Katholische Kirche im Salzkammergut
Predigt für Sonntag, 2. Mai von Dechant Franz Starlinger

Dechant Franz Starlinger | Foto: Pfarre Laakirchen
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LAAKIRCHEN. Die Predigt für Sonntag, 2. Mai, ist von Dechant Franz Starlinger von der Pfarre Laakirchen.

Abschottung oder Öffnung?

Zwischen Ostern und Pfingsten entscheidet sich der Weg der Christenheit zwischen Rückzug und Aufbruch, zwischen Abschottung und Öffnung, zwischen Selbstbezogenheit und Solidarität. Die Schrifttexte, die uns in dieser Zeit begleiten, berichten davon, wie sich die frühen Gemeinden organisieren, wie die auftretenden Probleme gelöst werden und die ersten Regeln entstehen.
Neben den häufig dramatischen Ereignissen der Apostelgeschichte wird an diesen Sonntagen ein zentrales Motiv aus dem ersten Johannesbrief gestellt: die Liebe. In mehreren Varianten und fast beschwörenden Wiederholungen wird dieses Liebesmotiv entfaltet und als roter Faden mit den in der Apostelgeschichte geschilderten Herausforderungen verwoben.

Liebt einander

Im Evangelium schließlich wird deutlich, aus welcher Quelle sich die frühen Christinnen und Christen die Liebe erwarten: Jesus Christus begegnet uns in den starken Bildern des Johannesevangeliums als guter Hirt und als wahrer Weinstock. Und immer verweisen die Worte Jesu auf den Vater, von dem er seinen Auftrag erhalten hat, der als Winzer den Rebschnitt besorgt und der auch uns alles gibt, worum wir ihn im Namen Christi bitten. Diese Bilder münden wieder in den Apell „Liebt einander“. An nichts anderem als daran, wie wir einander lieben, wird man uns erkennen.

Was heißt das konkret?

Diese eigentümliche Komposition von Apostelgeschichte, Johannesbrief und Johannesevangelium ist uns der Sache nach eigentlich vertraut: Auch wir schlagen uns mit den Fragen herum, wie wir die innerkirchlichen Probleme lösen; wie sich die Gemeinde zu den unterschiedlichen Menschen und ihren Lebensformen, die für die Gemeinde manchmal eine Herausforderung sind, verhalten soll; wie wir mit der sozialen Ungleichheit umgehen, mit dem Besitz einerseits und der Armut andererseits. Die Richtschnur für die Antwort auf diese Fragen ist die Liebe. Das bedeutet aber nicht, dass mit der Liebe die Lösungen unserer Probleme einfach auf der Hand liegen. Wir müssen schon überlegen und aushandeln, was es im Einzelnen bedeutet, dass wir „einander lieben“.

Wofür stehen wir?

Mitten in einer solchen Situation der notwendigen Orientierung und Verständigung befinden wir uns gegenwärtig kirchenpolitisch, gesellschaftspolitisch, sozialpolitisch. Vieles wird heftig diskutiert, manches nicht weniger dramatisch als die frühen Christinnen und Christen in der Apostelgeschichte.
Am Tag der Arbeit und am Tag der Arbeitslosen im zweiten Corona-Jahr stehen wir stärker noch als in den vergangenen Jahren vor der Frage, ob wir uns für einen Weg der Stabilisierung eines Wohlstandskosmos gegen die Armut der anderen entscheiden, für die Abschottung und gegen die Öffnung gegenüber den Bedürfnissen von Menschen auf der Flucht, um Beispiele zu nennen – oder ob wir uns für das Hinausgehen zu den Menschen entscheiden, für die Öffnung gegenüber Not, Armut und Bedürftigkeit der Mitmenschen, kurz: für die Solidarität.

Die Folgen der Corona-Pandemie sind nicht für alle gleich

Zu den kuriosen Aussagen rund um die Corona-Pandemie gehört jene, dass „vor dem Virus alle gleich“ seien. Das stimmt natürlich nicht. Die vorliegenden Daten belegen eindeutig sowohl eine starke Betroffenheit von sozioökonomisch benachteiligten Bevölkerungsgruppen von Infektionen mit dem Corona-Virus als auch ein erhöhtes Risiko schwerer Verläufe der Krankheit bei diesen Personen. Wenn man es plakativ formulieren möchte: Soziale Benachteiligung macht krank.
Der Tag der Arbeitslosen ist eine Gelegenheit, dass wir uns bewusstwerden, dass die Corona-Pandemie auch eine sozioökonomische Krise ist. Dort, wo soziale Benachteiligung vor der Krise am stärksten spürbar war, wird sie durch Corona nochmals verstärkt. Auch hier geht es um eine Weichenstellung, zwischen Ausgrenzung und Solidarität. So wie es die Aufgabe der frühen Christinnen und Christen war, nach Maßgabe der sozialen Liebe ihre Gemeinden zu organisieren und auf soziale Ungleichheit zu reagieren, ist es unsere Aufgabe bewährte Sozialsysteme zu erhalten, Ausgrenzung zu verhindern und gesellschaftliche Beteiligung zu ermöglichen.
„Lasst uns nicht mit Wort und Zunge lieben, sondern durch Tat und Wahrheit“ (1 Joh 3,18).

Die Predigt stammt

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