Interview mit Neo-Landesrat Jochen Danninger
Motor läuft trotz Virus

Danninger:" Werfe Flinte bei S8 nicht ins Korn" | Foto: Markus Berger
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NIEDERÖSTERREICH. So denkt der Neue: Landesrat Jochen Danninger über Wirtschaftslage, Tourismuszukunft und Sport.

Wo wird man die Handschrift vom Landesrat Danninger erkennen können?
Das Gute ist, dass NÖ wirklich gut aufgestellt ist. Auch wenn man es im europäischen Vergleich anschaut, dann liegt NÖ am hervorragenden 29. Platz im Vergleich von fast allen 300 europäischen Regionen als bestes Bundesland Österreichs. Im letzten Jahr haben wir 121 neue Betriebe angesiedelt, 1.300 neue Arbeitsplätze geschaffen. Aber ich bringe auch neue Ideen mit.

Wie schauen die konkret aus?
Das Wichtigste ist mir, dass sich die Unternehmen künftig noch mehr auf ihr Kerngeschäft konzentrieren können. Und da ist mir der Bürokratieabbau wirklich ein Anliegen. Erstens gehören Förderrichtlinien vereinfacht. Das ganze Abrechnungswesen gehört vereinfacht, da kann man die Unternehmen entlasten. Das Zweite ist das „once only“ Prinzip: Wenn ein Unternehmer seine Daten einmal meldet, dann sollen sich die Behörden untereinander vernetzen und nicht der Unternehmer ständig alle Daten neu liefern müssen. Ein ganz konkretes Beispiel ist auch bei den Beherbergungsbetrieben das digitale Gästeblatt. Auch das ist ein Punkt, man kann es heutzutage händisch ausfüllen, aber es gibt auch die Möglichkeit das elektronisch zu machen.

Sind das wirklich die größten Probleme der Betriebe?
Ich möchte in der nächsten Zeit viel unterwegs sein um den Dialog zu suchen mit den Unternehmen. Denn die brauchen Wertschätzung für die tolle Arbeit die sie leisten und ich will einfach ein Partner sein, dem man offen sagt: Was können wir verbessern, damit es noch besser läuft in Niederösterreich.

Nach den ersten Besuchen, wie ist die Stimmung?
Die Stimmung ist sehr sehr gut. Ich war gerade bei der Firma Egger, ein Paradeunternehmen, wo
wir sehr sehr stolz sind, dass die seit 40 Jahren ihren Standort in NÖ haben. Das ist für mich der Beweis, dass der Wirtschaftsstandort NÖ funktioniert und dass auch das Land NÖ funktioniert. Natürlich, es gibt Unsicherheiten, die kein NÖ-Spezifikum sind. Etwa das Coronavirus beschäftigt die Wirtschaft. Wir unterschätzen es nicht, aber wir wollen es auch nicht dramatisieren. Wir brauchen da eine ruhige Hand um uns durchzuführen.

Durch das Virus sieht man wie fragil das globalisierte System ist. Zieht man Lehren?
Die Lage ändert sich fast stündlich. Maßnahmen wie Kurzarbeit für die betroffenen Branchen sind daher sinnvoll. Die Stärke Niederösterreichs Wirtschaft ist jedoch die Vielfalt. Wir haben kleine Unternehmen, mittlere Unternehmen, große Player, wir haben Start-ups. In dieser Vielfalt liegt eine unglaubliche Kraft, die dafür sorgt, dass wir nicht so abhängig sind. Für NÖ ist der Export extrem wichtig, darum muss man sich auch hier divers aufstellen. Man darf sich nicht abhängig machen von einem Exportland.

