Taxi-Krisengipfel: "Der Markt ist in Wels übersättigt"

Es gibt mehr als 100 Taxis in Wels. An den meisten Tagen sind das für die Teilnehmer des Welser Taxi-Krisengipfels zu viele. | Foto: Fotolia/Andres Rodriguez
  • Es gibt mehr als 100 Taxis in Wels. An den meisten Tagen sind das für die Teilnehmer des Welser Taxi-Krisengipfels zu viele.
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WELS. Ein Vorfall am 8. Dezember, bei dem ein türkischer Taxilenker eine betrunkene Frau vergewaltigt haben soll, ist der Auslöser für einen Taxi-Krisengipfel am 16. Jänner in Wels. Der zunächst verhaftete Fahrer wurde zwar wegen unzureichender Beweislage wieder freigelassen, Vertreter der Wirtschaftskammer, der Stadt Wels sowie der Taxifahrer und -unternehmer besprechen dennoch am kommenden Montag Lösungsvorschläge, um etwa das Sicherheitsgefühl der Fahrgäste zu stärken und zu hohe Preise für Fahrten über die Stadtgrenze hinaus sowie zu hohe Geschwindigkeiten zu verhindern. "In Wels gibt es den Taxameter, aber sobald das Taxi über der Stadtgrenze ist, gilt mehr oder weniger freie Preisgestaltung. Neben zu hohen Preisen gibt es auch Beschwerden wegen Unfreundlichkeit der Taxilenker und zu hoher Geschwindigkeit", sagt WKO-Leiter Manfred Spiesberger.

Aufhebung der Anonymität

Um all diesen Beschwerden in Zukunft nachzugehen, schlägt Sicherheitsstadtrat Gerhard Kroiß (FPÖ) die Installation eines Taxi-Ombudsmannes vor. "Als Kunde kann ich mich dann an eine kompetente Stelle wenden. Die Stelle sollte aber nicht beim Magistrat angesiedelt werden, sondern bei der Wirtschaftskammer. Die gehört hier in die Pflicht genommen. Wenn bei der Beschwerde das Kennzeichen und der Name des Taxifahrers angegeben werden, kann man da, denke ich, durchaus etwas machen." Hier könne auch ein Bild des Lenkers mit all seinen Daten in der Mittelkonsole des Taxis helfen. "Für den Fahrgast wäre es gleich ein ganz anderes Gefühl, wenn man den Fahrer aus der Anonymität raushebt." Ein weiterer Vorschlag der Teilnehmer am Krisengipfel ist das Qualitätstaxi. Taxis bekämen nach der Absolvierung einer bestimmten Qualitätsprüfung eine Plakette und dürften mehr verlangen als Taxis ohne diesem Siegel.

Frauentaxi scheint nicht realisierbar

Für Wirtschaftsstadtrat Peter Lehner (ÖVP) sind wie auch für Kroiß die bürokratischen Hürden zu groß, um nach Beschwerden und Vergehen Taxiunternehmern die Gewerbeberechtigung beziehungsweise Lenkern die Lizenz zu entziehen. Lehner fordert die Einführung eines Frauentaxis, welches nur von Frauen gelenkt wird. "Für mich ist das heutzutage notwendig in einer Stadt in der Größe von Wels, damit Frauen auch in der Nacht sicher nach Hause kommen." Für den Welser Taxisprecher Johann Ehmair sind all diese Vorschläge zwar "... leicht gesagt, aber alles läuft darauf hinaus, dass die Polizei mehr kontrollieren muss. Egal, ob es um zu schnelles Fahren, den Taxilenkerausweis des Fahrers oder um die ordnungsgemäße Ausstattung des Fahrzeugs geht." Besserung sei nur in Sicht, wenn schwarze Schafe aus dem Verkehr gezogen würden. Die Einführung eines Frauentaxis ist für ihn nicht möglich. "Dann braucht man Lenkerinnen, die auch in der Nacht und am Wochenende fahren. Es gibt nicht einmal genügend österreichische Männer, die das wollen."

"Es gibt keine Probleme"

Taxiunternehmer und -fahrer Sven Berger bezeichnet die Situation in Wels als "katastrophal". Er schätzt, dass etwa 90 Prozent der türkischstämmigen Taxifahrer keine Konzession besitzen. "Ich kann nicht alle schlechtreden, aber dieses Problem besteht und hat sich über Jahre hinweg aufgebaut." Auch Berger wünscht sich verstärkte Polizeikontrollen. "Wenn einer kommt, sind alle innerhalb von fünf Minuten untergetaucht und stehen eine Stunde später wieder da." Generell gebe es mit deutlich über 100 derzeit zu viele Taxis in Wels. "Zu Silvester würden 150 zu wenige sein, an einem normalen Wochentag sind zehn auch genug. Der Markt ist aber deutlich übersättigt. Wels ist nicht unbedingt eine Stadt mit hoher Attraktivität. Viele Fahrzeuge sind in miserablem Zustand unterwegs." Das Problem liege in der Kontrolle. "Ist jemand, der als gewerblicher Geschäftsführer eines Taxiunternehmens gemeldet ist, auch wirklich als dieser tätig? Passt die Kfz-Zulassung? Hat der Fahrer eine Lizenz?" Stadtkommandant Klaus Hübner hingegen sieht keine Probleme. "Das ist eine Geschichte der Taxiinnung. Vor einigen Jahren hatten wir zwei Monate lang einen Schwerpunkt in diese Richtung. Die Befürchtungen, dass viele Lenker ohne Lizenz oder Konzession unterwegs sind, haben sich aber nicht bestätigt." Derzeit werden Taxilenker im Zuge von normalen Verkehrskontrollen kontrolliert.
Die genannten Themen werden beim Welser Krisengipfel besprochen, danach peilt WKO-Leiter Spiesberger eine Bezirksversammlung mit allen Taxiunternehmern an.

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