Geschichten "Im Cottage"
"Jedes Haus hat ein Gesicht", sagt Autor Werner Rosenberger, den der Blick hinter die Fassaden besonders reizt.
Vor sieben Jahren zog der bekannte Journalist und langjährige Kultur-Redakteur des KURIER in die Billrothstraße. Das war der Anfang einer Entdeckungsreise der besonderen Art, die direkt vor seiner Haustüre begann und eigentlich immer noch andauert. "Bei Spaziergängen mit meiner Frau durch das Cottage hat uns beide die Schönheit der Gebäude fasziniert. Wir machten im Laufe der Jahre zahllose Fotos, die uns neugierig machten, welche Geschichten sich wohl hinter den Fassaden verbergen, wer hier gelebt hat und was er oder sie hier erlebt hat." Erst nach langer, intensiver Recherche gab das Cottage einige jener raren Geschichten preis, die so gar nicht alltäglich sind, teilweise tragisch, oft humorvoll, immer aber überraschend, die man jetzt in Werner Rosenbergers "Im Cottage"- Wiens erste Adressen und ihre berühmten Bewohner, erschienen im Metroverlag, nachlesen kann.
Das „Grätzel mit Goldrand“
Das wohlhabende Wiener Bürgertum zog es in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts an den Rand der Stadt, in die Vororte. Im Cottage in Währing und Döbling entstand ein "Grätzel mit Goldrand", wie Rosenberger sagt, mit Häusern und Villen, in denen berühmte Literaten, Schauspieler, Gelehrte, Industrielle und Künstler wohnten. Manche wohnen übrigens noch immer dort. Die stolzen Häuser mit Patina, zwischen 1873 und 1930 errichtet, machen noch heute den Charme des Viertels aus. Und jedes Haus schrieb seine eigene Geschichte. „Alle haben sich gekannt“, stellt Rosenberger fest. Arthur Schnitzler hat in der Sternwarte Straße 71 gelebt, an „Das weite Land“ geschrieben und mit seiner Frau Olga gestritten. Gegenüber, in der prachtvollen gelben Villa, lebte Ferdinand Schmutzer mit seiner Frau Alice, Tochter des Industriellen Schnabel, bei denen Schnitzler, Felix Salten, Stefan Zweig und Hermann Broch verkehrten. Schmutzer, begnadeter Radierer und Kupferstecher, portraitierte Wiens Bürgermeister Karl Lueger und Karl Seitz, kaiserliche Hoheiten, Burgschauspieler Josef Kainz und Leo Slezak. Er fotografierte meisterlich, wenn auch nicht für die Öffentlichkeit bestimmt, den Physiker Albert Einstein und Richard Strauss – sie alle kamen zu ihm ins Atelier.
Theaterdynastien, Rosenkriege und Sanatorium
Das efeuumrankte Haus in der Gymnasiumstraße 47 war fast ein Jahrhundert lang Hauptquartier der Theaterdynastie um Hugo Thimig, Vater von Schauspiellegende Helene Thimig. Ihre ganz persönliche Geschichte findet sich im Buch ebenso, wie der Rosenkrieg Alexander Girardis, der sich auf der Flucht vor seiner Frau Helene Odilon in einen Backsteinbau in der Hasenauerstraße flüchtete, um der Einweisung in eine Nervenheilanstalt zu entgehen. Felix Salten hatte in der Cottagegasse seine Inspiration für „Bambi“ und „Josefine Mutzenbacher“, während sich Sigmund Freund und Giacomo Puccini im Cottage Sanatorium behandeln ließen. Mehr darüber: einfach nachlesen „Im Cottage“.
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