Die Froihoferin: Vinyl und Genuss am Gertrudplatz
Von der Hobelbank bis zum Plattenspieler, irgendwo zwischen traditionell und modern ist Waltraud Froihofers neues Lokal beim Kutschkermarkt angesiedelt.
WÄHRING. Ist es in den meisten Lokalen die Küche, die den Titel "Herzstück" für sich beansprucht, ist es hier ganz unangefochten der Plattenspieler. Der kulinarische Genuss kommt zwar keineswegs zu kurz, in dem Lokal "Die Froihoferin" ist es trotzdem der kleine Analogspieler im Eck, der das Rennen macht. "Janis Joplin oder Jimmy Hendrix, zum Aufräumen meistens AC/DC", erklärt Inhaberin Waltraud Froihofer die Musikwahl.
Studiert hat die 43-Jährige europäische Ethnologie. Als Kulturwissenschaftlerin hat sie viel Zeit mit Recherchen in diversen Archiven verbracht. Dass sie jetzt ihr eigenes Lokal betreibt, sieht sie als neue Herausforderung.
In den schicken Räumlichkeiten am Getrudplatz tritt Froihofer in die Fußstapfen der vormaligen "Maggies Genussgalerie". Nach dem Tod der einstigen Inhaberin habe ihr Freundeskreis das Lokal zwar irgendwie weitergeführt, irgendwann habe man dann jedoch sie gefragt, ob sie das Ruder übernehmen wolle. "Ich habe mir dann gedacht, ich probier’s mal", so die Neo-Inhaberin. Da sie ohnehin am Kutschkermarkt gegenüber einen Marktstand betrieb, war auch die Frage nach dem Konzept schnell geklärt. Von Kaffee über die Jause bis hin zu Mehlspeisen und Bier stammt alles von regionalen Anbietern. Je nach Saison ändert sich deshalb auch die Speisekarte.
"Tolle Gemeinschaft"
"Es gilt, hier erst einmal unseren Platz zu finden. Man muss sich natürlich in alles erst hineinarbeiten", so die 43-Jährige. Das reiche von betriebswirtschaftlichen Angelegenheiten bis hin zu den Hygieneauflagen. Dass sie zuvor noch nie in einem Gastronomiebetrieb tätig war, stört sie dabei nur wenig. "Ich brauche immer wieder Herausforderungen. Herausforderungen finde ich lässig", so Froihofer. Schon im Sommer 2014 kam sie aus der Steiermark nach Wien, um einen Stand am Kutschkermarkt zu betreiben. Dort fühlt sie sich auch heute noch pudelwohl. "Das ist ein lieber, kleiner Markt. Einfach sehr sympathisch. Da gibt es kein Marktgeschrei, keinen Neid oder Rivalitäten untereinander. Wir sind eine tolle Gemeinschaft", so Froihofer.
Ganz besonders sticht das Ambiente des kleinen Lokals hervor. In einer Mischung aus Tradition und Moderne kann man es sich wahlweise auf einem Sessel im Bauhaus-Stil oder auf einer umfunktionierten Hobelbank bequem machen – im Sommer dann auch im Schanigarten. Ein Teil der Einrichtung sind Relikte aus der Genussgalerie, einen Teil hat Froihofer selbst mitgebracht. Die Wände zieren Kunstwerke eines Künstlers aus Grinzing. Und mittendrin natürlich der Plattenspieler. "Analog ist einfach etwas ganz Eigenes", schwärmt die Inhaberin. Manchmal bringen auch Gäste ihre eigenen Platten mit. Auch Raum für Lesungen, Musikauftritte oder Kabarettabende bietet das Lokal. Fragt man die Inhaberin nach der Zukunft des Lokals, gibt sie sich bescheiden: "Man muss ja nicht großartig verdienen dabei. Aber eine Espresso-Maschine dürfte es vielleicht schon noch sein", lacht Froihofer.
Zur Sache:
"Die Froihoferin" am Gertrudplatz 3 hat Dienstag bis Samstag von 9 bis 21 Uhr und am Sonntag von 10 bis 15 Uhr geöffnet. Infos: www.diefroihoferin.at
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