Therapiezentrum "intakt"
Essstörungen steigen in Zeiten von Isolation und Sozialen Medien
"intakt", das Therapiezentrum für Menschen mit Essstörungen, ist in die Gussenbauergasse 1, zum Spittelauer Platz, gezogen. Auch hier spürt man die Auswirkungen der Corona-Pandemie.
ALSERGRUND. Weniger Zeit mit Freundinnen und Freunden, dafür mehr Zeit in den sozialen Medien: Die Corona-Pandemie ist für viele Jugendliche eine psychische Herausforderung. Das merkt auch Rahel Jahoda, psychotherapeutische Leiterin von "intakt", einem Therapiezentrum für Menschen mit Essstörungen im neunten Bezirk. Ins Zentrum, das seit Ende September an der neuen Adresse Gussenbauergasse 1 zu finden ist, kommen in letzter Zeit noch mehr Jugendliche als gewöhnlich, die wegen ihrer Anorexie oder Bulimie Hilfe suchen. Auch Studierende sind derzeit durch die Online-Lehrveranstaltungen mehr allein daheim als früher.
"Jeder von uns ist von dieser Situation belastet, und Menschen deren Seele verletzlich ist spüren das noch einmal mehr", sagt Jahoda. Mehr Zeit allein, mehr Zeit auf Instagram, wo alle Menschen wunderschöne Körper haben und sich ausschließlich gesund ernähren – das kann dazu führen, dass sich eine Essstörung zum ersten Mal zeigt. Die Isolation fördert ungesundes Essverhalten – sei es nicht essen, sei es zu viel essen – auch dadurch, dass man sich einfacher zurückziehen kann als bisher.
Anlaufstelle auch für Angehörige
"intakt" ist ein Behandlungszentrum für Jugendliche und Erwachsene mit Essstörungen von Anorexie, also Magersucht über Bulimie bis zu Binge-Eating-Disorder, eine Krankheit mit unkontrollierten Essattacken. Ärztinnen und Psychotherapeutinnen arbeiten gemeinsam am Heilungsprozess. Das Zentrum ist darüber hinaus auch eine Anlaufstelle für Angehörige, denn oft sind sie es, die zuerst Alarm schlagen: "Auch Eltern können sich bei uns beraten lassen und dann kann man gemeinsam überlegen, wie eine Therapie bei den oft nicht sofort willigen Patientinnen begonnen werden kann", sagt Jahoda.
Allen Eltern, die ihren Jugendlichen aktuell dabei zusehen können, wie sie immer mehr in die sozialen Medien kippen, rät Jahoda dazu, das Verhalten einmal anzusprechen: "Einfach sagen, was man sich denkt, also etwa 'Ich sehe, dass du viel im Internet hängst, wie geht es dir denn dabei?'" Das könne schon der erste Schritt ins Gespräch sein – Anschuldigungen sollten dabei vermieden werden.
Die Behandlung im Therapiezentrum "intakt" wird von der Krankenkassa nicht bezahlt. Das Erstgespräch kostet 50 Euro, die Ärztinnen arbeiten auf Wahlarzt-Basis und die Erstordination kostet 120 Euro, wovon ca. 80 Prozent von den jeweiligen Kassen rückerstattet werden. Die anschließende Psychotherapie richtet sich nach den üblichen Tarifen. Wenn das für die Patientin und deren Familie finanziell schwer zu stemmen ist, wird eine Lösung gesucht. Alle Infos finden sich auf der Website: www.intakt.at
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