte Kulturreferent Oswin Donnerer Khalil Gibran. "Wir erinnern uns an Hannes Schwarz und begegnen ihm dadurch neu." Schwarz sei, so Donnerer, ein nachdenklicher Mensch gewesen, ein kritischer von oft pessimistischer Weltsicht. Die heutige Zeit und die Dimensionen der humanistischen Probleme erinnern Donnerer an Aussagen von Hannes Schwarz und so müsse er dem Künstler recht geben, wenn er meinte, nein zu sagen zur Welt, wie sie ist.
Sohn einer Magd
Einen tiefen und beeindruckenden Einblick in das Schaffen und das Denken von Hannes Schwarz gewährte Johannes Rauchenberger vom Kulturzentrum bei den Minoriten. Eine Willkommenskultur, sagt Rauchenberger, werde oft als Naivität verstanden, in Erinnerung an den Kriegsüberlebenden Schwarz sei die Übergabe seines Hauses und das seiner Familie an "Way Of Hope" jedoch ein Beispiel dafür, wie man mit der Flüchtlingsproblematik umgehen kann. "Dieses Thema stelle nicht ich in den Mittelpunkt, dieses Thema drängt sich uns auf." Denkt man Schwarz, müsse man denken, wo dieser her kommt, wie seine Geschichte war. Er war Sohn einer Magd und eines Sozialisten der ersten Stunde. Die Erkenntnis Nietzsches, der Mensch sei von der Erde losgelöst - Gott ist tot -, habe Schwarz schwer schockiert. Dieses Losgelöstsein habe den Künstler und Philosophen in den Kriegsjahren eingeholt.
Aus der Vergangenheit lernen
"Es gibt kaum einen österreichischen Künstler", so Johannes Rauchenberger, "der stellvertretend für andere den Nationalsozialismus derart aufgearbeitet hat." Hannes Schwarz habe gewollt, dass seine Bilder künden von der verlorenen, getäuschten Generation. "Und heute", so Rauchenberger", künden die Bilder davon, dass es gewaltpolitisch wieder los gehen könnte. So müssen wir als Rezipienten des Hannes Schwarz seine Sicht in uns hinein lassen, damit wir nicht wieder in einem Chaos landen."
Japanisches Haus
Unmittelbar vor dem Beginn der Ausstellung lud Reingard Schwarz, die in Spanien lebende Tochter des Malers und Künstlers, zu einem Architekturgespräch in das ehemalige Wohnhaus der Familie Schwarz. Die Architekten Eugen Gross, Werner Hollomey und Hermann Pichler von der "Werkgruppe Graz" erzählten humorvoll und spannend vom ersten Aufeinandertreffen mit Hannes Schwarz, von der Aufbruchstimmung in der Kunst- und Architekturszene der 1950er- und 60er-Jahre und von architektonischen Feinheiten des Stelzenbaus in der Hannes Schwarz-Gasse, der heute als japanisches Haus bezeichnet werden darf und nichts von seinem zeitlosen Charakter verloren hat. Die Prima La Muusica-Gewinnerin Paula Supuran umrahmte die Runde mit virtuosem Violinspiel.
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