Kampf um 100 Jahre alte Sommerlinde
BADEN. Eine über 100 Jahre alte, als Naturdenkmal gewidmete, Sommerlinde erregt derzeit die Gemüter im Zentrum. "Vorige Woche wollten Arbeiter die Linde umschneiden", erzählt Sabine Neuhaus, die auf dem Areal Eigentümerin einer Wohnung ist. "Ich habe es durch Zufall gesehen und mich vor den Baum gestellt und die Arbeiter am Umschneiden gehindert, mit dem Hinweis, dass es sich um ein Naturdenkmal handelt." Sabine Neuhaus ist empört: "Vor zwei Jahren kaufte ein Bauträger das Nachbargrundstück und braucht nun den Platz, womöglich für ein neues Wohnprojekt. Vorher will man offenbar alle Hindernisse beiseite räumen. Der Baum wurde gestutzt, sodass er - so wurde mir auf der für Naturdenkmale zuständigen BH Baden gesagt - wegen zu geringer Höhe seinen geschützten Status verliert. Das sind fiese Tricks, denen man sich entgegenstellen muss."
Dem widerspricht Bezirkshauptmann Dr. Zimper. Er erklärt, warum der Baum seinen Naturdenkmalstatus verloren hat: "Sein Aussehen hat sich gegenüber früher stark verändert. Gutachter haben festgestellt, dass der Baum krank und schadhaft ist. Der Eigentümer hat nun das Recht, ihn umzuschneiden."
Strittig ist derzeit, wer der Eigentümer ist. Auf welchem Grundstück die Sommerlinde steht - auf Josefsplatz 3 oder Frauengasse 8 (das dem Bauträger gehört) - muss das Gericht beurteilen. "Das Vermessungsbüro Myslivec hat bereits begutachtet, dass die Linde zum Grundstück Josefsplatz 3, also zu unserem, gehört. Das muss nun noch juristisch durchgefochten werden, denn laut alten Plänen steht die Linde auf Grundstück Frauengasse 8", erklärt Sabine Neuhaus.
Kampf um Grundgrenze
Sollte der Vermesser recht haben - er ging nach einem neuen Gesetz vor -, muss auch eine zwischen den beiden Grundstücken "eingestürzte" Mauer wieder neu aufgebaut werden, und zwar entsprechend der neu gültigen Grenze, mit der Linde auf Josefsplatz 3. Dann hätte das Grundstück Frauengasse 8 im übrigen auch keine Zufahrt. "Ich hoffe, der Baum wird nicht vorher in einer Nacht- und Nebel-Aktion trotzdem umgeschnitten", fürchtet Sabine Neuhaus. Die Anrainer bewachen "ihre" (vielleicht zukünftige) Linde jetzt jedenfalls permament.
Vor dem Hintergrund des in Baden schärfer werdenden Kampfes um den Erhalt von Grünräumen im Zentrum ist der Konflikt um die Sommerlinde durchaus brisant. Bürgermeister Stefan Szirucsek wirft einen Blick auf den Bebauungsplan. Dort ist das Grundstück des Bauträgers, an dessen Rand die Linde steht, als "Freifläche" ausgewiesen. Laut aktuellem Schutzzonenplan darf diese Fläche sowieso nicht bebaut werden, betont Szirucsek.
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