Der "Anschluss Amstettens": Als Hitler 1938 durch die Stadt fuhr
Alte Zeitungsberichte verraten, was sich für die Amstettner in den Tagen des Anschlusses 1938 änderte.
STADT AMSTETTEN. Auf einmal hieß der Kanzler-Dr.-Dollfuß-Platz, der heutige Amstettner Hauptplatz, Adolf-Hitler-Platz. So schnell wurde ein Führer vom anderen abgelöst.
Ob Ausrufung der Republik 1918 oder Anschluss an Hitler-Deutschland 1938 – im großen Jubiläums- und Gedenkjahr 2018 blicken die BEZIRKSBLÄTTER in der Serie "Amstettner Zeitenblicke" zurück.
"Die Fahnen heraus"
Zeitungsberichte erzählen, was sich für die Amstettner nach dem Anschluss änderte: "Am 12. März 1938 erfüllten sich unsere heißesten, aber auch ältesten Wünsche. Wir sind deutsche Bauern und deutscher Heimatboden ist uns anvertraut", lässt Kreisbauernführer Sepp Schwandl im "Amstettner Anzeiger" verlautbaren und ruft auf: "Bauern! Fahnen heraus!"
Derartigen Aufrufen sollte man damals durchaus Folge leisten. Immerhin schrieb NSDAP-Kreisleiter Wolfgang Mitterdorfer schon am 17. März im Anzeiger: "Alle Häuser im Kreise, die noch nicht über eine vollkommen richtige Hakenkreuzfahne verfügen, haben raschest eine solche zu besorgen."
Hitler fährt durch Amstetten
In derselben Ausgabe war bereits nachzulesen: "Oesterreich ist ein Land des Deutschen Reiches." Nur drei Tage zuvor, am Montag, 14. März, fuhr Hitler durch Amstetten und wurde jubelnd empfangen. Schon am 11. März fand ein Fackelzug durch Amstetten statt.
Das Alte muss weg
Die Amstettner wurden aufgefordert, Gegenstände verbotener Parteien abzugeben und alles, was "an die unglückselige Vergangenheit" erinnert, aus öffentlichen Gebäuden zu entfernen. Auch Waffen sollten bei der Gendarmerie abgegeben werden. Für die bevorstehende Volksabstimmung am 10. April über den Anschluss mussten auf Plätzen Lautsprecher aufgestellt werden. "Kein Stimmrecht für die Juden", hieß es dazu.
Neue Gesichter im Amt
"Unser Gruß ist ,Heil Hitler‘. Dies hat auch für alle Behörden und Ämter zu gelten.", schreibt Mitterdorfer. In diesen waren viele neue Gesichter anzutreffen, denn zahlreiche Amstettner wurden aus ihren Funktionen "ausgeschieden". Es wurden auch neue Dienststellen geschaffen, wie jene der SS im Amstettner Rathaus.
Das braucht ein "Deutscher"
Aber auch in der Werbung zeigten sich schnell erste Veränderungen. Denn neben Inseraten, wie dem vom Kaufmann Josef Diridl für Sportartikel oder dem der Elektrizitätswerke Amstetten, in welchem es heißt, "Elektrizität in jedem Gerät", tummelten sich Anzeigen wie "Arische Vertreter ... gesucht" und "In den Besitz jedes Volksgenossen gehört das Buch Hitler: Mein Kampf ..."
Wovon damals nichts berichtet wurde, war die Angst jener, die Hitler nicht am Hauptplatz zujubelten (siehe : Zeitzeugin berichtet von ihrem Schicksal).
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