Russische Opernsängerin im Interview:
Karriere trotz Krieg und Pandemie

Irina Popova-Agbash im Gespräch mit Redakteurin Gabriela Stockmann über Karriere, Krieg und Pandemie - und die Verpflichtung der Kunst zum Frieden | Foto: privat
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  • Irina Popova-Agbash im Gespräch mit Redakteurin Gabriela Stockmann über Karriere, Krieg und Pandemie - und die Verpflichtung der Kunst zum Frieden
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BAD VÖSLAU/RUSSLAND. Die Grundschule erlebte Irina Popova-Ashbag noch in Sowjetzeiten. Danach folgten zehn Jahre "Freiheit und Hoffnung", wie sie sagt. Und das war's dann auch, denn im Jahr 2000 kam Wladimir Putin an die Regierungsspitze und die Freiheit wurde wieder kleiner.

Irina Popova-Ashbag, Opernsängerin aus Moskau, lebt heute in Bad Vöslau. Vor drei Jahren hat sie Russland verlassen, denn Putins Regierung hat für sie zunehmend autoritäre Züge bekommen. Immer wieder beteiligte sich die junge Frau an Protesten gegen den russischen Präsidenten. "Ich hatte nichts zu verlieren, ich konnte mit dem Scooter vor der Polizei flüchten. Aber meine Freundin wurde verhaftet und musste ins Gefängnis. Für mich war das psychisch sehr belastend."
Irina verließ Russland vor drei Jahren mit großen beruflichen Träumen, und war auch bereit, hart dafür zu arbeiten. Zwei Stunden tägliches Gesangstraining sind für sie "normal". Sie absolvierte eine klassische Gesangsausbildung am Pariser Konservatorium und steht kurz vor dem Abschluss einer weiteren Ausbildung am Konservatorium in Wien (Lehrerin Evelyn Schörghuber).

Vorliebe für Rossini und Schubert

Irina Popova-Ashbag ist Koloratur-Mezzosopranistin (seltene Stimmlage!) und hat eine große Vorliebe für die schwierigen Partituren von Gioacchino Rossini und Franz Schubert. Auch die "Carmen" würde sie gerne einmal singen.
Durch den Russland-Ukraine-Konflikt sieht Irina nun ihre Karriere, in die sie viel Zeit und Geld steckte, schwer gefährdet. "Zuerst bremste die Pandemie meine Möglichkeiten zum Auftreten und mich im Westen bekannt zu machen, und jetzt ist es der Krieg." Irina Popova-Ashbag hat nämlich ein interkulturelles Kulturprogramm für Studierende des Opernfaches entwickelt, das bereits "auf Schiene" war. In Russland, Italien und Österreich sollten jeweils unter ihrer "Regie" Kurse mit Konzerten und Auftritten für Studierende stattfinden. Ob das Projekt so stattfinden wird können, weiß Irina kriegsbedingt jetzt aber nicht. 

Saal für russisch-ukrainisches Konzert gesucht

Ebenso fühlt sie, dass ihr als Russin in diesem Konflikt Skepsis entgegengebracht wird, obwohl sie "oft gegen Putin protestierte". Sie arbeitet mit dem ukrainischen Dirigenten Anton Erezkiy (siehe auch Video von einem gemeinsamen Konzert weiter unten) zusammen und sucht nur noch einen Saal, um ihr verpflichtendes Abschlusskonzert für das Wiener Wagner Konservatorium absolvieren zu können. Irina: "Es könnte ein Friedenskonzert werden, ich könnte dabei zeigen, was ich kann. Ich bin überzeugt, dass auch die Kunst einen Beitrag zum Frieden leisten kann und muss. Ich telefoniere täglich mit Freunden aus der Ukraine, es geht ihnen schlecht, sie weinen viel." Eine ihrer Freundinnen ist bereits nach Wien geflüchtet. "Ich versuche ihr bei der Arbeitssuche zu helfen", so Irina.
Die Opernsängerin sucht auch eine gute Künstleragentur. Denn ohne eine solche kommt man heutzutage nicht an ein Engagement, ja nicht einmal zu einem Casting. "Pandemie und Krieg haben meine Karrierepläne durcheinandergewirbelt. Ich habe jetzt Angst um meine künstlerische Existenz." Auf Partys von reichen Russen zu singen, würde ihr viel Geld einbringen, aber: "Ich bin ja nach Österreich gekommen, um hier auf hohem künstlerischen Niveau und schließlich auch in Frieden arbeiten zu können."

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