Über das Glück reden
Cornelia Bruell, Philosophin in Baden, hat ein neues Angebot für Denk- und Diskutierfreudige geschaffen: den Philosophischen Salon
BADEN. BADEN (gast). Ein gedämpft beleuchtetes Wohnzimmer am Abend, Wein und Wasser, Knabbergebäck, sieben Menschen und ein philosophischer Text: Das sind "Zutaten" eines Philosophischen Salons, den die Wahlbadenerin Cornelia Bruell - sie stammt aus Salzburg - regelmäßig in Baden veranstaltet - ein hierzulande neues Konzept.
Was ist das - Glück?
Am 17. Februar drehte sich alles um das "Glück", ausgehend von einem Text des griechischen Philosophen Aristoteles. Die Runde - Andrea, Christine, Manfred, Moritz, Christian, Gabi und eben Initiatorin Cornelia - gibt Aristoteles schnell recht: Das Glück ist kein Ruhezustand, sondern Aktivität. Manfred meint: "Ich strebe Zufriedenheit an, ein gelingendes Leben, dafür muss ich bereit sein, etwas zu investieren." Christine wirft ein: "Es gibt zwei Arten von Menschen: die, die das Glück anstreben, und die, die Zufriedenheit suchen." "Mit sich selbst ins Reine kommen, das ist für mich Glück - vor allem am Ende des Lebens", sagt Andrea, die in der Hospizbewegung arbeitete. "Wie viel materielle Sicherheit braucht es zum Glücklichsein?", fragt Christian. Und Christine entgegnet: "Wie viel Mut zur Veränderung braucht es?" "Glück ist persönliche Arbeit", sagt Andrea, Gabi entgegnet: "Glück ist ein Geschenk." Christine sagt: "Glück ist eine Entscheidung." Recht haben alle, wissen tut's niemand ...
Der Sinn der Philosophie?
Cornelia Bruell führt gekonnt und einfühlsam immer wieder zum Text von Aristoteles zurück. "Er sagt, Glück setzt Willen und Übung voraus, soziale Kontakte, und die Fähigkeit zur Selbstreflexion. Sind wir wirklich bereit zum Glück?" Und schon führt die Diskussion weiter zur Frage: "Wie viel Zeit haben wir heute zum Glücklich-Sein, zur Selbstreflexion?" Und es ergibt sich die nächste Frage: "Wenn Glück Arbeit ist, wie viel Scheitern gehört zum Glück?" Gabi findet, dass hier die Diskussion plötzlich in einer Art von Ratlosigkeit oder Betroffenheit stockt. "Als wären wir zum Ausgangspunkt zurückgekehrt."
"Ja", erwidert Cornelia Bruell. "Ich sage es mit Platon: Philosophieren heißt, sterben lernen. Es geht uns mit allen Begriffen so - wir umkreisen sie, aber wir finden nichts End-Gültiges, es ist immer ein Scheitern dabei."
Angebot für Denkfreudige
Zwei Stunden später sind Wein- und Wasserflaschen leer. Aber der Glücksbegriff, mit dem jeder Einzelne zum Philosphischen Salon gekommen ist, wurde "voller". Der Philosophische Salon ist ein Angebot für alle Menschen, die gerne nachdenken und diskutieren. Vorkenntnisse sind nicht nötig, nur die Bereitschaft, sich auf ein Thema einzulassen und anderen zuzuhören. Der nächste Termin ist am 31. März und widmet sich dem Heimatbegriff. Details unter www.philoskop.org. Die bisherigen Themen im Philosophischen Salon: Demokratie, Zeit und Glück.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.