Leserbrief
Der Mahnstein muss bleiben!

Foto: Archiv

„Interessiert verfolgte ich am Dienstag, 2. Juni 2020, in den Medien die Artikel über den geplanten Umbau des Hitler-Hauses. Ich sehe die Bilder der neuen Fassadengestaltung. Akzeptabel, denke ich – wenn es der Gedanke des Ministeriums ist, dadurch den Wiedererkennungswert und die (vielleicht auch durch die Berichte in den letzten Jahren über den Streit bei der Enteignung bis hin zum Architektenwettbewerb regelrecht beworbene) Symbolkraft des Gebäudes zu neutralisieren. Bleibt es ob der baulichen Veränderung nicht trotzdem noch das Hitler-Haus, frage ich mich und denke, was wohl wäre, wenn Hitler in einem öffentlichen Krankenhaus zur Welt gekommen wäre. Neutralisierung desselben? Ich lese weiter und bei den Worten, dass der Mahnstein entfernt werden soll, krampft sich mein Magen zusammen. Stichwort: Neutralisierung. Wie unbedacht, wie verantwortungslos scheint mir dieses Wort nun gewählt. Neutralisieren: in seiner Wirkung aufheben. Der Stein solle entfernt werden, möglicherweise nach Wien kommen, ins Haus der Geschichte. Was genau wird bitte durch die Entfernung dieses antifaschistischen Mahnsteins neutralisiert? Der Stein ist doch kein Stein zum Andenken Hitlers, sondern ein Mahnstein gegen den Faschismus!
Bitte, welche Experten(?)kommission kommt 75 Jahre nach der Befreiung Mauthausens, zu der Entscheidung, einen Granitstein aus dem Steinbruch dieses Konzentrationslagers, der 1989 ganz bewusst als Zeichen für die Haltung der Stadt Braunau, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen, und nicht zu vergessen und zu verdrängen, errichtet wurde, zu neutralisieren? Dieser Stein für Braunauer mit Geschichtsbewusstsein, der in einem Braunauer Steinmetzmeisterbetrieb in vollendeter Handarbeit graviert wurde, und dessen Inschrift "Für Frieden Freiheit und Demokratie - Nie wieder Faschismus - Millionen Tote mahnen" niemals an Aktualität verloren hat? Dieser Stein, der bei seiner Errichtung – übrigens auf öffentlichem Grund – die Aufmerksamkeit der gesamten Weltpresse auf Braunau richtete, würde durch seine Entfernung garantiert wieder Braunau in den Fokus der weltweiten Medien rücken, diesmal leider negativ. Dieser Mahnstein, der Bewusstsein schafft, als Sinnbild gegen Krieg, gegen Verfolgung und gegen Diktatur zu jeder Zeit steht und an dem jährlich im Mai der Opfer von Krieg und Nationalsozialismus gedacht wird. Dieser Stein soll neutralisiert werden? Das wäre Verhöhnung aller Opfer des Faschismus. Welches öffentliche Mahnmahl gegen das Vergessen wird dann als nächstes neutralisiert? Wollen wir etwa unsere diesbezügliche Verantwortung auch neutralisieren? Ich bin empört und sage: Nein! Niemals vergessen, lautet unser menschlicher Auftrag. Und jeder Schritt zurück stärkt die Kräfte, die weltweit wieder im Kommen sind. Lernen wir wieder nichts aus der Geschichte? Der Mahnstein muss bleiben! Und dazu bedarf es keiner Diskussionsprozesse der Entscheidungsträger!“

Von Tamara Kobler,
aus Mattighofen, geb. in Braunau

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