Abenteuer in Kirgistan
Drei preiswürdige Erstbegehungen

Freude bei Gebhard Bendler und Christoph Schranz. | Foto: privat
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  • Freude bei Gebhard Bendler und Christoph Schranz.
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Zwei Tiroler Bergführer auf Kletterabenteuer in Kirgistan; für Preis nominiert.
SCHWENDT (niko). Gebhard Bendler aus Schwendt, Mitglied der Kitzbüheler Bergführer, und Christoph Schranz, Bergführer aus Telfs, unternahmen im Juli 2019 eine dreiwöchige Expedition nach Kirgistan. Im Rahmen dieser Kletterreise gelangen ihnen drei Erstbegehungen von bis zu 2.000 Meter hohen Granitwänden. Mit einer dieser Erstbegehungen schafften sie es auf die Auswahlliste zur Nominierung für den Piolet d‘ Or – einen internationalen Bergsteigerpreis, der als Oscar für Bergsteiger gilt.

Gemeinsam mit vier weiteren Tiroler Kletterern begann das Abenteuer in der kirgisische Stadt Osh. Viereinhalb Tage später erreichten sie das Basislager im Kara-Su-Tal an der Grenze zu Tadschikistan. 5.000 Höhenmeter legten die Bergsteiger gemeinsam mit Tragtieren zurück. Bereits David Lama und Tommy Caldwell waren dort auf Expedition, um sich ihre Kletterträume zu erfüllen. Für Caldwell wurde daraus jedoch ein Alptraum, als ihn eine Gruppe Islamisten aus der Wand heraus entführte. Nur indem er einen seiner Entführer über eine Hunderte Meter hohe Felswand stieß, konnte er sich befreien. An derselben Wand, an der Caldwell entführt wurde, kletterten auch Bendler und Schranz. Sie eröffneten dort die erste Kletterroute durch die 700 Meter hohe Nordwand. Noch niemand zuvor war bisher auf die Idee gekommen, durch den abweisenden und brüchigen Plattenpanzer zu klettern. Sechs Stunden später standen die beiden glücklich am Gipfel der 3800 Meter hohen Greenwall. Sie hatten Schwierigkeiten bis zum 8. UIAA Grad hinter sich gebracht. Und im Gegensatz zu Caldwells Versuch hatten dieses Mal keine Islamisten mit Maschinengewehr auf die beiden Kletterer geschossen.

Am Gipfel

Es folgte die Erstbegehung eines markanten Pfeilers, der 1.200 Meter senkrecht in den Himmel ragt. Nach Biwakierung erreichten sie den Gipfel auf 4.010 Metern Höhe. Ihre Erstbegehung nannten sie „Tyrolienne“, weil der Einstieg des Pfeilers nur durch die Überquerung eines reißenden Gletscherflusses erreicht werden kann. Um über den Fluss zu gelangen, spannten sie ein Kletterseil darüber und bauten eine Art Seilbahn. Diese Technik wird von den Kletterern Tyrolienne bezeichnet.

Dann entdeckten die Tiroler eine weitere, 2.000 Meter hohe, Wand. Magisch, machbar? Am Einstieg kamen Zweifel auf, so Bendler. „Was passiert, wenn wir einen Unfall haben? Hier wird uns niemand retten.“ Anders als in den Touren zuvor erwartete sie bei dieser Wand ein langer und komplizierter Abstieg mit unzähligen Abseilmanövern. „Was, wenn sich beim Abseilen das Seil verhängt und wir nicht mehr herunterkommen?“ Nach den ersten Metern verflüchtigten sich die Zweifel. Nach 17 Stunden Nonstop-Klettern bezogen sie ihren Biwakplatz 200 Meter unter dem Gipfel.  Die Hauptschwierigkeiten lagen hinter ihnen. Steif gefroren machten sie sich am nächsten Morgen auf Richtung Gipfel. In der Nacht war das Thermometer auf weit unter Null gesunken. Die Gipfelfreude hielt nur kurz. Der lästige Abstieg wartete. Und tatsächlich durchtrennte nach einem Drittel der Wegstrecke ein herabstürzender Felsbrocken ihr Seil. Dank ihrer Bergführerausbildung gelang es ihnen jedoch zu improvisieren und trotz des abgeschrittenen Seils die restlichen 1.500 Meter Wand zu überwinden.
Diese Route mit dem russischen Namen „Krukonogi“ wurde von einer internationalen Bergsteigerkommission zu den weltweit bedeutendsten Erstbegehungen des Jahres 2019 gezählt und in die Liste zur Nominierung für den Piolet d‘ Or aufgenommen.

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