Gedenkstunde beim Mahnstein in Braunau
BRAUNAU (gei). Im Rahmen der Gedenkstunde für die Opfer von Krieg und Nationalsozialismus in Braunau, äußerte Schriftsteller Ludwig Laher deutliche Kritik an der Entscheidung des Braunauer Kulturausschusses.
Seit Jahren findet um den 8. Mai, dem Ende des Zweiten Weltkrieges in Europa, vor dem Geburtshaus Adolf Hitlers in der Salzburger Vorstadt eine Gedenkstunde statt. In diesem Jahr konnten die Organisatoren der Veranstaltung Schriftsteller Ludwig Laher als Hauptredner gewinnen.
Nachdem der Verein für Zeitgeschichte als Mitorganisator der Veranstaltung als zusätzliche Aktivität bei der Gedenkstunde das Verlesen der Namen von NS-Opfern aus Braunau und Ranshofen vorgeschlagen hatte, wurde dies durch den Kulturausschuss der Stadt am 6. März abgelehnt. Diese Entscheidung wurde von Laher deutlich kritisiert: „Der Herr Bürgermeister verzichtet darauf, diese schroffe Ablehnung des Kulturausschusses schriftlich zu begründen. Er spricht einfach ein Verbot aus. Nun stimmt es zwar, dass die mir zugegangene Einladung neben dem Verein für Zeitgeschichte und dem Mauthausen-Komitee auch die Stadtgemeinde Braunau als Veranstalter ausweist, aber wer gibt den politisch Verantwortlichen von Braunau das Recht, eine Gepflogenheit zu unterbinden, die in zahllosen Städten und Dörfern Österreichs eine Selbstverständlichkeit darstellt?"
Dass diese Meinungsbildung im März so zustande kam, dürfte laut Laher durch die Unterstützung des inzwischen abhanden gekommenen "Vizebürgermeisters mit Kanalisationshintergrund", so Laher, zusammenhängen.
Man könne zwar dem Verein für Zeitgeschichte den Mund verbieten, allerdings nicht dem Hauptredner, die dreistellige Anzahl der bekannten NS-Opfer Braunaus Namen für Namen vorzulesen. Allerdings verzichtete Laher auf das vollständige Vorlesen, sondern stellte einzelne Schicksale heraus und zog daraus seine Schlüsse. So zum Beispiel bei Anna und Hildegard Kerndlbacher aus Hochburg-Ach, deren junges Leben von den Nazi-Mördern aus Rassenwahn ausgelöscht wurde.
Bürgermeister Johannes Waidbacher äußerte sich auch zur Zukunft des Hitler-Geburtshauses: „Nach intensiven Verhandlungen mit dem Innenministerium und dem Land Oberösterreich sieht es nun so aus, dass die Lebenshilfe wieder in das Objekt einziehen könnte und damit eine langfristige, soziale Nachnutzung gefunden werden kann", erklärte der Bürgermeister.
Musikalisch wurde die Feierstunde vom Demokratischen Chor Braunau umrahmt. Weitere Initiatoren der Gedenkstunde waren das Mauthausen Komitee Österreich und der Verein für Zeitgeschichte in Zusammenarbeit mit der Stadt Braunau.
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