Obdachlos in Amstetten: "Das ist mein Leben"

"Man sitzt da und kippt sich nieder", erzählt der 32-Jährige von einsamen Stunden auf Bänken in Amstetten.
  • "Man sitzt da und kippt sich nieder", erzählt der 32-Jährige von einsamen Stunden auf Bänken in Amstetten.
  • hochgeladen von Thomas Leitsberger

BEZIRK AMSTETTEN. Die Sachen, die er anhat – einen alten blauen Pullover, darunter ein T-Shirt, eine schmutzige Hose, ein kaputtes Kapperl, Socken, Schuhe und einen kleinen Rucksack – viel mehr besitzt er nicht. Auch seine Ausweise und sonstigen Papiere seien weg. Er sitzt auf einer Bank, an diesem Tag ausnahmsweise im Warmen, neben ihm ein Glas Wein. Dann beginnt er zu erzählen.

Ein Leben auf der Straße

Er habe keine Arbeit und seit dem Rausschmiss durch den Vermieter im letzten Herbst auch keine Wohnung mehr, erzählt der Obdachlose, der lieber anonym bleibt – "um noch mehr Schwierigkeiten zu vermeiden". (Name der Redaktion bekannt.) Seither ist er auf der "La Strada", wie er sagt, auf der Straße.

"Winter ist komplett extrem"

Am Bahnhof oder in Parkhäusern versuchte er sich in den kalten Winternächten warm zu halten. "Fall ich auf, muss ich weg", sagt der gelernte Schlosser. "Der Winter ist komplett extrem – der Sommer geht", erzählt er von ruhigen sommerlichen Nächten auf Wiesen und von Vertreibung durch Putzfrauen in die Kälte.

Insgesamt acht Jahre – mit Unterbrechungen – lebt der gebürtige Amstettner schon auf der Straße und schlug sich dabei auch schon in Wien und St. Pölten durch.

Obdachlosigkeit macht krank

Derzeit bekommt er 528 Euro vom AMS. Gemeldet ist er "als obdachlos" in der Stadt Amstetten. Arbeiten möchte er schon – sofern es überhaupt noch geht. So erzählt er von Alkoholismus, Depressionen, Gastritis und einem Zwerchfellbruch. Durch das Saufen sei der Körper kaputt. Zumindest brauche man nicht viel zum Essen durch den Alkohol, meint er. Wobei, verhungern müsse hier in der Region ohnehin kein Obdachloser.

Ein paar habe er gekannt, mancher fand auch bereits bei ihm, als er noch eine Wohnung hatte, Unterschlupf. Die meisten seien allerdings weg, mancher inzwischen gestorben.

Kein Ort zum Bleiben

Einen Ort, wo er duschen und ein paar Nächte verbringen kann, hat der 32-Jährige gerade bei einer Bekannten gefunden. Eine Ausnahme, sonst hat er niemanden, zu dem er gehen könnte. Seiner Mutter will er nicht auf der Tasche liegen. "Ich habe immer für alles bezahlt", betont der 32-Jährige. Sein Vater ist verstorben – "anscheinend", meint er.

Hilfsangebote der Caritas, die ihn etwa zur Emmaus-Gemeinschaft nach St. Pölten vermittelt hätte, will er aufgrund der dortigen Vorgaben nicht annehmen. Auch möchte er in Amstetten bleiben. Aufgrund von Problemen mit der letzten Gemeindewohnung komme für ihn eine Sozialwohnung auch nicht in Frage.

Warnende Worte zum Abschied

"Ich denke schon nach, was ich tun soll, aber ich wüsste gar nicht, wo ich hin soll", fühlt er sich oft allein gelassen. Zum Abschied hat er noch warnende Worte: "So hoch kann man gar nicht oben sein, dass einem so etwas nicht passieren kann."

Zur Sache:

Amstetten hat keine "Obdachlosen-Szene". Im Raum Amstetten leben derzeit zwei bis drei "Langzeit-Obdachlose". Kommt es zur Obdachlosigkeit (etwa bei Delogierungen), sei dies überwiegend von kurzer Dauer. Speziell bei "Langzeit-Obdachlosen" handle es sich um Einzelfälle, heißt es einhellig auf Nachfrage bei den zuständigen Stellen und Organisationen.

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