"Effektiver Output ist mir wichtig!"
Seit 1. April 2018 ist die neue Bezirkshauptfrau Mag. Verena Sonnleitner in Amt und Würden. Sie spricht im Interview mit den Bezirksblättern über die ersten Monate in Baden, über ihr Amtsverständnis und ein neues Hobby.
BEZiRKSBLÄTTER: Frau Sonnleitner, waren Sie seit April schon in allen 30 Gemeinden des Bezirkes Baden?
MAG. VERENA SONNLEITNER: Nein, noch nicht in allen. 30 Gemeinden - das ist schon eine harte Herausforderung. Aber ich kennen schon alle Bürgermeister und Bürgermeisterinnen. Es gab zu meinem Einstand eine BH-interne Feier. Mein Vorgänger Dr. Zimper sagte Danke, ich sagte Hallo.
Wie groß ist Ihr Team auf der BH Baden im Vergleich zu Mistelbach, wo Sie davor dreieinhalb Jahre Bezirkshauptfrau waren?
In Mistelbach hatte ich ein Team von 110 "Köpfen", in Baden sind es 196. Mit "Köpfen" sind alle Beschäftigten gemeint, viele davon haben ja auch Teilzeitverträge. Es ist ein tolles Team, wir kommen oft zu Besprechungen zusammen. Besonders in der ersten Zeit ist es für mich sehr hilfreich, wenn ich prägnante Zusammenfassungen von den diversesten Themen bekomme.
Welche Thematiken sind denn vorherrschend?
Ich würde sagen, eindeutig die Verkehrs-Fragen. Und es ist nicht immer einfach und oft auch nicht möglich, die oft sehr unterschiedlichen Interessen von Autofahrern, Fußgängern und Radfahrern unter einen Hut zu bringen. Österreich hat 8 Millionen Verkehrsexperten, der Bezirk Baden bestimmt 140.000. Hotspot der Problematiken ist sicher die B210 durchs Helenental. Dort gibt es öfter Unfälle, aber man kann ja nicht die ganze Straße begradigen, wie es manche wollen. Andere wieder wollen alle Kurven belassen....
Pendeln Sie selbst in den Bezirk Baden ein?
Ja, ich komme täglich mit dem Auto aus dem 7. Wiener Bezirk. Weil ich gegenläufig pendle, komme ich meistens nicht in einen Stau. Aber wir suchen uns trotzdem auch eine Bleibe hier in Baden, am besten mit Garten. Das haben wir auch in Mistelbach schon so gemacht.
Bei Ihrer Antrittsrede haben Sie betont, dass sich die Verwaltungsbehörde verstärkt der Herausforderung Digitalisierung stellen muss. Sind die Briefpost die dicke Aktenordner passé?
Die alten Aktenordner gibt es natürlich noch. Aber inzwischen ist sehr vieles elektronisch abgespeichert. Auch die Briefpost ist noch längst nicht passé. Aber inzwischen gibt es Kommunikation per E-Mail und auf Facebook, auf Whatsapp, Twitter etc. - Es sind Informationsquellen und Informationsdienste, die wir ernst nehmen müssen und die schnelles Reagieren verlangen. Eine schnelle Antwort auf Bürgeranfragen und im Behördenweg - also ein effektiver Output - ist mir extrem wichtig.
Bekommen Sie auch noch anonyme Beschwerdebriefe?
Ja, auch das gibt es noch. Wir prüfen alles auf Wahrheitsgehalt. Ich habe den Eindruck, dass via soziale und digitale Medien die Hemmschwelle, einfach seinem Ärger mal Luft zu machen, deutlich höher ist. Nichts desto trotz prüfen wir immer, ob etwas dran ist...
Ich sehe da über uns ein Damhirsch-Geweih. Sind Sie Jägerin wie Ihr Vorgänger Heinz Zimper?
Nein, bin ich nicht. Das Geweih ist ein Stück, das mir Herr Zimper hinterlassen hat.
Können Sie aber mit Waffen umgehen?
Ja, das kann ich. Ich habe mich einschulen lassen, weil ich überzeugt bin, dass eine Bezirkshauptfrau das können muss, auch um keine Angst haben zu müssen.
