Sonntagspredigt von Christa Recheis-Kienesberger
Eingeladen sein – Einladende*r sein
Die dieswöchige Sonntagspredigt stammt von Christa Recheis-Kienesberger von der Pfarre Pinsdorf und beschäftigt sich mit Lukas 14,1.7-14.
PINSDORF. Manchmal denke ich mir, dass Jesus ohne Psychologiestudium ganz schön viel darüber wusste, wie wir Menschen so ticken. Bei Einladungen suchen wir uns gerne aus, wo wir sitzen wollen – und nebem wem. Und wenn wir Menschen zu einem Fest einladen, geht's auch darum: Wen lade ich ein? Verdient er/sie meine Einladung? Kann er/sie meine Einladung mit einer Gegeneinladung beantworten?
Dagegen spricht einmal als erstes gar nichts – beides ist legitim und menschlich. Was will Jesus dann von uns mit dieser Geschichte? Ich habe lange darüber nachgedacht, was uns dieses Philosophieren über das Wesen von Einladungen wohl sagen will. Und wie unser Leben zum Fest werden kann.
Also, zunächst die Einladung: wir sind zu einem Fest eingeladen und sollen es der Gastgeberin, dem Gastgeber überlassen, welchen Platz wir zugewiesen bekommen. Erster Gedanke: so eine Zumutung, das suche ich mir immer noch selber aus, wo ich sitze und mit wem ich mich unterhalte. Zweiter Gedanke: wie oft war es schon so in meinem Leben, dass ich zufällig mit jemanden ins Gespräch gekommen bin, die/den ich mir nicht ausgesucht habe und ganz neue Seiten an ihr/an ihm entdeckt habe? Könnte ein zugewiesener Platz nicht genau diese Chance für mich bereithalten? Gott ist einer, der mich schon so oft überrascht hat in meinem Leben. Oft ist etwas ganz anders geworden, wie ich es geplant habe und sehr oft war genau das besser für mich. Es Gott überlassen, mich auf das Vertrauen einlassen, dass er mir einen Platz zuweist, der gut für mich ist – wär das was?
Und jetzt der zweite Teil von Jesu Geschichte: ich lade ein. Zu einem Fest, zu dem alle kommen dürfen, auch die, die vielleicht meine Einladung niemals erwidern können. Die vom Leben benachteiligt sind. Momentan sind viele Menschen bei uns, die wir nicht eingeladen haben, die gekommen sind, weil sie in ihrer Heimat nicht leben können. Mich hat diese Geschichte von Jesus im Zusammenhang mit meinem/unserem Umgang mit geflüchteten Menschen sehr nachdenklich gemacht. Wie hätte Jesus gehandelt? Bei uns ist das Leben trotz der Teuerungen immer noch ein Fest – aber durch die Angst vor morgen schneiden wir uns von unserer Einladungsbereitschaft ab. Ich merke es an mir, ich merke es an vielen, die am Anfang dieses unseligen Krieges voller Hilfsbereitschaft waren – wir werden müde.
Vielleicht hilft uns das heutige Evangelium wieder, unsere Herzen zu öffnen und eine Einladung auszusprechen an all jene, die sich ihre Situation nicht ausgesucht haben. Dann wird das Leben wieder zum Fest – zu einem Fest für alle.
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