Durchkommen war die Devise

Hermann Bürge (rote Jacke, samt Team) im Ziel nach 4 Tagen, 22 Stunden und 17 Minuten. | Foto: KK
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  • Hermann Bürge (rote Jacke, samt Team) im Ziel nach 4 Tagen, 22 Stunden und 17 Minuten.
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26 Radrennfahrer waren beim härtesten Langstrecken-Radrennen Europas am Start, nur elf erreichten das Ziel.

Ein Rennen der Extreme

„Es war brutal“, erzählt der Gleisdorfer Extremsportler Hermann Bürge, der mit 54 Jahren mit Abstand der älteste Fahrer war, der das Nonstop-Radrennen rund um Österreichs Grenzen finalisierte. Temperaturen über 40 Grad und 40 Stunden durchgehender Regen setzten allen Fahrern zu. Seine Zeit von vor zwei Jahren hat er heuer um acht Stunden und 19 Minuten verbessert – trotz extremer Bedingungen. Er erreichte mit einer Zeit von vier Tagen, 22 Stunden, 17 Minuten Platz acht. Dabei ist er mit vier Stunden Schlaf ausgekommen. „Alle rund um mich platzierten sind 20 bis 30 Jahre jünger“, berichtet Bürge nicht ohne Stolz. Gewonnen hat das Rennen auch ein Österreicher: Christoph Strasser.

Probleme während des Rennens

Das Rennen startete am 12. August in St. Georgen im Attergau und führte im Uhrzeigersinn rund um Österreichs Grenzen. Aufgrund der hohen Temperaturen hatte Bürge mit der Überhitzung der Schuhe (Karbonsohlen) zu kämpfen. Er musste seine Fußsohlen mit Eisspray kühlen. Auch Durchfall machte dem Gleisdorfer drei Tage zu schaffen. Am schlimmsten aber setzte ihm das „Shermer Neck“-Syndrom zu. Dabei hält der Nacken den Kopf nicht mehr, die Muskulatur lässt aus. Bürge tapte sich den Kopf in den Nacken und passierte so das Ziel. „Vermutlich war es vorher die Hitze und dann die 40 Stunden durchgehender Regen, die das verursacht haben“, mutmaßt Bürge. Der Regen hatte auf der Gerlitzen begonnen und dauerte bis Bischofshofen. In Hallein war es so stürmisch, dass das Rad bis zu 1,5 Meter seitlich versetzt wurde. Zudem war die A10 gesperrt und über den Pass Lueg war es aufgrund der vielen zum Teil aggressiven Autofahrer richtig gefährlich für den Radrennfahrer.
Ereignet hat sich auch ein Fast-Unfall mit einem PKW bei Mittersil. Zudem gab das zweite Begleitfahrzeug kurzfristig seinen Geist auf, konnte aber vom ÖAMTC wieder instand gesetzt werden.

Motivation entlang der Strecke

Hermann Bürge hatte viele Anfeurer entlang der Strecke, verteilt auf ganz Österreich. Fans säumten seinen Weg u. a. in Halbenrain, am Faschinajoch, in Aschach in Tirol, in Hallein. Radrennfahrer schlossen sich ihm ein Stück an und begleiteten ihn – darunter ein Schweizer. Deutsche feuerten ihn mit Kuhglocken an. Mit einem Headset stand Bürge in Verbindung mit seinem rund zehnköpfigen Begleitteam, das ihn motivierte und die ihm auch die aufmunternden Einträge auf seiner Homepage vorlas (siehe: www.hermannbuerge.at).
Regeneration brachten bei diesem diesem Nonstop-Rennen immer wieder kurzen Power-Nappings und zugeführter reiner Sauerstoff.
Und wenn sonst gar nichts mehr ging, beobachtete er während der Fahrt das gelbe Ventilkapperl seines Vorderrades und zählte die Runden. 10… 20… 30…so kam er bergauf.

„Der Zieleinlauf war ein Traum“

Denkwürdig war für Hermann Bürge die Zieleinfahrt am Sonntag, dem 16. 8. ca. um 16 Uhr wieder in St. Georgen im Attergau. Ein Motorrad mit Österreichfahne fuhr ihm voraus – durch das erste Festzelt, durch das zweite Festzelt. Überall jubelten Leute. Die größte Sensation war für die ZuseherInnen das Alter von 54 Jahren von Bürge. Im dritten Festzelt klopften ihm die Leute auf die Schulter und klatschten ab. Übergroß war dann der Jubel auf der Tribüne im Freien.
Körperlich ging es ihm überraschend gut: Er konnte normal gehen, hatte keine Krämpfe, keinen Muskelkater. Auch die Überlastung der Knie war nach zwei Tagen nicht mehr zu spüren.

Resümee und Ausblick

„Mein Team war top, ohne sie geht gar nichts“, beteuert Bürge. Doch der Aufwand so ein Rennen vorzubereiten ist groß und dauert ein Jahr. „So ein großes Rennen tu ich mir nicht mehr an“, so Bürge, aber ganz sein lassen will er es auch wieder nicht. Im Kopf hat er schon das „Race around Slovenia“ und auch 24-Stunden-Rennen wird er weiterhin absolvieren.
Skurriles Detail am Rande: Unterwegs hatte sein Rad nie eine Panne. Wieder daheim hatte es nach 100 Metern Fahrt dann einen Patschen!

Zahlen und Fakten

Steckenlänge: 2.200 km
30.000 Höhenmeter
Zielzeit von Hermann Bürge: 4 Tage, 22 Stunden, 17 Minuten
Bruttodurchschnittsgeschwindigkeit: 23,7 km/h
Höchstgeschwindigkeit: 82,6 km/h (Kühtai)
bergauf: 587,9 km (Durchschnitt: 16,1 km/h)
Durchschnittssteigung: 6%
Maximalsteigung: 16%
Temperaturminimum: 9,1°C
Temperaturmaximum: 41°C
Puls im Schnitt: 122
Maximalpuls: 178
40 Stunden Regen
4 Stunden Schlaf insgesamt
www.hermannbuerge.at

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