Was wird beim Thema Digitalisierung angegangen?
Man muss im ersten Schritt die Ängste nehmen. Wir haben mit
unserem Haus der Digitalisierung gestartet. Man muss Begriffe erklären, Chancen aufzeigen. Unternehmen sollen ihre Best Practice Modelle vorstellen. Ein Tischler, ein Handwerker, aber auch große und mittlere Unternehmen die sagen: Da habe ich von der Digitalisierung profitiert. Um zu zeigen und zu sehen: Wenn der das kann, kann ich das auch. Das Haus der Digitalisierung wird 33 Millionen Euro kosten, es ist wirklich ein Leuchtturm-Projekt, das internationale Maßstäbe erfüllen wird, darauf freue ich mich sehr.

Damit man die Segnungen der Digitalisierung nutzen kann, muss man eine gute Anbindung
haben. Wie schaut da die Strategie in NÖ aus?

35.000 Haushalte haben wir schon angeschlossen. Wir haben nun 300 Millionen von einem Privatunternehmen, Allianz Capital Partners, eingeworben, können jetzt im ländlichen Raum, also in Gemeinden mit weniger als 5.000 Einwohnern, die nächsten 100.000 Haushalte mit Glasfaser
bis zur Haustür versorgen.

Wenn man sich die Anbindungsraten in Wien und in Niederösterreich anschaut, ist Wien oft schon schlechter angebunden.
Sie sind nicht der Einzige, der das sagen kann, sondern da gibt es viele Beispiele, die das sagen: Es
ist super wie das hier mit dem Anschluss klappt, in Wien habe ich eine schlechtere Verbindung als
hier am Land.

Kommen wir zum Tourismus. Es ist Anfang März, Schnee hat man lange nicht mehr gesehen. Wie ist da die Zukunft zu sehen?
Also wenn man Schnee sucht, am Hochkar gibt es noch genügend, wir hatten eine tolle Saison. Dennoch wird der Klimawandel auch vor NÖ nicht Halt machen. Deshalb haben wir schon vor einigen Jahren einen Transformierungsprozess gestartet, Richtung Ganzjahresdestination. Paradebeispiel ist Annaberg. Ich habe als ecoplus Geschäftsführer diese Zipline verantwortet am Annaberg, wo man mit fast 120 km/h den Berg hinunterrauscht, wirklich ein tolles Erlebnis. Das sind solche Projekte, wo man im Winter Schi fährt, im Sommer geht man Mountainbiken, Wandern und hat die Zipline - das ist der Weg, um aus einer Region eine Ganzjahresdestination zu machen.

Stichwort Sport: Wie schauen da die Schwerpunkte aus?
Der Sport ist mir ein Herzensanliegen, nachdem ich selbst begeisterter Sportler bin. Mein Schwerpunkt liegt auf dem Nachwuchssport. Ich glaube, dass wir viele für den Sport begeistern
müssen, und das macht man am einfachsten in jungen Jahren. Wenn man einmal die Lunte gerochen hat, kommt man eh nicht mehr davon los. Die bestehende Sportstrategie ist ja im Auslaufmodus, ist im letzten Jahr. Das heißt, ich möchte mal evaluieren lassen, wie erfolgreich waren wir, was haben wir erreicht. Und dann muss man diesen Dialog, die Wünsche der Sportlerinnen und Sportler der Vereine, einfach einfließen lassen in die neue Sportstrategie, die im nächsten Jahr beginnt.

Zum Schluss: In Niederösterreich könnten große Infrastrukturprojekte wie die S8 oder die dritte Piste kippen. Wie ist das in Hinblick auf die wirtschaftliche Situation des Landes einzuschätzen?

Das Marchfeld ist wirklich eine der dynamischsten Regionen Niederösterreichs, dort leben mittlerweile über 100.000 Leute - und es wäre schade, wenn wir dieses Projekt nicht realisieren könnten. Das hat aus Sicht der Wirtschaft enormes Potenzial, und das möchte
ich heben. Ich bin fest davon überzeugt, dass jeder gut beraten ist, dass wir dieses Projekt realisieren können. Ich werde jedenfalls meinen Beitrag dazu leisten und die Flinte nicht ins Korn werfen.

Danninger:" Werfe Flinte bei S8 nicht ins Korn" | Foto: Markus Berger
Landesrat Jochen Danninger | Foto: Markus Berger

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