Arbeiten im Ausland
„Aus vier Jahren wurden dann doch 20“

Waltraud Roberts | Foto: B&R
2Bilder

Waltraud Roberts fand in den USA nicht nur beruflich Erfüllung, sondern auch ihr privates Glück.

USA, EGGELSBERG. Waltraud Roberts kommt ursprünglich aus Gundertshausen. Nachdem sie 20 Jahre in den USA verbrachte, ist sie kürzlich mit ihrer Familie zurück in die Heimat gezogen. Die BezirksRundschau hat mit ihr über ihre Auslands-Erfahrungen gesprochen.

Frau Roberts, Sie sind erst seit Kurzem wieder in der Heimat. Was waren die Gründe für Ihre Rückkehr?
Roberts:
Ich habe bei B&R in Eggelsberg eine neue Position übernommen. Ich bin dort nun für Operational Sales - Processes and Tools verantwortlich. Ich kümmere mich also darum, dass die operativen Prozesse für den B&R-Vertrieb weltweit effizient gestaltet sind. Dabei muss ich auch berücksichtigen, dass wir alle rechtlichen Regularien erfüllen, denen wir als Tochtergesellschaft des börsennotierten Unternehmens ABB unterliegen.

Wie lange haben Sie zuvor für B&R im Ausland gearbeitet?
Ich war fast 20 Jahre für B&R in den USA – und zwar am Hauptsitz der dortigen Tochtergesellschaft in der Nähe von Atlanta. Im Laufe dieser Zeit hatte ich die Möglichkeit, Aufgaben in verschiedenen Bereichen auszuüben. Ich hatte viele Aufgaben im Bereich der Administration, war aber auch ein paar Jahre für das Marketing von B&R in den USA verantwortlich. In den letzten Jahren war ich Finance and Operations Manager, also für die Finanzen sowie für Lager, Logistik und die Auftragsabwicklung zuständig.

Wie war es damals für Sie, sich jobbedingt ein komplett neues Leben im Ausland aufzubauen? Hatten Sie auch ein bisschen Angst vor diesem Schritt? 
Klar hatte ich ein bisschen Angst. Ich habe mich sofort nach dem Studium an der WU Wien in das Abenteuer Ausland gestürzt. Da war ich noch jung, unabhängig und wollte Lebens- und Berufserfahrung sammeln. Andere Länder haben mich schon immer fasziniert. So hatte ich vorher schon ein Auslandssemester in Schweden und ein Praktikum in London gemacht und auch schon ein Jahr in den USA als Au-pair verbracht. Somit hatte ich schon ein bisschen ein Gefühl dafür, was mich erwartet. Aber die Realität sieht dann doch immer etwas anders aus.

Wie lief damals die Anpassung in der neuen Heimat? Gab es Hürden? Wie anders war das Leben in den USA?
Wirklich große Probleme gab es rückblickend nicht, aber es war schon eine große Herausforderung. Meine neuen Kollegen von B&R USA und auch die Firma selbst haben mich super unterstützt. Die administrativen Dinge, also Visum und Arbeitsgenehmigung waren damals noch einfacher. Mittlerweile sind die Regelungen weitaus restriktiver. Die Hürden lagen eher im Alltag: Es ist schon spannend das erste Mal auf einem Highway mit fünf Spuren pro Richtung zu fahren. Und manche Dinge fragt man sich am Anfang immer wieder: Ist das Rechtsabbiegen bei einer roten Ampel tatsächlich erlaubt, wenn kein Verkehr kommt? Muss ich wirklich 20% Trinkgeld geben? Was sind die Standard-Abmessungen eines Kissenbezugs in Amerika – und das auch noch in Inches? Mit den kulturellen Unterschieden hatte ich am Anfang schon etwas zu kämpfen.

Wie war es für Ihre Familie, von der Sie sich verabschieden mussten?
Naja, meine Familie war erstmal nicht so begeistert, dass ich sofort nach dem Studium zwei Koffer gepackt habe und für vier Jahre in die USA geflogen bin. Aber sie haben natürlich gewusst, wie sehr ich mich auf diese Herausforderung gefreut habe und mich bestmöglich unterstützt.

