Heftige Kritik am Projekt Spitalsgärten in Leesdorf
16 Meter-Wohntürme für die Gartenstadt Baden
BADEN. In Baden wird wieder neu gebaut. Und wie! Für die einen - die Regierung aus ÖVP und Grünen - ist die letzte "Ausbauphase 3" der Spitalsgärten (verwirklicht mit der Genossenschaft Alpenland) ein ökologisches Über-Drüber-Vorzeigeprojekt: Kaum oberirdische Wege für Autos, pro Wohnung drei Radlparkplätze, Photovoltaik, Gartenbewässerung mit Regenwasser, E-Car-Sharing und und und...Vizebürgermeisterin Helga Krismer (Grüne): "Das ist ein historischer Beschluss! Wir haben der Alpenland einige ökologische Zugeständnisse abgerungen."
Andere fanden weniger lobende Worte. "Ein Bobo-Viertel für die Grünen" würde hier in Leesdorf (bei Badner Bahn und Spital) entstehen, meinte Stadtrat Riedmayer (SPÖ). "0,8 Parkplätze pro Wohnung" seien "weltfremd" und man müsse "sehr alt werden, um die Energiekosten, die man sich vielleicht erspart, hereinzubringen. "Für das Ganze wurde in der Brutzeit massiv gerodet - wie grün ist das?" fragte Jowi Trenner (wir badener). Weiters berichtete er von einer Planeinschau am Bauamt. "Ich habe keine Balkone, nicht einmal Gärten gesehen." Trenner hätte den Beschluss lieber an den Ausschuss zurückverwiesen, damit sich alle Gemeinderäte ein Bild davon machen könnten, „worüber sie da abstimmen“. Gerlinde Brendinger (SPÖ) kritisierte, dass es bei den Parteiengesprächen vor der Gemeinderatssitzung überhaupt noch keine Information gegeben hatte. Und wer würde hier leistbares Wohnen garantieren? Peter Dopler (FPÖ): "30 Prozent Verbauung! Was hat das mit dem Wort Garten zu tun?"
Auch ÖVP-intern umstritten
Selbst zwei g'standenen ÖVP-Mandataren ist das Projekt um einiges zu "steil" - und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Der ehemalige Klubchef und frühere Baustadtrat Rudolf Gehrer, ein Leesdorfer, prangerte das Projekt als "übertrieben" an. Die Wohnblöcke sollen statt 12,5 Meter nun 16 Meter hohe Türme werden. Das sei nichts anderes als "ein Gewinn für den Bauträger, aber nicht für die Bürger". Insgesamt sollen zu bereits 160 fertigen "Spitalsgärten"-Wohnungen nun noch 225 weitere dazukommen, verteilt auf zehn Wohnblöcke, wobei zwei Blöcke vier Etagen haben und acht Blöcke fünf Etagen. Gehrer: "Ich war immer stolz auf die Stadt und dass wir vieles getan haben, um eine Gartenstadt zu bleiben." Er hielt Bilder hoch und klagte an: "Heißer Klotz Parkdeck, heißer Klotz Spital. Und jetzt noch braune Betonklötze auf dem letzten Eckerl Grün in Leesdorf, wo man noch durchatmen kann? Da kann ich nicht mit. Kaufen wir doch Flächen zurück, um den Versiegelungswahnsinn zu stoppen!" Stadtrat Hornyik konterte seinem Parteikollegen: "Das würde 400.000 Euro kosten, das kann sich die Stadt nicht leisten." Und es sei besser, hier zu bauen als in der Trostgasse (Ex-Seminarhotel), wo man eh ein "Villenviertel ruiniert" habe. Ein weiterer ÖVP-Mann, Gemeinderat Gottfried Forsthuber, Rechtsanwalt, hatte das Vertragswerk zwischen Stadt Baden und Alpenland studiert: "Zum ersten Mal seit 13 Jahren habe ich Bauchweh bei einer Beschlussfassung meiner Parteifreunde. Dass hier 225 Wohnungen kommen sollen, höre ich heute zum ersten Mal." Er stimmte zwar nicht wie Gehrer dagegen, doch enthielt er sich der Stimme. Dennoch wurde das Wohnprojekt mit den Stimmen der restlichen ÖVP, von allen Grünen und den NEOS mehrheitlich beschlossen.
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