Gedenkstunde für die Opfer von Krieg und Faschismus in Braunau
BRAUNAU (gei). Politische Mandatsträger aus allen Parteien und zahlreiche Gäste verfolgten am Freitagabend die "Gedenkstunde für die Opfer von Krieg und Faschismus" vor dem Geburtshaus Adolf Hitlers. Nationalrat Harry Buchmayr erinnerte an die mutige Entscheidung des jungen Bürgermeisters Gerhard Skiba im Jahr 1989, zwei Wochen vor Hitlers Geburtstag, diesen Mahnstein zu errichten. „Noch heute stellt man sich die Frage, wie es zu dem Massenmord an mindestens 5,6 bis 6,3 Millionen Menschen kommen konnte“, so Buchmayr.
Als ursächlichen Zusammenhang nannte er den ab 1870 aufkeimenden Antisemitismus, den verlorenen Ersten Weltkrieg und die große Weltwirtschaftskrise von 1929 bis 1932. Leider gibt es laut Buchmayr heute immer noch Menschen, die den Massenmord leugnen und dies auch in Zeitungen so darstellen. „Auch heute befinden wir uns in einer ähnlichen Situation, die unter anderem durch die Finanzkrise hervorgerufen wurde. Diese Unsicherheit nutzen Populisten für ihre billigen Zwecke. Wahnsinnige sehen die Zeit gekommen, um zu handeln“, erklärte Buchmayr und meinte hier den Massenmörder Anders Behring Breivik, der in Norwegen 77 Menschen tötete.
Bereits zuvor erinnerte Bürgermeister Johannes Waidbacher an die Befreiung des Konzentrationslagers Mauthausen von US-Amerikanischen Truppen am 5. Mai 1945. „An den Wahnsinn des Zweiten Weltkrieges und die Schrecken der Nazi-Diktatur können sich wissenschaftlich nur noch die über 70-Jährigen erinnern. Opfer und Täter sind älter als 80 und werden von Jahr zu Jahr weniger. Die Zeitzeugen rar“, erklärte Waidbacher. Nach seinen Aussagen sei dies aber kein Grund, dass man über das traurige Kapitel der Geschichte Gras wachsen lassen und den Mantel des Vergessens darüber ausbreiten sollte. „Viele Braunauer sind es leid, immer mit Hitler in Verbindung gebracht zu werden. Dies ist aber ein Teil unserer Geschichte und unserer Vergangenheit“, ermahnte Waidbacher.
Bezirkshauptmann Georg Wojak zählte die vielen Veränderungen auf, die seit 2008 für ein positives Image in Braunau sorgten. „Unser Engagement wird landesweit, ja sogar europaweit nicht nur zur Kenntnis genommen, sondern auch zum Vorbild“, so der Bezirkshauptmann. Raffael Schöberl vom „Bündnis Braunau gegen Rechts“ sprach über die akutelle Situation im Bezirk Braunau. „Neonazis treten immer offener und brutaler auf. Ende 2011 wurde im Internet ein junger Antifaschist aus Braunau massiv von Neonazis bedroht“, erklärte Schöberl und nannte noch andere Delikte, die im Bezirk vorgefallen waren. Weitere Sprecher waren neben Dechant Stefan Hofer auch Pfarrer Jan Lange. Musikalisch wurde die Gedenkstunde vom Demokratischen Chor Braunau umrahmt.
Text und Fotos: Walter Geiring
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