Bezirk Baden: So viele Arbeitslose wie noch nie
5.861 Personen sind im Bezirk aktuell ohne Job. Besonders betroffen: Ältere. Hungerlöhne werden am Bau, in der Putzbranche und in der Gastronomie gezahlt.
BEZIRK BADEN. Arbeitstage, die 12 Stunden lang sein sollen. Arbeiten bis 70. All-In-Verträge unterm Hund. Die "entfesselte" Wirtschaft verlangt flexiblere und längere Arbeitszeiten und karge Löhne. Am anderen Ende der Arbeitsskala stehen die Arbeitslosen, und die werden immer mehr. Die Bezirksblätter analysieren die Situation und interviewen eine Betroffene.
Bezirk Baden: 5,861 Ende März ohne Job
In ganz Niederösterreich sind knapp 54.000 ohne Job, so viel wie noch nie in der Zweiten Republik. im Bezirk Baden gibt es auch keinen Grund zum Jubel. Mit 5.861 Arbeitslosen ist im März 2014 ebenfalls ein historischer Höchststand erreicht worden, ein Plus von 458 Menschen im Vergleich zu Vorjahr, plus 8,5 %. Auch die Jugendarbeitslosigkeit, die AMS-Chefin Claudia Schweiger noch vor wenigen Monaten "im Griff" zu haben glaubte, ist um 13 Prozent gestiegen.
Besonders betroffen: Ältere legen um 14 Prozent weiter zu
Traurig die Situation vor allem für die Generation 50+, Ältere sind kaum noch vermittelbar. Ein Plus von 230 Personen oder 14,5 Prozent steht bei ihnen in der aktuellen Arbeitsmarktstatistik. Durchschnittlich bekommen Arbeitslose 700 Euro Arbeitslosengeld, in vielen Branchen - wie etwa Gastronomie, Bau oder Reinigung - bekommt man auch nicht viel mehr Lohn.
"Aktuelle Stunde" im Landtag mit "schönen Worten"
Die triste Situation bewegte vorige Woche auch die Landespolitik zu einer "aktuellen Stunde". Im Grund dominierte Ratlosigkeit, die mit gepflegten Worten kaschiert wurde. Denn von der 1500 Euro-Mindestlohn-Grenze, wie sie etwa SP-Abgeordneter Günter Kraft verlangte, ist man ebenso weit entfernt wie vom schönen Wort des VP-Abgeordneten Christoph Kainz, auch Bürgermeister in Pfaffstätten: "Arbeit zu haben ist für viele wichtig für ein erfülltes Leben. Die Arbeitnehmerpolitik des Landes ist eine Erfolgsstory."
Eine Langzeitarbeitslose sagt: "Die Drecksarbeit bleibt über"
Viele der 5.861 Arbeitslosen im Bezirk sind schlicht resigniert oder 'ang'fressen'. Wir befragten Frau M. (54), die nun schon seit eineinhalb Jahren einen Job sucht. "Man fühlt sich am Abstellgleis, der Selbstwert sinkt, wenn einen niemand mehr will. Und auch wenn es immer so schön heißt, wer arbeit will, findet auch Arbeit - meine Erfahrung ist die: Man findet nur mehr die Drecksarbeit, 8 Euro Stundenlohn ist schon superviel."
Die wichtigsten Zahlen aus dem Bezirk Baden
• Arbeitslose Ende März: 5.861 (+8,5%)
• davon Unter-24-Jährige: 82 (+ 13.2 %)
• davon 50+-Jährige: 1.811 (+14,5 %)
• offene Stellen: 183 (- 6,6 %)
• Stellenandrangsziffer (= Arbeitslose pro offener Stelle): 32 (+ 16,2 %)
• offene Lehrstellen: 65 (-8,5 %)
• Lehrstellensuchende: 43 (+ 26,5 %)
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