Held aus der Inneren Stadt: „Wir lotsen Familien durch schwere Zeiten“
Paul Mensdorff-Pouilly hat seine fünfjährige Tochter Mimi an Krebs verloren. Nun hilft er anderen Betroffenen.
INNERE STADT. Wenn Paul Mensdorff-Pouilly von krebskranken Kindern und deren Familien erzählt, dann weiß er, wovon er spricht: Bei seiner Tochter Mimi wurden im Alter von dreieinhalb Jahren Tumore auf beiden Nieren festgestellt. „Wir waren im Skiurlaub und Mimi wollte auf einmal nicht mehr gehen“, beschreibt Mensdorff-Pouilly das erste, noch harmlos wirkende Symptom. „Wir fuhren vom praktischen Arzt zum Radiologen, der eine Ultraschall-Untersuchung vornahm. Er wurde immer nervöser und nervöser, sagte aber nichts. Da habe ich begriffen, dass etwas nicht stimmt.“
Krankheit bestimmt das Leben
Die Diagnose Krebs bei Mimi sei wie eine Eintrittskarte in ein völlig anderes Leben gewesen, erklärt Mensdorff-Pouilly. Eines, in der Krankheit und Behandlung den Takt vorgaben. „Man hat Termine von früh bis spät, wird ununterbrochen vor schwerwiegende Entscheidungen gestellt. Ich hatte das Gefühl, dass mein Kind einen Marathon läuft, mit dem Krebs im Nacken. Egal, wie schnell sie läuft, er wird sie wieder einholen.“
So war es auch: Trotz anfänglich guter Prognose starb Mimi nach einem Rückfall 2010 im Alter von fünf Jahren.
Belastungsprobe für alle
Mensdorff-Pouilly lobt die vorbildliche Betreuung im St. Anna Kinderspital, aber nach dem Tod seiner Tochter fühlten sich seine Frau und er alleingelassen. Aus dem anfänglichen Ärger wurde konstruktive Kritik und schließlich der Wunsch, selbst aktiv zu werden und anderen Familien beizustehen. „Im Krankenhaus weiß jeder darüber Bescheid, was mit dir los ist“, sagt er. „Aber zu Hause bist du auf dich alleine gestellt. Und während der belastenden Behandlung können unterschiedlichste Konflikte entstehen: zwischen Mutter und Kind, den Eltern, den Geschwistern.“ Gemeinsam mit seiner Frau gründete er den Verein „Familien-Lotse“, der mit der Kinder-Krebs-Hilfe zusammenarbeitet. Sie sammeln Spenden, um die Anstellung der ersten Familien-Lotsin zu ermöglichen. Psychologin Sarah Rinner unterstützt Familien seit Februar 2014 in ihrem Zuhause.
Nächstes Ziel ist anvisiert
„Sarah Rinner hat davor in der Intensivstation von St. Anna gearbeitet und ist sehr erfahren. Als Familien-Lotsin konnte sie schon vielen helfen“, erklärt Paul Mensdorff-Pouilly stolz. „Es war schwer, mit unserem Schicksal umzugehen, aber wir wollten etwas machen“, erklärt er seinen Antrieb. Das nächste Ziel steht: ein Familien-Lotse für das AKH, wo Kinder mit Hirntumoren behandelt werden.
Zur Person:
Paul Mensdorff-Pouilly lebt seit 25 Jahren in Wien, geboren wurde er als eines von neun Kindern in Oberösterreich. Der 47-Jährige lebt mit seiner Frau Maria und seinen beiden Kindern nahe der Börse. Er ist selbstständiger Versicherungsmakler.
Den Verein „Familien-Lotse“ gibt es seit 2013. Die Mensdorff-Pouillys organisieren Benefizabende und sammeln Spenden zur Unterstützung krebskranker Kinder.
Mehr Informationen gibt es im Internet: www.familien-lotse.at
Spendenkonto:
IBAN: AT86 1400 0041 1014 7800
BIC: BAWAATWW
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