Geheime Pfade (Falter Verlag)

Bei Durchhäusern oder „freiwilligen Durchgängen“ handelt es sich um Bauwerke, die sich zwischen zwei parallel verlaufenden Straßen befinden und von beiden Seiten her betreten werden können. Sie stellen sowohl eine historische wie auch architektonische Besonderheit dar, sind vielfach mit beschaulichen Innenhöfen versehen und werden von den Bürgern gerne als Abkürzungen genutzt. Es handelt sich dabei um touristisch bis heute kaum erschlossene Schleichwege durch Wien und daher gewissermaßen um echte Geheimtipps.
Entstanden sind die Durchhäuser zu Beginn des 19. Jahrhunderts bei der Neuparzellierung der Stadt, entlang alter Fußwege durch ehemalige Gärten, wobei stets zwei parallele Straßenzüge verbunden wurden. Ursprünglich dienten sie nur den Hausbewohnern als Durchgänge, doch schon bald beschlossen diese, sie für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen und damit „Abschneider“ für die Allgemeinheit zu schaffen. Die Areale im Inneren, häufig liebevoll gepflegte kleine Grünoasen abseits von Lärm, Hektik und Trubel, dienen den Hausbewohnern als Erholungsraum und Spielplatz für die Kinder. Einst stellten sie als Kommunikationszentrale den Lebensmittelpunkt der Mieter dar, die sich hier trafen, um Neuigkeiten auszutauschen, Klatsch zu verbreiten und ihre Wäsche aufzuhängen. Der Hofbrunnen diente dabei als gesellschaftlicher „Hotspot“ der Wohngemeinschaften, bis er von der Bassena (von französisch bassin = Wasserbecken) am Hausflur abgelöst wurde.
Mit steigender Bekanntheit dieser idyllischen Plätzchen hinter den Hausfassaden siedelten sich im Lauf der Zeit immer mehr Geschäfte sowie Cafés oder andere Lokale mit Schanigärten hier an.
Besonders interessant für Gäste der Stadt ist die Pawlatsche (von tschechisch pavlač = schmale offene Hausgänge) – ein Begriff, der für die umlaufenden Laubengänge der Innenhöfe benutzt wird. Der Zugang zu den Wohnungen erfolgt in den betreffenden Häusern ausschließlich über diese Pawlatschen, die über Außentreppen erreicht werden.
Mittlerweile begeben sich Touristen bereits etwas häufiger als früher auf die Suche nach den versteckten Durchgängen und Innenhöfen hinter den Kulissen der Donaumetropole. Sie erleben dabei echtes Altstadtflair und werden ins Wien der vergangenen Jahrhunderte zurückversetzt.
Dieselbe Wirkung haben die kleinen verwinkelten Gassln (typisch wienerische Bezeichnung für kurze, schmale Gassen), die Passanten durch den Teil der City führen, der bereits im Mittelalter existiert hat. Sie vermitteln genau die Atmosphäre, die einst im Kern einer größeren Ansiedlung herrschte, auf welchen die Menschen – verhärmt von schwerer Arbeit, geknechtet von nagender Armut, gezeichnet von tödlichen Krankheiten und demoralisiert von blutigen Schlachten – sich durch die Stadt bewegten und im täglichen Kampf ums Überleben den Mut nicht verloren.
Die Kombination von versteckten Durchhäusern, charmanten Hinterhöfen und malerischen Gassln macht einen großen Teil des Zaubers von Wien aus, der weit über die Grenzen des Landes, ja sogar des Kontinents, bekannt ist. Beim Erkunden dieser verborgenen Kleinode in den diversen Grätzln (typisch wienerische Bezeichnung für eine kleine städtische Einheit, von mittelhochdeutsch gereiz = Umkreis) begibt man sich in eine Art Paralleluniversum zur pulsierenden Großstadt, in dem die Zeit stillzustehen scheint.
Aus Liebe zu Wien und vor allem Begeisterung für dessen versteckte Seite ist vorliegendes Werk entstanden. Es soll einerseits die Einwohner an die vielen grünen Ruheoasen inmitten von Beton, Steinen und Asphalt erinnern, wo man sich bei schönem Wetter in den Schanigärten kleiner Lokale bei Kaffee und Kuchen vom Großstadttrubel erholen kann. Wo man umgeben ist von Bäumen, Topfpflanzen und Blumen und nichts hört, außer das leise Klappern von Geschirr, Gemurmel der anderen Gäste, Zwitschern der Vögel und Summen der Bienen.
Andererseits kann das Buch Besuchern der Stadt als Lagebeschreibung mit einem Verzeichnis der schönsten Durchhäuser, Hinterhöfe und Gassln dienen, die sie vielleicht während ihres Aufenthalts in Wien besuchen möchten.
Lust auf das Erkunden der idyllischen Abkürzungen und Farbtupfen mitten im Grau der City machen hoffentlich unsere Fotos und Texte, die das Auge erfreuen und geschichtliche Hintergrundinformationen liefern. Es wurde zudem Wert darauf gelegt, in den Beschreibungen nicht nur „Lexikon-Fakten“ zu verarbeiten, sondern auch von menschlichen Schicksalen zu berichten und mit Legenden, Anekdoten und Histörchen den jeweiligen Zeitgeist zu vermitteln.
Zur Info: In den beschriebenen Grätzln sind nur die Gassln erwähnt, in welchen auch fotografiert wurde, zu welchen also Bilder existieren (verdeutlicht durch ein „u.a.“ vor der Aufzählung und nach dem Namen des betreffenden Viertels).
Zuletzt noch die Bitte an den Leser, eventuell vorhandene historische Unschärfen zu entschuldigen – das vorliegende Werk ist zwar sorgfältig recherchiert, es handelt sich aber dennoch eher um lockere Unterhaltungslektüre, als schwere Fachliteratur.

