Baden: Rollstuhlfahrer auf Herbergsuche
In ganz Baden ist kein barrierefreies Zimmer für Rollstuhlfahrer zu bekommen.
BADEN. Baden ist mit 369.000 Nächtigungen die Top-Tourismusgemeinde im Wienerwald. Nicht aber für Rollstuhlfahrer, auch "Rollis" genannt. Barrierefreie Hotelzimmer sind Mangelware.
Theatermann Michael Krenn von der Biondekbühne Baden suchte im Sommer für ein Straßentheaterprojekt am Hauptplatz, bei dem es um Barrierefreiheit ging, ein Quartier für eine Rollstuhlfahrerin. Doch er fand – wie er sagt – kein einziges geeignetes Zimmer. „Einzig im Badenerhof hätte es etwas gegeben, das Zimmer war jedoch ausgebucht.“ Sogar im Motel Baden, das im Internet als "barrierefrei" geführt wird, gab es unüberwindliche Hindernisse.
Erbitterter Preiskampf
Kurdirektor Klaus Lorenz hätte tatsächlich gern mehr barrierefreie Zimmer in Baden, schränkt aber auch ein: „In vielen unserer Hotels mit historischer Bausubstanz wäre ein Umbau nur mit hohen Kosten möglich. Bei dem erbitterten Preiskampf in der Hotellerie der Region ist jede zusätzliche Investition für einen vergleichsweise kleinen Kundenkreis schmerzhaft.“ Kein privater Hotelier könne derzeit zu solchen Investitionen gezwungen werden.
Aktuell wird gerade das Parkhotel beim Kurpark von Architekt Nemetz umgebaut. Wird es wenigstens hier unter den 80 renovierten Zimmern einige barrierefreie geben? „Ja“, heißt es von den Hotel-Eigentümern. „Wir haben in einigen Zimmern die Badewannen gegen Duschen getauscht und so Badezimmer geschaffen, in denen sich 'Rollis' gut bewegen können.“
Wahlfreiheit gefordert
Michael Krenn bleibt aber vorerst skeptisch: „Es ist noch ein weiter Weg: Natürlich wird Rollstuhlfahrern überall gern geholfen, etwa beim Überwinden von kleinen Treppen etc ... Aber es geht darum, ihnen die volle selbständige Bewegungsfreiheit zu geben.“
Fündig wurde Krenn schließlich im Vöslauer Kurzentrum. Aber: „Nicht jeder Rollstuhlfahrer will automatisch in ein Kurzentrum. Es sollte schon auch Wahlfreiheit der Unterkunft geben, auch in verschiedenen Preiskategorien.“
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