Weihnachtsfeier der besonderen Art
Waldweihnacht der Pfadfinder
BEZIRK AMSTETTEN. Abends, an einem Wochenende im Dezember, sieht man Menschen aller Altersgruppen in den Spitalswald von Amstetten wandern. Man kann durch die Bäume den Schein von Licht und einen hell erleuchteten Christbaum sehen. Man hört Weihnachtslieder und Gitarrenklang. Man bekommt ein klein wenig Gänsehaut ob der feierlichen Stimmung.
Die Pfadfindergruppe Don Bosco Amstetten feiert jedes Jahr im Dezember ihre „Waldweihnacht“.
Doch wieso feiern die Pfadfinder im Spitalswald Weihnachten? Woher kommt dieser Brauch? Und überhaupt… was tun die Pfadfinder eigentlich generell? Wo kommt das „Pfadfinder sein“ her?
Keine Unterschiede zwischen arm und reich
All diese Fragen stellten wir Herrn Roland Stadler, dem Gruppenleiter der Pfadfinder Amstetten, in einer ruhigen Minute.
„Das Pfadfinderbewegung wurde 1907 von Robert Stephenson Smyth Baden-Powell, einem britischen Kawallerie - Offizier gegründet. Die Pfadfindergruppe Don Bosco Amstetten gibt es seit 1929. Sie wurde von einem Salesianer Pater gegründet, weshalb es auch das Nahverhältnis zur Herz Jesu Pfarre gibt“
Wieso die Pfadfinder Uniformen tragen, wollten wir wissen. Liegt es am militärischen Hintergrund vom Gründer? „Baden – Powell wollte, dass sich die Kinder untereinander nicht unterscheiden. Das man nicht erkenne kann, wer arm und wer reich ist“ erzählt der Leiter der Pfadfindergruppe. „Und das Halstuch war ursprünglich dazu gedacht, den Hemdkragen vor Abnutzung zu schützen. Heute bekommen jeder sein erstes Halstuch, nachdem er das Pfadfinderversprechen – meist im festlichen Rahmen der Waldweihnacht - abgegeben hat.“
Bei der Waldweihnacht sind es meist die kleinen Wichtel und Wöflinge (7 bis 10 Jahre), die ihr Pfadfinderversprechen abgeben und ihr Halstuch entgegennehmen.
Pfadfinder in allen Glaubensrichtungen
„Ich verspreche bei meiner Ehre, dass ich mein Bestes tun will, Gott und meinem Land zu dienen, meinen Mitmenschen zu helfen und nach dem Pfadfindergesetz zu leben. So lautet unser Versprechen“ erzählt Roland Stadler. „Aber natürlich müssen die Kleinsten das noch nicht in dieser Form versprechen. Für die Kleinen in der Pfadfindergruppe wurde das Versprechen ein wenig vereinfacht und lautet nur: Ich verspreche so gut ich kann, ein guter Wichtel/ein guter Wölfling zu sein, nach unserem Gesetz zu leben, und bitte Gott, mir dabei zu helfen.“
Diese Versprechen, das weltweit dasselbe ist, bezieht sich nach Baden – Powell aber nicht auf einen bestimmten Gott. Baden- Powell meinte dazu, laut Überlieferungen, dass es darum geht den eigenen Glauben zu leben. Aus diesem Grund gibt es in nahezu allen Ländern der Welt Pfadfinderbewegungen. Egal welche Hautfarbe, welche Religion, welcher Glaube.
Ich bin nach Hause gegangen
Wieso aber feiern die Pfadfinder ihre Waldweihnacht? „Wann es in Amstetten die erste Waldweihnacht gab, ist nicht genau bekannt. Aber auf alle Fälle vor 1938. Es gibt keinen Ort der ruhiger und idyllischer ist als der Wald. Und der Pfadi hat sowieso einen guten Bezug zur Natur. Dieser festliche Rahmen passt perfekt für das erste Versprechen vor der (Pfadfinder-) Familie.“
Aber die Pfadfinder feiern nicht nur Waldweihnacht. Wer an Allerheiligen die Friedhöfe besucht und ein wenig aufmerksam ist, der sieht, dass an manchen Gräbern Kerzen stehen, die die Pfadfinder dort abgestellt haben. Und wer noch aufmerksamer ist, bemerkt an diesen Gräbern einen eingekreisten Punkt auf den Grabsteinen. Unter den Pfadfindern bedeutet dieses Zeichen nicht weniger als: „Ich habe meine Aufgabe erfüllt. Ich bin nach Hause gegangen“ und ist ein Symbol für das Lebensende.
Allzeit bereit
Auch außerhalb dieser besinnlichen Zeiten passiert sehr viel im Pfadfinderheim Don Bosco Amstetten. Die Kinder, die dort nach dem Alter in Kleingruppen eingeteilt sind, lernen viel von den Leitern und untereinander. Es geht um Spaß und Spiel bei den Jüngsten. Aber auch um 1. Hilfe oder Orientierung. Knotentechniken werden erlernt. Und der wichtige Umgang mit der Natur und den Menschen rundum. Die kleinen Pfadfinder lernen kritisches beobachten und sich ein Bild von etwas zu machen. Die medialen und sozialen Fähigkeiten werden gestärkt.
Die wichtigsten Wahlsprüche: „Allzeit bereit“ und „Hinterlasse die Welt ein bisschen besser, als du sie vorgefunden hast“ werden bei den Pfadfindern nicht nur gesagt, sondern auch gelebt.
Dank Corona war es im letzten Jahr ruhig um die Pfadfindergruppe Amstetten. Auch die Waldweihnacht fiel sprichwörtlich ins Wasser. Doch heuer kann sie - unter Einhaltung der 2 G Regelungen- in etwas gekürzter Form dieses Wochenende stattfinden.
Wir freuen uns für all die kleinen Wichtel und Wölflinge, dass sie im Winterwald ihr Versprechen abgeben können und „Stille Nacht“ wieder durch den Spitalswald klingen darf.
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