"Gottes Polizist" im Einsatz

MARIA ANZBACH (red). Der Neustadtler Martin Hochedlinger hat sich seiner Berufung hingegeben und wurde vom Polizisten zum Geistlichen. "Auch in Zukunft wird kein Strafzettel in den Beichtstühlen von mir ausgestellt", sagt er augenzwinkernd. Er ist mittlerweile in der Pfarre Maria Anzbach tätig.

Erste Berufung: Polizei
Martin Hochedlinger war acht Jahre lang Einzelhandelskaufmann, dann entschied er sich dafür, Polizist zu werden: "Auch mein Vater war bei der Gendarmerie. Als Polizist konnte ich den Menschen in vielerlei Situationen helfen." Dabei gab es immer wieder gefährliche Einsätze, in diesen Situationen hat Hochedlinger sich die Frage gestellt: „Wo ist Gott? - Warum lässt er all das Leid zu?“
So wurde er in seinem Alltag als Polizist immer sensibler auf die Frage: „Warum soviel Gottlosigkeit? Was ist der Sinn des Lebens?“ Auch der Umgang mit betrunkenen oder suchtgiftkranken Menschen gestaltete sich nicht immer einfach, schildert der ehemalige Polizist.

Zweite Berufung: Kirche
"Unvergesslich bleibt mir aber ein Einsatz bei einem Verkehrsunfall: Als ich mit dem Polizeiauto eintraf, lief mir schon ein Mann weinend entgegen. Ich konnte mich jedoch nicht um diesen Mann eingehend kümmern, da ich die Unfallstelle auf der Autobahn absichern musste, um noch mehr Schaden oder Tote zu verhindern. Im Zuge meiner Erhebungen auf der Unfallstelle erfuhr ich, dass unmittelbar zuvor die Frau des Mannes im Unfallfahrzeug verstorben war.
Dies sind sicherlich Momente im Leben eines Polizisten, die man nie vergisst", beschreibt Hochedlinger ein Schlüsselerlebnis. Sein Umfeld habe mit großem Erstaunen reagiert, als er dann den Wunsch äußerte, Priester zu werden. "Als jedoch meine Familie und meine Kollegen erkannten, dass ich es ernst meinte, haben sie meinen Entschluss akzeptiert und mich unterstützt", so Hochedlinger. Zurzeit ist Martin Hochedlinger Ferienkaplan in Maria Anzbach. Ab 1. September wird er als Kaplan in den Pfarren Nöchling und Dorfstetten tätig sein.