GÖD-Mieter steigen auf Barrikaden

Von nicht gehaltenen Versprechen und saftigen Teuerungen reden die Mieter, von Verwechslungen und dem Bemühen um eine für alle Beteiligten sinnvolle Lösung spricht der GÖD-Geschäftsführer Michael Baumgartner.

WIENER NEUSTADT. Mit gutem Gewissen entschlossen sich die Mieter vor rund vier Jahren für den GÖD-Genossenschaftsbau in der Ausstellungsgasse 11. Das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmte. Nach nur vier Jahren ist alles anders. „Die Relation stimmt nicht mehr“, ärgert sich Mag. (FH) Peter Tamandl. Die Mieten sind seit dem Einzug 2005 um satte 25 Prozent gestiegen. „Ich zahle statt anfänglich 488 bereits 623 Euro“, rechnet Tamandl vor.

Auch sonst müssen die Mieter tiefer in die Tasche greifen. Tamandl: „Der Finanzierungsbetrag für die Baukosten war mit 7.687,80 Euro beziffert. Tatsächlich zahlen wir nun 11.654,95 Euro. Insgesamt müssen wir nun 4.937,30 Euro nachzahlen.“ Grund für die Rechnungen: Die explodierten Baukosten für 38 Wohneinheiten.

Und das obwohl die Mieter bereits beim Einzug je nach Wohnungsgröße zwischen 20.000 und 30.000 Euro Finanzierungsbeitrag geleistet haben, werden sie jetzt noch mal mit 1.500 und teilweise bis zu 9.000 Euro zur Kasse gebeten.
Mag. Michael Baumgartner, Geschäftsführer bei GÖD beteuert: „Wir sind ein gemeinnütziges Unternehmen. Wir verrechnen nur die Aufwendungen, die entstehen. Die Kosten sind um 78.000 Euro gestiegen. Das sind nicht einmal zwei Prozent der vier Millionen Euro Baukosten. Und es muss auch einmal gesagt werden, dass bei einer Mieterversammlung von 38 nur vier Mieter erschienen sind. Nämlich die, die Nachzahlungen haben. Die anderen haben sogar Gutschriften.“

„Haben das Vertrauen verloren“
„Wir wollten uns vor vier Jahren einen seriösen Bauträger aussuchen, um bösen Überraschungen möglichst aus dem Weg zu gehen. Eine Gesellschaft, die einen rot-weiß-rot beplankten Adler sowie die Bezeichnung „Gewerkschaft öffentlicher Dienst“ in der Firmenbezeichnung trägt, ließ uns sehr entspannt in ein Vertragsverhältnis gehen. Diesen Vertrauensvorschuss haben wir bereut“, meinen Tamandl und seine Nachbarn.

So versprach man den Mietern eine Grünfläche vor der Haustür. Als die Bagger anrollten, sahen die Hofstätters ihren Traum verwirklicht. „Super, jetzt bekommen wir nicht nur einen Park, sondern auch einen Teich zum Schwimmen.“ Bekommen haben die Mieter letztlich einen fünfstöckigen Neubau einer Konkurrenz-Genossenschaft. Baumgartner kontert: „Diese Versprechen sind von GÖD sicher niemals gemacht worden. Wir können ja schlecht über fremde Grundstücke verfügen. Ein Spielplatz wurde auf unsere Kosten angelegt. Und der sorgt nun auch für Kritik, weil Kinder spielen und es dann laut ist.“

Stundung zu 3,5 Prozent Zinsen
Ein Ende des Konflikts im Mehrparteienwohnhaus scheint jedenfalls nicht in Sicht. Tamandl spricht von weiter steigenden Mieten: „Das sei unvermeidlich aufgrund von Annuitätensprüngen bzw. den extrem steigenden Betriebskosten, meinte Baumgartner. Unverständlich dabei: Die WBV-GÖD hat in derselben Siedlung eine andere Wohnhausanlage errichtet, wo die Monatsmieten aber in den letzten Jahren gesunken sind. Wir fragen uns natürlich, wie das möglich ist, wenn dieselbe Firma die Finanzierung organisiert hat und die Betriebskosten für zwei unmittelbar nebeneinander stehende Häuser doch wohl auch nicht so grundlegend unterschiedlich sein können?“ „Alle Wohnhausanlagen haben eine andere Förderung seitens des Landes bekommen. Das spielt da mit hinein“, argumentiert GÖD-Geschäftsführer Baumgartner und meint weiter: „Wenn in älteren Wohnhausanlagen die Zinsen gesunken sind, geben wir diese Senkung an die Mieter weiter. Umgekehrt auch die Zinssteigerungen. Wir verdienen nichts an den Mieten.“ Immerhin konnten Raten-Rückzahlungen vereinbart werden. „Aber für wenig marktkonforme Zinsen von 4,88 Prozent jährlich. Wir haben nachgefragt, warum der Zinssatz so hoch ist und uns wurde erklärt, dass er vom Wirtschaftsministerium vorgegeben wird. Wir waren lästig genug, dass der Zinssatz auf 3,5 Prozent gesenkt wurde“, erklärt Tamandl.

Auf Posting folgte Androhung von rechtlichen Konsequenzen
Freitags schaukelte sich die angespannte Situation zwischen Mieter Tamandl und GÖD-Geschäftsführer Baumgartner zusätzlich auf. Tamandl: „Ich habe zu einer GÖD-Werbung für ein ähnliches Projekt gepostet, dass man bei den Quadratmeterpreisen aufpassen soll und einen Link zu unserer Seite gesetzt. Baumgartner hat mir mit Klage gedroht. Fairerweise muss ich sagen, dass er auch meinte, er werde sehen, was er für uns tun kann.“

Zu den Vorwürfen der Drohung konnte Baumgartner nicht mehr befragt werden. Er war bis Redaktionsschluss nicht erreichbar.

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