Zunahme von häuslicher Gewalt
Frau für Frau ist gerüstet

Im Falle von häuslicher Gewalt können sich Frauen an die Beratungsstelle "Frau für Frau" wenden. Die Beratungen sind kostenlos. | Foto: Miriam D rr/Fotolia
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  • Im Falle von häuslicher Gewalt können sich Frauen an die Beratungsstelle "Frau für Frau" wenden. Die Beratungen sind kostenlos.
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Zur Eindämmung des Corona-Virus sind wir angehalten, zuhause zu bleiben. Die Ausgangsbeschränkungen lassen viele von uns einen Anstieg der Fälle von häuslicher Gewalt befürchten. Die Frauenberatungsstelle "Frau für Frau" aus Braunau ist für den Ernstfall gerüstet.

BRAUNAU (kat). "Bis jetzt wurde noch kein Anstieg von Gewaltberatungen wahrgenommen. Es ist jedoch davon auszugehen, dass dies im Laufe der nächsten Zeit bei den aktuell anhaltenden Maßnahmen der Fall sein wird", erzählt Margarethe Kröll, Geschäftsführerin bei Frau für Frau.

Gewalt gegen Frauen und Kinder

Der Grund dafür liegt an den Ausgangsbeschränkungen der Regierung, aufgrund des Corona-Virus. Familien verbringen nun vermehrt Zeit gemeinsam zuhause. Sie können sich nicht frei bewegen und oftmals kommen, laut Kröll, noch finanzielle Sorgen dazu. "All das kann Stress auslösen, belastend sein und zu Gewalt führen. Erfahrungsgemäß kommt es in diesen Zeiten häufiger zu familiärer Gewalt, insbesondere gegen Frauen und Kinder", betont die Leiterin der Einrichtung. Aus diesem Grund ist die Frauenberatungsstelle auch in Corona-Zeiten erreichbar: Telefonisch von Montag bis Donnerstag, von neun bis elf Uhr unter 07722/64650 beziehungsweise per Mail an office@fraufuerfrau.at. Die Beratungen sind kostenlos und alle Mitarbeiter sind zur Verschwiegenheit verpflichtet. Im Falle von mangelnden Deutschkenntnissen wird ein Dolmetscher zur Beratung hinzugezogen.
Sollten Sie aus der Wohnung nebenan akute Gewalt, wie Schreie oder das Werfen von Gegenständen wahrnehmen, bittet die Expertin darum, die Polizei zu rufen. "Oftmals nimmt der Gewalttäter der Frau das Handy weg, dann ist sie auf diese Hilfe ganz besonders angewiesen. In einer Akutsituation kann nur die Polizei helfen", betont die Geschäftsführerin der Einrichtung.
Hat man den Verdacht, dass die Nachbarin ein Opfer häuslicher Gewalt ist, berät "Frau für Frau" auch, was zu tun ist. Für Frauen, die von akuter Gewalt betroffen sind, gibt es die Möglichkeit, im Frauenhaus in Ried unterzukommen. "Frau für Frau betreut eine Frauenübergangswohnung für Frauen aus einer stark belastenden Beziehungssituation, welche sich zum Beispiel durch die derzeitige Lage ergeben kann. Wir klären gemeinsam mit den Frauen und Mädchen, welche Möglichkeiten es gibt, um die sicherste und beste Lösung zu finden", so Kröll. "Wenn ich es mir zutraue, kann ich die Nachbarin auch ansprechen und ihr sagen, dass es Hilfe wie zum Beispiel Frauenberatungsstellen und Gewaltschutzzentren gibt", sagt Kröll weiter.
Die Gruppenangebote wie Gruppe zur Persönlichkeitsstärkung, die Single-Mum-Gruppe, der Entspannungskurs, der Lesbentreff, das Weiberwandern sowie die Rechtsberatung finden derzeit, aufgrund der aktuellen Sicherheitsmaßnahmen zum Schutz vor Corona, nicht statt. "Hinsichtlich der Rechtsberatung werden wir aber versuchen, vorübergehend eine telefonische Beratung anzubieten", berichtet die Leiterin der Einrichtung.

Gemeinsam gegen Gewalt

Viele Frauen würden vor der ersten Kontaktaufnahme mit der Beratungsstelle zögern. "Frauen holen sich meist nicht beim ersten Streit oder beim ersten Auszucker Hilfe, sondern versuchen es vorher selbst zu lösen, versuchen, sich anzupassen, um weitere Gewalt zu verhindern", so Kröll.
Die Gründe dafür seien oftmals Scham- beziehungsweise Schuldgefühle, Hemmungen und sprachliche Barrieren. Vordergründig geht es den Frauen darum, die Gewalt aber nicht die Beziehung zu beenden. "Gewalttätig ist in den überwiegenden Fällen der Partner, den sie einmal geliebt haben, geheiratet haben, mit dem sie Kinder haben", weiß die Leiterin der Beratungsstelle. Dazu kämen häufig noch existenzielle Ängste im Falle einer Trennung, beziehungsweise Ängste, den Kindern den Vater zu nehmen. 
"Das Ziel ist immer, weitere Gewalt zu verhindern. Wenn eine Frau bereits erkennt, dass sie von Gewalt betroffen ist, werden Schutzmaßnahmen besprochen. Welche Möglichkeiten gibt es, um sich zu schützen? Wie zum Beispiel sich im Akutfall an die Polizei wenden, diese kann ein Betreuungsverbot aussprechen", weiß die Leiterin. Häufig sei den Frauen noch nicht bewusst, dass sie Opfer von häuslicher Gewalt sind. Sie sehen den "Ausrutscher" des Mannes als einmalige Sache und vertrauen dem Partner, wenn er sagt, die Frau nicht mehr zu bedrohen. "Diese sogenannte Gewaltdynamik gilt es zu durchbrechen und Frauen aufzuzeigen, dass es nicht so einfach ist", so Kröll.

Im Falle von häuslicher Gewalt können sich Frauen an die Beratungsstelle "Frau für Frau" wenden. Die Beratungen sind kostenlos. | Foto: Miriam D rr/Fotolia
Margarethe Kröll ist die Geschäftsführerin der Frauenberatungsstelle "Frau für Frau" in Braunau.  | Foto: Frau für Frau

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