Es gibt nur ein paar "Modeberufe"
Der Fachkräftemangel verdoppelt sich laut Prognose bis 2020 auf 37.000 in Oberösterreich.
WELS. Wie ein roter Faden zieht sich der Fachkräftemangel laut Manfred Spiesberger, dem Bezirksstellenleiter der WKO Wels, vor allem durch die technischen Berufe und das Gastgewerbe. "Der Facharbeitermangel ist gravierend und schon seit Jahren virulent." Dies sei zwar kein typisches Welser Problem, "aber in Wels dennoch arg, weil wir hier eine hochtechnisierte Wirtschaft und eine gute Wirtschaftslage haben." Es gebe derzeit annähernd so viele freie Lehrstellen wie junge Menschen, die eine solche suchen. "Doch es gibt nur ein paar Modeberufe." Um viele freie Stellen reißen sich die Bewerber also nicht gerade. "Das tut uns sehr weh. Wir kämpfen beispielsweise mit der größten Berufsinformationsmesse Österreichs und lokalen Lehrlingsmessen in Wels, Lambach und Marchtrenk dagegen an. Dort versuchen wir, die Lehre attraktiv zu machen", sagt Spiesberger. Zu den Modeberufen zählt er bei Mädchen jenen der Einzelhandelskauffrau, der Bürokauffrau und der Friseurin. Bei Burschen ist dies etwa der Beruf des KFZ-Mechanikers.
"AHS saugen viel auf"
Große Mängel gebe es im Baubereich und in Lebensmittelberufen wie jenen des Bäckers und Fleischers. Ein Dorn im Auge sind Spiesberger auch die hohen Schülerzahlen in den Welser AHS. "Die saugen irrsinnig viel auf und sicher ein Drittel der Schüler ist dort fehl am Platz. Die kommen irgendwann drauf, dass das nichts für sie ist und nur Sinn macht, wenn man weiterstudiert und steigen aus." Diese Schüler würden in Lehrberufen abgehen. "Ein guter NMS-Absolvent am Land ist mindestens so gut wie ein AHS-Absolvent in der Stadt", meint Spiesberger.
Engpass von 37.000
Laut aktueller Prognose des Fachkräftemonitors fehlen im Jahr 2020 rund 37.000 Fachkräfte in Oberösterreich. Das sind mehr als doppelt so viele wie aktuell. "Zwar kommt es bis zum Jahr 2019 noch zu einer Steigerung des Fachkräfteangebots, da jedoch die Nachfrage in den kommenden Jahren stärker wachsen wird, vergrößert sich die Fachkräftelücke und geht dann immer weiter auf", sagt Wirtschafts-Landesrat Michael Strugl. Für das Jahr 2030 wird ein Engpass von 136.000 Fachkräften prognostiziert. Als einen Grund nennt Strugl wie Spiesberger die Verlagerung hin zu technischen Berufsfeldern. Dazu komme der steigende Akademisierungsgrad sowie die zunehmende Digitalisierung der Wirtschaft.
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