„Olympia ist für Wien eine Chance!“
Die vierfache Olympia-Teilnehmerin Anja Richter im bz-Interview über die Bewerbung Wiens für die Sommerspiele 2028.
Waren Sie überrascht, dass die Wiener über die Olympia-Bewerbung bei der Wiener Volksbefragung (7. bis 9. März) abstimmen können?
ANJA RICHTER: „Ja, da Wien bisher noch keinen so starken Fokus auf den Leistungssport gelegt hat. Ich finde es ein tolles Signal. Mich hat aber durchaus überrascht und verwundert, dass sich viele Sportfunktionäre dagegen ausgesprochen haben. Für Wien und den Sport ist eine Olympia-Austragung eine Riesenchance.“
Auslöser für die Volksbefragung war das Parkpickerl. Ist die Olympia-Frage kein Ablenkungsmanöver?
„Ich finde diese Frage sinnvoll, da es darum geht, eine Stadt komplett zu modernisieren und fit zu machen. Zum Parkpickerl gibt’s ja auch eine Frage.“
Für die Olympischen Spiele wären 32 Sportstätten und ein olympisches Dorf für 20.000 Menschen notwendig. Ist das in Wien realistisch?
„Es könnte eine Initialzündung sein, dass Sportstätten mit internationalen Standards, die Wien dringend benötigen würde, gebaut werden. London hatte beispielsweise nicht einmal ein 50-Meter-Schwimmbecken.“
Wo könnte in Wien ein Olympiadorf entstehen?
„Das müssen Stadtplaner entscheiden. Für mich wäre der Olympic Park ganz gut im Bereich des Praters angesiedelt.“
Sollten Segelbewerbe am Neusiedler See stattfinden?
„Nein. Es wäre meiner Meinung nach eine gute Gelegenheit für eine Bewerbung mehrerer Nationen. Das gab es bei Olympia noch nie. Meine Vision wäre eine Bewerbung als Europäische Union mit Wien als Hauptaustragungsort.
Die EU hat auch den Friedensnobelpreis bekommen, warum soll sich die EU nicht für die Olympischen Spiele bewerben?“
Bei der letzten Olympiade in London machte Österreich keine einzige Medaille…
„Das wäre natürlich nicht so gut. Es ist wichtig, dass man Erfolge feiert. Man müsste parallel zur Bewerbung damit beginnen, den Spitzensport in Wien zu professionalisieren und jene Sporttalente optimal zu betreuen, die eine Medaille gewinnen könnten. 15 Jahre wäre ein sehr guter Zeitrahmen.“
Begeistern Sie Ihre beiden Kinder fürs Turmspringen?
„Helene wird zwei Jahre alt und ist vor zwei Wochen das erste Mal vom Ein-Meter-Brett gesprungen. Das hat mich sehr beeindruckt. 2028 ist sie 17 Jahre alt und hätte dann vielleicht eine Vision, bei der ich sie unterstützen würde (lacht).“
Zur Person
Anja Richter (35) feierte als Turmspringerin große Erfolge: 35-fache österreichische Staatsmeisterin, Olympia-Vierte 2000 und EM-Silber 2006. 2008 beendete die Wienerin ihre aktive Karriere. Die zweifache Mutter ist Kabinettsmitarbeiterin bei Sportminister Darabos.
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