Sprachgenie und Weltenbummlerin aus Sipbachzell

Pauline Wimmer und ihr Ehemann Zsolt Eizerdorfen verbringen viel Zeit mit Reisen und am Strand in Miami. | Foto: privat
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  • Pauline Wimmer und ihr Ehemann Zsolt Eizerdorfen verbringen viel Zeit mit Reisen und am Strand in Miami.
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SIPBACHZELL/MIAMI. Ihre Eltern wollten von Beginn an, dass sie ihren Bauernhof in Sipbachzell einmal weiterführt. Doch Pauline Wimmer wollte schon immer wissen, was auf der anderen Seite des angrenzenden Waldes auf sie wartet. Landwirtin zu sein, kam für sie nie in Frage. "Ich startete eine kaufmännische Lehre und machte den Kaufmannsgehilfenbrief. Danach arbeitete ich zwei Jahre lang im Büro und wollte unbedingt mein Englisch verbessern", erzählt Wimmer. Sie wandte sich an eine Studentenaustausch-Organisation und wurde im Alter von 20 Jahren von dieser an ein englisches College als Haushaltshilfe vermittelt. Etwas mehr als ein Jahr später schloss sie mit dem Cambridge University Certificate of Proficiency in English in Oxford ab. "Dann dachte ich mir, es wäre doch auch schön, Französisch zu lernen. Also ging ich wieder zu der Agentur und bekam eine Stelle als Au-pair bei einer Pariser Familie. Jeden Nachmittag ging ich in die Sprachschule und hatte nach 1,5 Jahren verschiedene Diplome", sagt die in Wels geborene Sipbachzellerin.

Reise endete in Miami

Doch England und Frankreich waren nicht genug. Wimmer wollte in die USA, das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. "Es war sehr schwer, eine Green Card zu bekommen. Also bin ich nach Kanada." In Montreal verbrachte sie sieben Jahre. Dort entschied sich die Richtung ihrer bis heute andauernden Karriere: "Ich bekam nach kurzer Zeit eine gute Stelle als Übersetzerin in Französisch, Englisch und Deutsch bei der österreichischen Handelsdelegation und machte gleichzeitig ein Abendstudium mit Bachelor-Abschluss in Übersetzung und Literatur. In Montreal hat es mir sehr gut gefallen, doch die Winter sind in Kanada einfach zu lang und streng." Sie ließ sich zu einer freien Stelle der Handelsdelegation in Los Angeles versetzen. "Dort habe ich mir eingebildet, auch noch Spanisch lernen zu müssen und einen Intensivkurs besucht." Bei einem Mexiko-Urlaub beeindruckte Wimmer die dortige Kultur und Lebensart so sehr, dass sie im Anschluss vier Jahre lang dort blieb und unter anderem ein Konferenzdolmetscherdiplom erwarb. Nachdem ihr die amerikanische Green Card ausgestellt wurde, nahm sie ein Jobangebot in Miami an. Dort lebt die Sipbachzellerin seit 33 Jahren und ist freiberuflich als Gerichts- und Konferenzdolmetscherin sowie Übersetzerin tätig und führt ein Ein-Frau-Unternehmen. 1988 heiratete sie ihren Mann Zsolt. Er ist ungarischer Abstammung und kam als politischer Flüchtling 1966 in die USA.

"Das Leben ist einfach leichter"

"Meine Übersetzungsschwerpunkte sind juristische und Finanzdokumente sowie medizinische Befunde. Ich arbeite sowohl an Bundes- und Landesgerichten als auch für verschiedene amerikanische Ministerien. Solange ich noch arbeite, werden wir bestimmt in den USA bleiben. Das wird noch eine Weile dauern, denn es macht einfach Spaß und ist wie ein Hobby für mich. Alle haben unterschiedliche Talente, ich habe mich halt immer für Sprachen interessiert", sagt Wimmer. Ein weiteres Hobby des Ehepaares ist das Reisen. Einen Teil des Sommers verbringt es dank einer Wohnung im Maria-Theresia-Hochhaus meist in Wels. "Ein Nachteil der USA ist, dass es dort keine solche Geselligkeit gibt wie in Österreich. Eine Art Gasthaus gibt es kaum. Ein Vorteil ist, dass man einfach viel Platz hat und einem Vieles angenehm gemacht wird. Supermärkte haben jeden Tag offen, manche sogar die ganze Nacht." Wunderschön an Amerika seien die überwältigenden Nationalparks. "Es gibt über 100 davon. Viele sind einfach einzigartig, so etwas gibt es in Europa gar nicht."

"Das Volk wird nicht informiert"

Österreich sei den meisten Amerikanern leider kein großer Begriff. "Man kann das aber nicht über den Daumen drehen. Die Amerikaner sind kein homogenes Volk, sondern ein sogenannter Schmelztopf. In Südflorida zum Beispiel ist Spanisch die Muttersprache von zirka 80 Prozent der Bewohner. Im Norden und in der Mitte des riesigen Landes gibt es viele Menschen, deren Vorfahren aus Deutschland oder Skandinavien kamen. Flüchtlinge aus Somalia, Afghanistan und so weiter wurden inzwischen auch dort angesiedelt. Etwa die Hälfte der Wähler sind konservativ eingestellt. Viele Leute kommen nie über ihr Umfeld heraus und haben gar keinen Reisepass. Die wissen auch nicht viel über andere Länder bescheid. Jene Amerikaner, die doch reisen, obwohl die Urlaubszeit für die meisten im Vergleich zu europäischen Verhältnissen sehr kurz ist, haben als Hauptziel zumeist London, Paris, Madrid oder Rom vor Augen. Österreich hat in den meisten Fällen keine Priorität". Das komme auch davon, dass sehr viele Amerikaner nur die Nachrichten bei CNN oder Fox News ansehen. "Das englischsprachige Volk wird in diesen Sendern kaum darüber informiert, was in der Welt vorgeht, es sei denn, der Präsident reist gerade irgendwo hin." Pauline Wimmer informiert sich über News im Internet oder aus deutschen, spanischen und französischen Quellen. Sie war auch bereits aufgrund ihres Jobs und besonders privat oft auf Reisen. Zurechtgefunden hat sich das Sprachgenie bislang überall.

Bisherige Artikel aus der Serie "Landsleute im Ausland":
Christian Koblmiller: Link
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Mario Scherhaufer: Link
Aleksandar Stanojevic: Link
Robert Polzinger: Link
Robert Fischer: Link
Helmut Gaisberger: Link
Jürgen Löschenkohl: Link
Hans-Joachim Lauterbach: Link
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Pauline Wimmer und ihr Ehemann Zsolt Eizerdorfen verbringen viel Zeit mit Reisen und am Strand in Miami. | Foto: privat
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Foto: encrier/PantherMedia
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