LehrlingsRundschau Braunau

Viele Lehrstellen, wenig Bewerber

Entfallene Schnupperpraktika, kaum Schulabbrecher: Corona hat eine deutliche Spur hinterlassen.

BEZIRK. Entfallene Abschlussfahrten, Homeschooling und Wissenslücken. Corona hat bei Schülern zu einigen Unannehmlichkeiten und Unsicherheiten geführt. Doch neben den sozialen Unternehmungen mussten an vielen Schulen auch Betriebspraktika und Schnupperwochen ausfallen. Die Auswirkungen davon sind auch im Bezirk Braunau deutlich spürbar, wie Stefan Seilinger, stellvertretender Leiter des AMS Braunau bestätigt. Seiner Meinung nach, konnten Jugendliche keine Gedanken in Richtung Lehre zulassen, weil sie zu wenig in Berührung mit Arbeitsplätzen kamen. Viele der letztjährigen Abschlussschüler hätten sich für den Besuch einer weiterführenden Schule entschieden, und Schulabbrecher gäbe es derzeit gar keine.

Defizite werden deutlich

"Gerade Schulabbrecher wurden früher von Lehrbetrieben mit Handkuss genommen," erklärt Seilinger. "Heuer zeigt das Homeschooling während der Pandemie die Defizite mancher Abschlussschüler deutlich auf. Mankos beginnen bereits beim Lesen, Schreiben und Grüßen können." Im Bezirk Braunau suchen mit Stand zum 15. September 2021 nur 43 potentielle Lehrlinge eine Stelle. Ihnen gegenüber steht eine Auswahl an 197 freien Ausbildungsstellen.

60% weniger als Im Vorjahr

"Das ist ein Rückgang um beinahe 60 % gegenüber Vorjahr", sagt Seilinger, "Als Grund dafür mache ich den oftmals unreflektierten Schulbesuch aus. Es befinden sich zu viele junge Erwachsene in weiterführenden Schulen. Die fehlende Drop-Out Quote lässt den Mangel an Lehrstellensuchenden erklären." Speziell das Handwerk sucht Lehrlinge: Stellen für Ausbildungen zum Maurer, Zimmerer, Dachdecker, Elektroinstallationstechniker, Gas- und Wasserinstallateure, Tischlereitechniker sind genügend da. Auch die Gastronomie meldet einen Bedarf an Lehrlingen: Köche, Kellner und Restaurantfachmänner werden händeringend gesucht. Der Einzelhandel – besonders im Bereich Feinkost – verfügt über viel zu wenig Bewerber.

So wenig Lehrlinge wie nie

Noch nie zuvor gab es laut statistischer Auswertung so wenig Lehrlinge im ersten Lehrjahr. Schlecht für die Ausbildungsbetriebe aber gut für die Stellensuchenden: Das Angebot ist so reich, und die Chance genommen zu werden so hoch wie nie. Doch welcher Beruf ist die richtige Wahl? Seilinger: "Eine solide Lehrausbildung im Handwerk ist die Grundlage für beruflichen Erfolg. In diesen Bereichen können mit kontinuierlicher Weiterbildung Karrieren entwickelt werden. Viele Unternehmen wurden durch ehemalige Lehrlinge gegründet."

Auch die Duale-Ausbildung sei dem stellvertrenden Leiter des AMS Braunau ein Erfolgsmodell, Verstärkte Berufsorientierung und Praxistage in Unternehmen sollten Seilingers Meinung nach während der Schule forciert werden. Zur Lehrstellensuche sollte man sich beim AMS melden. Durch spezielle Förderung durch das AMS im Bereich der überbetrieblichen Lehre bekämen auch Benachteiligte Chancen.