Ist Sicherheit ein Thema auf der Bezirkshauptmannschaft Baden? Haben Sie Security?
Zu den Parteienverkehrszeiten ja. Wir haben ja doch Abteilungen, wo viele Menschen mit emotionalen Betroffenheiten zusammenkommen, etwa die Sozialabteilungen. Unsere MitarbeiterInnen sind schon von meinen Vorgängern her perfekt auf Deeskalation geschult. Alle reagieren sofort, wenn es im Nachbarzimmer laut wird.
Ich nehme an, Security war im Landesverwaltungsdienst vor 20 Jahren noch kein Thema. Was hat sich sonst noch seither geändert?
Sehr deutlich ist die Reglementierung angestiegen. Ich bewege mich in dem Feld, das ich zur Verfügung habe und bemühe mich um praktikable Verwaltung. Manchmal fragt man sich schon, was eine neue Regel für einen Sinn haben soll, aber man lernt damit zu leben. Und manchmal werden Regeln auch modifiziert und an die Realität angepasst.
Haben sich die thematischen Schwerpunkte seit Ihrem Eintritt in den NÖ Landesdienst im Jahr 2001 geändert?
Es gibt schon eine wesentlich höhere Sensibilität für Umweltfragen. Dazu habe nicht zuletzt auch ich in früheren Jahren beigetrage - da gab es zum Beispiel Aktionen, Joghurtbecher zu sammeln oder Verpackung im Supermarkt zu lassen. Das mache ich übrigens wenn möglich heute noch. Am meisten ärgern mich Keks-Packerl, wo auch noch jedes Keks einzeln verpackt ist.
Früher gehörte ja auch das Fremdenpolizei-Wesen zu den Aufgaben der Bezirkshauptmannschaft. Da gab es bestimmt auch emotionale Situationen.
Ja, aber seit 2014 hat das BFA (Bundesamt für Asyl) die Asyl-Agenden übernommen, inklusive der Verhängung von Schubhaften. Bei der BH Baden ist lediglich die Niederlassungsbewilligung verblieben. Da geht es darum, dass Zuwanderer, die sich bei uns ansiedeln wollen, belegen müssen, wie sie hinkünftig ihren Lebensunterhalt bestreiten wollen und ob sie die geeignete Ausbildung für ihre Berufswünsche haben. Das ist ein großes, aber unaufgeregtes Feld.
In Ihrer noch jungen Badener Amtszeit hatten Sie bislang noch keine Katastrophen - Großbrände oder Hochwasser - zu managen. Aber vielen Menschen fällt auf, dass bei Starkregen die Straßen und Plätze schnell überflutet sind. Eine Folge zu heftiger Bodenversiegelung?
Starkregen sind schon eher neue Wetterphänomene, das Versickern der Regenwässer ist ein immer stärkeres Thema. Es kommt schon vor, dass ich bei der Bewilligung neuer Bauprojekte auf ein ausgeklügelteres Versickerungsprojekt pochen muss.
Sie gehen demnächst auf Urlaub? Wohin geht's?
Mein Mann und ich sind ehemalige Tennisspieler, wollen uns aber jetzt im Golf versuchen. Wir möchten die Platzreifeprüfung in Tuttendörfel bei Korneuburg machen, dort haben wir Bekannte.
Schönen Urlaub!
Zur Person
Mag. Verena Sonnleitner wurde 1971 geboren. Nach ihrem Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Wien absolvierte sie von 2000 bis 2001 ihre Gerichtspraxis am Bezirksgericht Liesing sowie am Arbeits- und Sozialgericht Wien und trat anschließend 2001 in den NÖ Landesdienst ein. Eingeschult wurde Sonnleitner auf der Bezirkshauptmannschaft Baden, anschließend war sie an den Bezirkshauptmannschaften St. Pölten und Mödling tätig. 2010 bis 2011 war sie Bezirkshauptmann-Stellvertreterin in Bruck/Leitha und 2011 bis 2014 in Mödling. 2014 wurde sie Bezirkshauptfrau in Mistelbach und seit 1. April 2018 übt sie diese Funktion in Baden aus.
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