"Integration muss man praktizieren"
20.000 Menschen mit Migrationshintergrund leben im Bezirk Braunau: Viele schon seit Jahrzehnten.
BEZIRK (höll). Deutschland, Serbien, Türkei, Bosnien und Rumänien: Das sind die Länder aus denen die meisten Braunauer mit Migrationshintergrund ursprünglich stammen. Rund 25 Prozent der Menschen im Bezirk Braunau wurden nicht in Österreich geboren. Die meisten sind aber österreichische Staatsbürger und leben seit Jahrzehnten im Innviertel: "Ich selbst wohne seit 1992 hier und kann nur sagen: In Braunau haben wir ein gutes Klima", berichtet Zoran Šijaković, Gemeinderat in Braunau, Botschafter für Integration und Gründer des Kulturvereins "Danica".
Seit Jahren setzt er immer wieder Aktionen für mehr Integration im Bezirk: "Wichtig ist, dass man Integration praktiziert und nicht nur darüber spricht", so Šijaković. Besonders die in Serbien geborenen Braunauer liegen im am Herzen: "Ich bin kein Repräsentant Serbiens – ich setze mich für die Kultur der in Braunau lebenden Serben ein." Und das sind rund 1500 Menschen allein in der Bezirkshauptstadt.
Am wichtigsten für Integration sei die Sprache, so Zehra Derman vom Integrationsbüro der Volkshilfe in Braunau: "Im Bezirk Braunau werden rund 80 Sprachen gesprochen. Menschen aus über 120 Ländern leben hier. Der erste Schritt zur Integration ist die Verständigung." Nach ihrer Erfahrung brauchen Migranten gut zehn Jahre bis sie sich als integriert sehen. Um die vielen Kulturen unter "einen Hut" zu bringen, brauche es eine eigene Integrationsstelle in der Gemeinde, sagt Šijaković: "Es muss eine Person sein, die ständig am Ball bleibt, jemand der alle Kulturen kennt." Braunaus Bürgermeister Johannes Waidbacher kann sich eine derartige Stelle gut vorstellen: "Derzeit ist es aber nur eine Idee."
Šijaković vermisst die öffentliche Einbindung der Migranten: "In Gemeinden und der Bezirkshauptmannschaft arbeiten kaum welche. Ich weiß nicht woran das liegt." Es genüge schon nach Laab oder in die Neustadt zu schauen, um zu sehen, dass Integration nicht überall gelinge, so Šijaković. "Kritik ist wichtig. Alles nur zu loben hilft keinem weiter." Er kritisiert auch, dass sich keine Braunauer mit Migrationshintergrund an Braunau21 oder der Landesausstellung beteiligt haben: "Offenbar fühlen sie sich nicht angesprochen. Das ist nicht in Ordnung. Deshalb brauchen wir eine Integrationsstelle, die sich mit diesen Dingen beschäftigt."
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