Buljubasic: "Die SJ ist der Stachel im Sitzfleisch der SPÖ"
"Es ist natürlich unser aller Ziel, dass die SPÖ mehr wie die SJ wird", sagt der Landesvorsitzende.
BEZIRK AMSTETTEN. Er ist 27 Jahre alt, kommt aus Wolfsbach und ist seit wenigen Tagen als erster Amstettner Vorsitzender der Sozialistischen Jugend (SJ) Niederösterreichs. Die BEZIRKSBLÄTTER sprachen mit Mirza Buljubasic.
Gibt es (noch) dieses Links-Rechts-Denken in der Bevölkerung bzw. was ist heute „links“?
MIRZA BULJUBASIC: "Dieses Denken gibt es noch, wobei links heute oft mit liberal verwechselt wird. Für mich bedeutet „links sein“, für die gleichen Chancen und Rechte für alle zu kämpfen, egal, woher man kommt, wo man geboren ist, wie wohlhabend die Eltern sind, welches Geschlecht man hat, wen man liebt. Und für Gerechtigkeit einzutreten, solidarisch zu sein und Ärmeren zu helfen hat nichts mit „Gutmenschen“ zu tun, sondern mit Menschlichkeit.
Wo sehen Sie die Rolle der SJ innerhalb der Sozialdemokratie?
Wir sind definitiv nicht die angepasste Jugendorganisation, die alles, was die Mutterpartei sagt, abnickt. Die SJ ist der Stachel im Sitzfleisch der SPÖ. Wir sind jung und kritisch und wir scheuen auch nicht davor zurück, auf Konfrontation mit der SPÖ zu gehen und zu sagen, was uns stört. Die Sozialdemokratie hat sich immer dadurch ausgezeichnet, dass Platz für verschiedene Meinungen war. Und die Diskussion bringt uns ja auch gemeinsam nach vorne.
Sollte die SPÖ mehr wie die SJ sein?
Im Nationalratswahlkampf hat die SPÖ ja schon den Slogan der SJ abgekupfert (lacht). Wir präsentierten unsere Kampagne „Weil es dir zusteht“, dann kam die SPÖ drei Wochen später mit „Holen Sie sich, was Ihnen zusteht“. Ja, es ist natürlich unser aller Ziel, dass die SPÖ mehr wie die SJ wird. Und gerade jetzt, wo der SPÖ auf Bundesebene die Opposition bevorsteht, muss die SPÖ mehr wie die SJ werden. Man muss sich auf die Grundwerte der Arbeiterbewegung besinnen.
Welche Rolle spielen die neuen Medien bei der Vermittlung junger sozialistischer Inhalte?
Natürlich ist Social Media eine riesige Chance, potenzielle Wähler und Aktivisten zu erreichen – und das ohne Budget. Das revolutioniert die Art und Weise, wie man als politische Organisation arbeitet. Aber nur weil jemand etwas liked, heißt das noch nicht, dass diese Person auch wirklich für einen gewinnbar ist. Ich glaube, dass auch in Zukunft kein Weg am persönlichen Gespräch vorbeiführt. Auch wenn ich selber Facebook, Instagram, Snapchat und Twitter ausgiebig nutze, am liebsten diskutiere ich von Angesicht zu Angesicht.
Wo lauern hier die Gefahren, wie kann man gegensteuern?
Fake News sind in den letzten Jahren ja in aller Munde. Falschmeldungen verbreiten sich rasant. Durch den Facebook-Algorithmus entstehen zudem sogenannte Echo-Kammern. Das bedeutet, dass sich Personen am ehesten mit Personen umgeben, die einer Meinung mit einem sind. Dadurch entsteht der Eindruck, dass eh die ganze Welt der gleichen Meinung ist wie man selber, und Andersdenkende sowieso in der Minderheit sind. So verbreiten und verstärken sich Hass und auch Verschwörungstheorien eben wie ein Echo im leeren Raum.
Das Interview führte Thomas Leitsberger.
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