Harun Türkoglu lernt bei seiner Schwester
"Für mich zählt Leidenschaft, nicht Klischees"
- Die Geschwister Sema, Harun, Sevim und Seda.
- Foto: Andreas Röbl
- hochgeladen von Elisabeth Latzelsberger
Seda Türkoglu führt zwei Friseur- und Beautysalons im Bezirk Braunau. Neben ihren Schwestern ist nun auch ihr kleiner Bruder Harun in das Geschäft mit eingestiegen. Wie auch seine Schwester Seda hat er sich für eine Lehre als Friseur entschieden. Im Interview mit MeinBezirk verraten die beiden, wie die Zusammenarbeit funktioniert und mit welchen Vorurteilen man als Friseur zu kämpfen hat.
MeinBezirk: Hallo Seda, seid ihr inzwischen ein reiner Familienbetrieb?
Seda Türkoglu: Nicht ganz – neben uns als Familie haben wir mittlerweile drei Mitarbeiter. Aber wir ergänzen uns alle so gut, dass es sich tatsächlich anfühlt wie eine große Familie. Wir haben ein starkes Team, in dem Vertrauen, Zusammenhalt und Leidenschaft an erster Stelle stehen – genau das macht uns aus.
Einer der Salons befindet sich in Ostermiething und der andere in Mattighofen – zeigt sich das angespannte Wirtschaftsumfeld auch bei euch erkenntlich?
Seda: Natürlich spüren auch wir die Veränderungen. Trotzdem wissen unsere Kunden die Qualität zu schätzen. Viele investieren lieber in gute, nachhaltige Behandlungen, die wirklich Ergebnisse bringen. Wir setzen stark auf individuelle Beratung und hochwertige Produkte – das schafft Vertrauen und langfristige Zufriedenheit. Man merkt aber schon, dass die wirtschaftliche Lage in Ostermiething derzeit etwas stabiler ist als in Mattighofen.
Harun ist dein Bruder und gleichzeitig dein Lehrling – hat es Vor- oder Nachteile, der Ausbilder des eigenen Bruders zu sein?
Seda: (lacht) Beides – es ist schön, weil man genau weiß, dass man aufeinander zählen kann – aber es bedeutet auch, besonders professionell zu bleiben. Wir trennen Familie und Arbeit klar: Im Salon sind wir ein Team mit einem besonderen Touch. Natürlich gibt es ab und zu kleine Sticheleien, aber spätestens beim gemeinsamen Familien-Stammtisch zu Hause ist alles wieder vergessen.
Du kannst auf beachtliche Wettbewerbserfolge zurückblicken. Soll Harun mal in deine Fußstapfen treten?
Seda: Ich wünsche mir, dass Harun seinen eigenen Weg geht – aber mit derselben Leidenschaft. Wenn er bei Wettbewerben mitmachen möchte, unterstütze ich ihn natürlich zu 100 Prozent. Talent hat er auf jeden Fall – das hat man ja schon beim letzten Wettbewerb deutlich gesehen.
Harun, wolltest du schon immer eine Lehre machen? Was hat dich letztendlich dazu gebracht?
Harun Türkoglu: Ich wollte schon immer etwas Kreatives machen – einen Beruf, bei dem man Menschen glücklich macht. Durch meine Schwester habe ich früh den Salonalltag erlebt und gemerkt: Das ist genau mein Ding. Man sieht direkt das Ergebnis seiner Arbeit, und jeder Tag ist anders – das gefällt mir besonders.
- Harun Türkoglu tritt in die Fußstapfen seiner großen Schwester Seda.
- Foto: Andreas Röbl
- hochgeladen von Elisabeth Latzelsberger
Frage: Was hat dich dazu bewogen, den Beruf Friseur zu erlernen?
Harun: Ich finde es faszinierend, wie sehr Haare den gesamten Look und das Selbstbewusstsein eines Menschen verändern können. Ich wollte lernen, wie man das professionell umsetzt – und jetzt macht es mir riesig Spaß, mich ständig weiterzuentwickeln und Neues dazuzulernen.
Wie funktioniert für dich die Zusammenarbeit mit der Familie?
Harun: Sehr gut – wir verstehen uns (meistens) blind. Es gibt klare Strukturen und gegenseitigen Respekt. Ich lerne unglaublich viel, gerade, weil wir ehrlich miteinander umgehen. Am Anfang mussten wir alle erst lernen, unsere Emotionen im Salon ein bisschen zu zügeln – manchmal haben das die Kunden natürlich mitbekommen. Aber da sie alle wiederkommen, kann's so schlimm wohl nicht gewesen sein (lacht).
Wurdest du schon mal damit konfrontiert, dass Friseur ein „Frauenberuf“ sei?
Harun: Ja, das habe ich schon gehört – aber das stört mich kein bisschen. Für mich zählt Leidenschaft, nicht Klischees. Viele der besten Friseure der Welt sind Männer, und das zeigt: Kreativität kennt kein Geschlecht. Ich bin jetzt in der Berufsschule der einzige Junge in meiner Klasse und wurde gleich zum Klassensprecher gewählt. Also ist das wohl eher ein Vorteil.
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