Lesetipp
"Alpendistel" – ein Magazin für antifaschistische Gedenkkultur

APC-Vorsitzender Robert Obermair stellt die neue "Alpendistel" vor. | Foto: Alpine Peace Crossing
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Die neue "Alpendistel" des Vereins Alpine Peace Crossing ist erschienen. In der zweiten Ausgabe des Magazin kommen Nachfahren von jüdischen Flüchtlingen über den Krimmler Tauern im Jahr 1947 zu Wort.

KRIMML, SALZBURG. Tausende Jüdinnen und Juden flüchteten 1947 über den Krimmler Tauern nach Italien und weiter ins heutige Israel. Der Verein "Alpine Peace Crossing" (APC) erinnert an diese historische Flucht und veranstaltet heuer bereits zum 15. Mal eine Gedenkwanderung entlang der Fluchtroute. Seit dem vergangenen Jahr gibt es auch das Magazin "Alpendistel" für antifaschistische Gedenk- und Erinnerungskultur. 

Für unsere Bezirksblätter Online-Serie Serie "Heimischer Buchtipp" stellt Robert Obermair die aktuelle Ausgabe vor: 

Schwieriger Umgang mit Erinnerungen

Während manche Flüchtlinge offen über ihre Erlebnisse sprechen konnten, schwiegen andere jahrzehntelang. Bis heute verbindet die Erinnerung daran Menschen aus Österreich, Israel und weiteren Ländern weltweit. Doch die Flucht prägte nicht nur die Betroffenen selbst, sondern auch ihre Kinder und Enkelkinder.

"Auch für die Nachfahren ist der Umgang mit diesen persönlichen Erinnerungen nicht einfach", sagt Robert Obermair, Zeithistoriker an der Universität Salzburg und Vorsitzender von APC.

Familienmitglieder kommen zu Wort

Die zweite Ausgabe der "Alpendistel" dreht sich hauptsächlich um persönliche Erinnerungen. Einige Nachfahren jüdischer Flüchtlinge von Krimml kommen zu Wort und berichten unter anderem von der Flucht ihrer Eltern. 

"Besonders eindrücklich ist die Geschichte von Bernard Dov Protter, der als junger Mann eine führende Rolle bei der Organisation der Flucht über den Krimmler Tauern eingenommen hat. Er hat fast sein ganzes Leben zu dieser Zeit geschwiegen. Erst kurz vor seinem Tod hat er seinen Söhnen davon erzählt", so Bettina Reiter vom APC-Team.

Der Umgang mit der Vergangenheit gestaltet sich nicht nur in den Familien von Opfern des Nationalsozialismus schwierig. Daher thematisiert die neue Ausgabe der "Alpendistel" auch den Umgang mit der Erinnerung an Familienmitglieder, die im Nationalsozialismus zu Tätern wurden.

Die Fluchtroute führte die Jüdinnen und Juden im Jahr 1947 über den Krimmler Tauern nach Italien. Heuer findet im Gedenken daran bereits zum 15 Mal das "Alpine Peace Crossing" statt. | Foto: Alpine Peace Crossing
  • Die Fluchtroute führte die Jüdinnen und Juden im Jahr 1947 über den Krimmler Tauern nach Italien. Heuer findet im Gedenken daran bereits zum 15 Mal das "Alpine Peace Crossing" statt.
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Gemeinsame Wanderung über Krimmler Tauern

Im hinteren Teil der Zeitung gibt der Verein APC einen Einblick in das Vereinsleben. Neben einem Jahresrückblick, aktuellen Projekten und einem Ausblick wird auch ausführlich über die jährliche Gedenkwanderung berichtet. Die Wanderung über den Krimmler Tauern erinnert an den jüdischen Exodus von damals. APC-Ehrenpräsident Ernst Löschner hat 2007 diese Wanderung initiiert – dank seines Einsatzes wurde sie sogar in den israelischen Nachrichten angekündigt.

2020 konnte die Gedenkwanderung "Alpine Peace Crossing" Corona-bedingt in kleinstem Rahmen stattfinden. Interessierte konnten virtuell daran teilnehmen. | Foto: Alpine Peace Crossing
  • 2020 konnte die Gedenkwanderung "Alpine Peace Crossing" Corona-bedingt in kleinstem Rahmen stattfinden. Interessierte konnten virtuell daran teilnehmen.
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Gedenkwanderung seit 15 Jahren

Seither findet die Gedenkwanderung jährlich statt, zahlreiche Menschen aus Österreich und der Welt sind jedes Jahr dabei. "Sogar Bundespräsident Alexander Van der Bellen ging schon Mal mit", sagt Robert Obermair. "Letztes Jahr konnte sie nur virtuell stattfinden. Deshalb freuen wir uns sehr auf das heurige 15-Jahr-Jubiläum am 25. und 26. Juni."

Neben einem Dialogforum und der Wanderung wird heuer eine Skulptur zur Erinnerung an das ehemalige Flüchtlingslager am jetzigen Standort der Wallnerkaserne in Saalfelden enthüllt. 

Gedenkpyramiden entlang der Fluchtroute erinnern an dieses historische Ereignis. Derzeit sind es sieben, eine weitere wird im Juni in Saalfelden enthüllt. Auch in Israel soll eine Pyramide entstehen.  | Foto: Alpine Peace Crossing
  • Gedenkpyramiden entlang der Fluchtroute erinnern an dieses historische Ereignis. Derzeit sind es sieben, eine weitere wird im Juni in Saalfelden enthüllt. Auch in Israel soll eine Pyramide entstehen.
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Gesucht: Erinnerungsstücke der Pinzgauer

"Diese Flucht über den hochalpinen Pass ist einzigartig", so Robert Obermair. "Vom 'Displaced Persons Camp Givat Avoda' in Saalfelden wurden über Monate hinweg in vielen Nächten hunderte Menschen mit LKWs nach Krimml gebracht, von wo aus sie in die Berge aufbrachen."

Der Verein bittet Pinzgauer, die Erinnerungen an dieses "ungewöhnliche Ereignis" haben, sich zu melden. "Fotos, Tagebucheinträge, Erinnerungsschreiben, Zeitungsschnipsel von Berichten darüber,… Wir freuen uns über alles, was mit dieser Flucht zu tun haben könnte", sagt er. 

Wer heuer am 26. Juni an der Gedenkwanderung "Alpine Peace Crossing" teilnehmen mag, kann sich online anmelden. | Foto: Alpine Peace Crossing
  • Wer heuer am 26. Juni an der Gedenkwanderung "Alpine Peace Crossing" teilnehmen mag, kann sich online anmelden.
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Abo, Anmeldung und Infos

Für die Wanderung kann man sich online anmelden. Die Zeitschrift „Alpendistel“ erscheint jährlich und kann kostenfrei abonniert werden (Versand- und Druckkosten: 5€) und ist unter www.alpinepeacecrossing.org frei abrufbar.

Uns interessiert: Hast du zuvor schon einmal etwas von dieser Flucht über den Krimmler Tauern gehört?

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