Rotes Kreuz St. Peter/Au
Telenotarzt-Pilotprojekt in St. Peter/Au gestartet
Seit einigen Wochen ist das Rote Kreuz St. Peter/Au Teil des Pilotprojektes. Mittlerweile kam die Telemedizin auch schon zum Einsatz.
ST. PETER/AU. Eine ältere Dame wählt den Notruf, weil sie sich nicht wohl fühlt. Sekunden darauf erreicht das Rettungsteam des Roten Kreuzes St. Peter/Au die Alarmierung und macht sich auf dem Weg. Das Einsatzfahrzeug des Typs VW Crafter, ausgestattet mit umfangreichem Notfallequipment inklusive EKG-Monitor, trifft nur wenige Minuten später am Einsatzort ein. Nach einer Ersteinschätzung und dem Erheben der Vitalparameter beschließt. Notfallsanitäter Mathias Kammerhofer den Telenotarzt hinzuzuziehen, um so der betagten Dame einen Transport ins Krankenhaus eventuell ersparen zu können. Und tatsächlich: Per App werden dem diensthabenden Arzt Marco Leonardelli die erhobenen Werte, das EKG und die Krankengeschichte der Patientin übermittelt. In Abstimmung mit den Sanitätern und der Patientin, kann diese ihre verschriebenen Medikamente weiter einnehmen und so in häuslicher Pflege belassen werden.
Weitläufiges Einsatzspektrum
Ein Paradebeispiel, das zeigt, wie auch der Rettungsdienst mit der Zeit geht. „Der Einsatz innovativer telemedizinischer Techniken stellt eine Verbesserung der präklinischen Notfallversorgung und einen effizienteren Einsatz von damit verbundenen Personal- und Sachressourcen in Aussicht“, so Josef Schmoll, Präsident des Roten Kreuzes Niederösterreich. Der Telenotarzt ist allerdings nicht nur für derartige Situationen gerüstet, sondern für alle Fälle, in denen die Rettungsteams vor Ort schnellen, medizinischen Rat benötigen. Zum Beispiel sollen Notfallsanitäter zukünftig erweiterte medizinische Maßnahmen rasch und unkompliziert mit dem Telenotarzt abstimmen können. Ebenso kann so auch die Zeit bis zum Eintreffen des parallel alarmierten Notarzteinsatzfahrzeuges sinnvoll genutzt werden.
Vorreiter im Bezirk
2020 installierte das Rote Kreuz Niederösterreich unter der Leitung von Chefarzt Berndt Schreiner das Projekt „Telenotarzt“. „Gerade auch die Corona-Pandemie hat uns vielfach gezeigt, wie wichtig es ist, die bereits bestehenden innovativen Möglichkeiten zu nutzen, um Menschen bestmöglich versorgen zu können. Der/die Patient oder die Angehörigen werden jedenfalls vor der Zuschaltung des Telenotarztes/der Telenotärztin über diese Maßnahme aufgeklärt und um Einwilligung gebeten. Der Kontakt wird nach erfolgter Zustimmung aktiv von der Besatzung des sich vor Ort befindenden Rettungswagens hergestellt“, erklärt Dr. Schreiner. Über 50 reale Einsätze konnten niederösterreichweit bis dato mit Unterstützung des Telenotarztes absolviert werden. Als erste Bezirksstelle im Bezirk Amstetten ist das Rote Kreuz St. Peter/Au seit Anfang August Teil des Pilotprojektes.
Neben dem oben genannten Beispiel wurde vor kurzem bereits ein weiteres Mal auf die Telemedizin zurückgegriffen: So konnte einem Schüler mit gebrochenem Unterarm noch rascher geholfen werden.
Zur Sache
Im Rahmen des Pilotbetriebes wurden mehrere technische Umsetzungsmöglichkeiten getestet. Aktuell arbeitet das Rote Kreuz Niederösterreich mit dem System „corpuls.mission“, das einen sehr einfachen Zugang sowohl für die Sanitäter als auch für die Ärzte bietet. Die Sanitäter können sich vor Ort mit dem Smartphone oder Tablet mit dem Telenotarzt/der Telenotärztin verbinden. Dieser kann entweder Browser-basiert oder via App mit den Sanitäter kommunizieren und auf die notwendigen Daten zugreifen. Sechs ehrenamtliche Telenotärzte und rund 170 Notfallsanitäter sind derzeit an neun Standorten mit dem Betrieb vertraut. Vier weitere Stützpunkte sollen zeitnah folgen.
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