Im Grätzel des Geschichte(n)-Erzählers
Dietmar Grieser ist ein Entdeckungsreisender: Seit 36 Jahren geht er den Spuren der Menschen und ihren Geschichten hinter der Geschichte nach.
Vor kurzem hat er seinen 75. Geburtstag gefeiert und sein 41. Buch herausgebracht. Es ist sein "persönlichstes" Buch: Er begibt sich auf Spurensuche in seine eigene Geschichte, die den gebürtigen Deutschen seit 1957 mit seiner Wahlheimat Wien verbindet. Titel: "Das gibt´s nur in Wien". "Ich kam damals als Student nach Wien und wollte eigentlich nur zwei Semester bleiben", schmunzelt der Autor von Longsellern wie "Schauplätze der Weltliteratur". Doch aus dem geplanten Kurzbesuch wurde eine große, lebenslange Liebe: "Die Stadt und ich passen einfach perfekt zueinander." Er blieb und landete schon bald in seinem Bezirk: Der Landstraße. Dreimal ist er hier umgezogen und "final gelandet" in seiner schönen Wohnung am Arenbergpark. Er liebt den Bezirk, der Bezirk liebt ihn und hat für ihn sogar eine eigene Auszeichnung erfunden. "Ich wurde mit dem Titel `Kulturbürger des dritten Bezirkes` ausgezeichnet", erzählt Grieser, "das gibt´s nur in Wien." Im gleichnamigen Buch werden Begebenheiten, Nachbarn und Wiener Originale wieder lebendig. "Ich schreibe gerne über die Menschen, die sonst nicht im Rampenlicht stehen." Hausmeister, die resolute Kellnerin Franzi, die darauf bestand, dass man aufisst und austrinkt, bevor man geht und viele andere, die für Grieser den Charme seiner unmittelbaren Umgebung ausmach(t)en und Teil seiner eigenen Lebensgeschichte wurden.
Kurioses und liebe Gewohnheiten im Grätzel
Im Café Restaurant Limbeck hinter der Rochuskirche hat der Autor beispielsweise ein eigenes Postfach, in einer alten Anrichte. Er ist dort Stammgast, wird angerufen, wenn es sein Lieblingsessen gibt (etwa Dillkartoffel): "Ich mag Wiener Küche, habe selber aber nur ein Mal gekocht, 1984 im Fernsehen für ´Bitte zu Tisch´", erinnert sich Grieser mit Grauen an diese Erfahrung. "Ich gehe lieber ins Gasthaus." Besonders gerne zu Gertrude und Karl Fügert´s "Zum Alten Heller" in der Ungargasse 34, einem der letzten Original Alt Wiener Lokale mit wunderschönem Gastgarten. Nur wenige Schritte entfernt: Die Buchhandlung F.R. Müller. Chefin Evelyn Rosenkranz-Haydn hat ihm hier sogar einen eigenen "Grieser Altar" eingerichtet, mit alten und neuen Büchern: "Hier habe ich oft und gerne gelesen und auch mein neues Buch präsentiert." Und wohin spaziert der Autor am liebsten? "Nach Erdberg, dort wo die Landstraße weniger prachtvoll wird." In der etwas anderen Beschaulichkeit genießt er den Mix der Kulturen, entspannt beim Spaziergehen. Oder im Botanischen Garten im Oberen Belvedere: "Dort kann ich stundenlang sitzen und lesen." Besonders wichtig für den "letzten Leser", wie sich Grieser gerne selbst bezeichnet. Allerdings: Danach geht es wieder heim in seine Wohnung, zu seinen Büchern und - den Computer. "Ohne den geht es auch bei mir nicht mehr."
Du möchtest selbst beitragen?
Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.