Buchpräsentation: 17.9.2019, 19 Uhr, in der Buchhandlung Orlando (Liechtensteinstr. 17, 1090 Wien)

Orlando steht für Kompetenz, gepflegte Gemütlichkeit in einem herzlichen, serviceorientierten Ambiente und eine qualitativ hochwertige, handverlesene Auswahl – ob Sachbücher, Belletristik, Musik, Philosophie, Zeitgeschichte, Kulinarisches oder Kinder- und Jugendbuch. Ein umfassendes Bestell- und Rechercheservice ergänzt das Sortiment um die ganze Welt des Buches. Orlando versteht sich zudem als Kulturtreffpunkt für den Alsergrund, im Literatur- und Kulturkeller werden regelmäßig Lesungen und Konzerte veranstaltet.

Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

4:00

Wassermann – Glückskind des Monats
So wird das Horoskop im April

Alle zwölf Sternzeichen sind schon gespannt, was Astrologe Wilfried Weilandt zu berichten hat. Wie der April wird, wollt ihr wissen? Werft einfach einen Blick ins aktuelle Horoskop! ÖSTERREICH. Der April macht, was er will, das sagt uns schon der Volksmund. Damit es aber nicht ganz so turbulent wird, schauen Astrologe Wilfried Weilandt und Moderatorin Sandra Schütz wieder in die Sterne. Und so viel sei vorweg verraten: Der Wassermann ist das Glückskind des Monats, tapfer müssen hingegen die...

Hier findest du die billigsten Tankstellen in Niederösterreich.
4

Benzin- und Dieselpreise
Die billigsten Tankstellen in Niederösterreich

Hier erfährst du täglich, wo die billigsten Tankstellen in Niederösterreich sind, wie man günstig tankt und auch, wie man am Besten Sprit sparen kann. NÖ. In ganz Österreich ist es am günstigsten Vormittags zu tanken, da die Tankstellen nur einmal täglich, um 12 Uhr, die Spritpreise erhöhen dürfen. Preissenkungen sind jedoch jederzeit und in unbegrenztem Ausmaß möglich. Wir aktualisieren die Liste der günstigsten Tankstellen in Niederösterreich täglich mit den aktuell gültigen Preisen. Die...

UP TO DATE BLEIBEN

Aktuelle Nachrichten aus Niederösterreich auf MeinBezirk.at/Niederösterreich

Neuigkeiten aus Niederösterreich als Push-Nachricht direkt aufs Handy

Bezirksblätter auf Facebook: MeinBezirk.at/Niederösterreich

ePaper jetzt gleich digital durchblättern

Storys aus Niederösterreich und coole Gewinnspiele im wöchentlichen MeinBezirk.at-Newsletter


Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.