Unterwegs durch de Alsergrund mit dem Abriss-Spezialisten
Dieter Klein ist Kunsthistoriker und hat vor dreißig Jahren seinen ersten Wiener Abreiss-Kalender herausgebracht.
Seit 30 Jahren erscheint jährlich ein neuer Kalender, der dokumentiert, was aus jenen Bauwerken wurde, die oft mehr als ein Jahrhundert lang das Gesicht eines Straßenzuges prägten. Anlass für den ersten Abreißkalender 1985 waren Kleins Recherchen für sein Buch "Wiener Stadtbildzerstörung seit 1945" und natürlich sein Interesse an der Architekturgeschichte.
Schönes bewahren
Dieter Kleins Abreißkalender will verpasste Chancen aufzeigen und zu mehr Aufmerksamkeit ermuntern. "Jeder kann sich dabei aber selbst ein Bild machen, ob das Alte oder das Neue schöner ist. Ich persönlich trauere um jedes schöne alte Gebäude, das – aus welchen Gründen immer – abgerissen wird", erklärt der 73-Jährige. Natürlich spüre man hinter vielen Neubauprojekten der vergangenen Jahrzehnte eine deutliche "Investorenarchitektur", die das Stadtbild zwar massiv, aber nicht unbedingt zum Vorteil verändere. "Dabei wird oft wenig Wert auf Ensembleschutz oder fantasievolle Integration in Bestehendes gelegt", so Klein. Auch am Alsergrund. Ein gutes Beispiel liebloser Architektur sei der Neubau in der Alserbachstraße 26, dem 2011 ein prachtvolles, zuletzt sehr heruntergekommenes Jahrhundertwendehaus Platz machen musste. Oder das "Conwert"-Haus an der Friedensbrücke mit seinen unverständlichen "Behübschungen" an den Fensterfronten. Noch Ende der 1970er stand dort ein prächtiger Altbau.
Augen auf und beobachten!
"Wer mit offenen Augen durch den Alsergrund geht, kann einige deutliche Beispiele für Bausünden finden", sagt Klein. Besonders der Blick nach oben lohnt sich. Vielerorts seien schöne Stuckelemente durch Spritzgussbeton, der natürlich billiger und schneller anzubringen ist als eine fachmännische Stuckres-taurierung, unwiederbringlich zerstört. „Das lässt sich nicht rückgängig machen und zieht zusätzlich Staub und Schmutz an“, erklärt Klein. Kein Ausnahmefall einer Verschandelung ist auch der hässliche Betonklotz, der am Haus Ecke Serviten-/Pramergasse den Turm „schmückt“, wo früher eine Kuppel war. Aber man findet auch echte Schmuckstücke wie das schmiedeeiserne Tor in der Hahngasse 10. Mehr Informationen im Internet unter auf www.dieter-klein.at
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