Sie haben dann im Ausland auch privat Ihr Glück gefunden und eine eigene Familiie gegründet.
Ja, bei B&R in den USA habe ich meinen Mann kennengelernt. Mittlerweile haben wir zwei Kinder und so sind aus den ursprünglich geplanten vier Jahren insgesamt knapp 20 geworden.

Welche Vorteile hatte es für Sie, im Ausland zu arbeiten?
Als Vorteil sehe ich vor allem die Berufs- und Lebenserfahrungen, die ich gesammelt habe. Ich habe nicht nur die amerikanische Kultur, sondern auch viele andere Dinge zu schätzen gelernt. Ich sehe den Kontakt mit verschiedenen Kulturen, Menschen und Kollegen aus verschiedenen Nationen als große Bereicherung. Auch sprachlich und beruflich in einem internationalen Umfeld zu agieren, sehe ich als großen Vorteil.

Wie kam es dazu, dass Sie wieder nach Österreich zurückgekehrt sind?
Es hat sich einfach die Gelegenheit ergeben. B&R ist ein stark international ausgerichtetes Unternehmen und so hat sich eine Jobgelegenheit für mich in Eggelsberg ergeben. Und für die Kinder ist das auch ein wichtiger Schritt. In Gundertshausen können sie einfach alleine rausgehen, mit dem Fahrrad zum Fußballplatz fahren, Freunde treffen. Auch wenn wir in einer ruhigen Gegend gewohnt haben – das wäre im Großraum Atlanta einfach nicht möglich gewesen.

Haben Sie bei der Rückkehr nach Österreich auch wieder eine Art Kulturschock erlebt?
Auf jeden Fall. Immerhin habe ich fast mein ganzes Erwachsenenleben außerhalb von Österreich verbracht. Plötzlich sind die Straßen alle so schmal und die Geschäfte haben sonntags und in der Nacht zu. Und dann stehe ich mit dem Auto an der Tankstelle und weiß nicht, welche der zwei Dieselsorten jetzt die richtige ist (lacht). Ein bisschen werde ich sicher noch brauchen, um mich wieder einzugewöhnen.

Möchten Sie irgendwann wieder zurück ins Ausland oder bleiben Sie nun in Österreich?
Wir bleiben jetzt sicher erstmal eine Zeit hier, aber da mein Mann und ich es lieben zu reisen und die Welt kennenzulernen, möchte ich nicht ausschließen, dass es uns eines Tags wieder in die Ferne zieht. Ich bin auf jeden Fall sehr dankbar, dass B&R mir das Arbeiten im Ausland ermöglicht hat. Meine Erfahrungen der letzten Jahre sind eine unheimliche Bereicherung für mein Leben, die ich auf keinen Fall missen möchte. Ich kann allen – und ganz besonders jungen Menschen – nur empfehlen, solche Gelegenheiten zu nutzen und die Welt kennenzulernen. Dann ist es auch umso schöner, wenn man wieder nach Hause kommt.

Interview: Barbara Ebner

Waltraud Roberts | Foto: B&R
Foto: B&R
Anzeige
1:46
1:46

WKOÖ Maklertipp
Rechtsschutzversicherung: Sichern Sie Ihr Recht!

Eine Rechtsschutzversicherung schützt Sie vor den Folgen von vielen möglichen Konfliktfällen – vor allem finanziell.  Es gibt viele Gründe für einen Streit vor Gericht: Angenommen, Ihr Vermieter erhöht den Mietzins in ungerechtfertigter Weise, Ihr Hund läuft einem Biker vor das Rad, Ihnen wird nach einem Verkehrsunfall das Schmerzensgeld verwehrt oder Ihr Arbeitgeber zahlt die Überstunden nicht. Von all diesen Fällen haben Sie schon gehört oder Sie haben sogar schon selbst eine solche oder eine...

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

UP TO DATE BLEIBEN

Aktuelle Nachrichten aus Braunau auf MeinBezirk.at/Braunau

Neuigkeiten aus Braunau als Push-Nachricht direkt aufs Handy

BezirksRundSchau Braunau auf Facebook: MeinBezirk.at/Braunau - BezirksRundSchau

ePaper jetzt gleich digital durchblättern

Storys aus Braunau und coole Gewinnspiele im wöchentlichen MeinBezirk.at-Newsletter


Du willst eigene Beiträge veröffentlichen?

Werde Regionaut!

Jetzt registrieren

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.