Geothermie-Symposium 2022 in Vorarlberg
- Das Geothermie Symposium 2022 fand im Konferenzzentrum Montafon statt.
- Foto: GTÖ
- hochgeladen von Robert Krickl
Geothermie-Symposium 2022:
Der Beitrag der Geothermie zur Energieversorgung in den Alpen und in der D-A-CH Region Bodenseeraum
Gerade fand das dritte österreichische Geothermie Symposium in Vandans statt. Bei dem Austausch von Expert*innen zur erneuerbaren Energiequelle Erdwärme zeichnete sich die klare Erkenntnis ab: Ohne den maßgeblichen Beitrag der Geothermie wird die Wärme- und Energiewende im Alpenraum nicht vollzogen werden können.
Tagung an einem passenden Ort
Der Verein Geothermie Österreich lud gemeinsam mit ENERCRET und der Geologischen Bundesanstalt von 09. bis 11. November 2022 zum dritten Geothermie Symposium. Bei dieser jährlich geplanten Konferenz werden die neuesten technischen, wirtschaftlichen, wissenschaftlichen und politischen Entwicklungen im Bereich der Geothermie bzw. Erdwärme in Österreich präsentiert und diskutiert. Nach den ersten Austragungen in Wien und der Steiermark, fand die Veranstaltung diesmal in Vorarlberg statt – mit deutlich grenzübergreifendem Charakter für den D-A-CH Raum.
Die jüngsten geopolitischen Ereignisse haben nicht nur das Interesse an der Nutzung der Erneuerbaren Energie Geothermie deutlich gesteigert, sie haben auch vor Augengeführt, dass wir die Energiewende nur gemeinsam und unter Miteinbezug aller zur Verfügung stehenden Anwendungstechnologien zu bewältigen ist. Aus diesem Grund hat das Geothermie Symposium 2022 den Blick auf die Anwendung der Geothermie im Alpenraum im Allgemeinen und in der Dreiländerregion „Bodenseeraum“ im Speziellen gelenkt.
Zur Bedeutung der Geothermie in Österreich
Die zahlreichen Vorträge beim sehr gut besuchten Geothermie Symposium (abgehalten als Hybridveranstaltung) unterstrichen die große Bedeutung der Erdwärme als maßgeblicher Eckpfeiler der klimafreundlichen Wärmewende. Beim Heizen und Kühlen von Gebäuden wird zum Erreichen der österreichischen Klimaziele kein Weg an ihr vorbeiführen. Hierzu muss beachtet werden, dass Raumwärme mit rund 50% den Löwenanteil des Gesamtenergiebedarfs der Nation ausmacht. Hierfür müssen vorbildhafte Anwendungsprojekte sowie die heimische, international anerkannte Spitzenforschung auf diesem Gebiet weiter vorangetrieben und die Ergebnisse mit Informationssystemen öffentlich zugänglich gemacht werden. Bei den vielen Vorteilen, welche die erprobte, sichere, wirtschaftliche und nachhaltige Energiequelle Geothermie liefert, hat sie momentan nur mit einem großen Problem zu kämpfen: der gemeinhin zu geringen Sichtbarkeit und Bekanntheit. Letztere soll durch informative Veranstaltungen, wie etwa das heurige Geothermie Symposium, gesteigert werden – Fortsetzungen folgen…
Streiflichter aus dem Inhalt der Veranstaltung
Die ersten Begrüßungsworte ergingen durch den Vorstand der Illwerke VKW, DI Helmut Mennel, MBA, der bezüglich der momentanen Energiekrise und grünen Energiewende betonte „Wir werden alle erneuerbaren Energien brauchen und darauf achten, sie jeweils dort einzusetzen, wo die höchsten Effizienzen erzielbar sind.“. Die Illwerke – in deren Konferenzzentrum Montafon das Geothermie Symposium ausgetragen wurde – beschäftigen sich bereits seit vielen Jahren mit dem Thema Wärmepumpe, für welche die Erdwärme eine der effizientesten Energiequellen zum nachhaltigen Heizen und Kühlen darstellt.
Seitens der Politik begrüßte sodann Bundesrat DI Dr. Adi Gross, der auch ein Kurzreferat zur Lage in Vorarlberg hielt. Vor dem Hintergrund der starken und beschleunigten Klimaerwärmung (im letzten halben Jahrhundert beträgt die Erhöhung der mittleren Temperatur in Bregenz 2.5 °C, was einer Höhenverschiebung von 400 m nach unten entspricht!) und der aktuellen Energieversorgungssituation mit einer Vervielfachung der Strom- und Gaspreise innerhalb kürzester Zeit, wurden die Ziele des Landes präsentiert: Der Gebäudesektor ist mit einem Anteil von 40% der Sektor mit dem größten Endenergieverbrauch in Vorarlberg. Die Treibhausgasemissionen in Gebäuden sollen bis 2030 um 40% gegenüber 2018 reduziert werden und bis 2050 die vollständige Dekarbonisierung des Gebäudesektors erfolgen. Wie der Bundesrat ausführte, wird dabei wird ganz entscheidend auf Erdwärme gesetzt: „Wir werden Geothermie brauchen, wo immer möglich!“.
Katharina Link (Geothermie Schweiz) und Andre Deinhardt (Bundesverband Geothermie) überbrachten Grußbotschaften und aktuelle Informationen der nationalen Geothermie-Verbände der Schweiz und Deutschlands – und unterstrichen den internationalen Charakter des Geothermie Symposiums. Zusammen brachten sie auf den Punkt: „Geothermie ist eindeutig die umweltfreundlichste Variante, um zu heizen und zu kühlen!“. Die letzten Jahrzehnte ist jedoch von politischer Seite zu wenig für die Förderung dieser Energieform geschehen.
Johannes Traxler von der im ganzen D-A-CH Raum tätigen I+R Gruppe betonte die Wichtigkeit der Energieeffizienz und dass sich eine Heizung mit keinem anderen System so günstig umsetzen lässt. Am Beispiel von Vorzeigeprojekten aus dem Bodenseeraum konnte Stefan Wehinger (Energreen) auf den Punkt bringen: „Für jeden Bauplatz in Österreich gibt es eine geothermische Lösung: Geht nicht gibt’s nicht!!“. Bei vielen Projekten kann sogar noch bis zum Schluss eine ökonomische Nutzung von Erdwärme gefunden werden.
Viele weitere Beispiele der Nutzung von Erdwärme zum klimaschonenden Heizen und Kühlen im Hotel- und Spa-Bereich und sogar die innovative Nutzung von Ackerflächen, von Abwasserkanälen und Verkehrstunneln, Gehsteigen oder öffentlichen Plätzen,… verdeutlichten den weiten Einsatzbereich. An nachhaltigen und ökonomischen Einsatzmöglichkeiten mangelt es nicht – doch damit das volle Potenzial der Geothermie genutzt werden kann, ist vor allem eine Verbesserung der politischen Rahmenbedingungen notwendig.
Du willst eigene Beiträge veröffentlichen?
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.