Hier sind die Jobchancen am größten

- Stefan Seilinger
- Foto: AMS Braunau
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Technik, Gastronomie und Pflege – die drei Leidgeprüften des Fachkräftemangels.
BEZIRK BRAUNAU (ebba). Welche Fachkräfte werden derzeit in der Region gesucht? Stefan Seilinger vom Arbeitsmarktservice (AMS) Braunau kennt die Antwort: „Elektrotechniker, Metalltechniker, Werkzeugmacher, Maschinenbauer, Mechatroniker, Kunststoffformgeber, Kunststofftechniker. Köche und Servicekräfte, Fachsozialbetreuer für Altenarbeit sowie Pflegefachassistenten.“ Im Bereich der Altenpflege gibt der Sozialhilfeverband eine 100-prozentige Beschäftigungsgarantie ab, wenn der Formalabschluss positiv absolviert wurde.
Aber auch das Gewerbe sucht Personen mit soliden handwerklichen Fähigkeiten, da Fachkräfte wie Installateure oder Elektriker de facto nicht verfügbar sind. Die heimischen Industriebetriebe haben seit dem ersten Halbjahr 2018 enorm Personal aufgestockt. „Oftmals zu Lasten der vor- und nachgelagerten Gewerbebetriebe, sodass bei den Zulieferbetrieben die Not am Größten scheint“, so Seilinger.
Auch die gemeinnützigen Unternehmen – Bauhöfe, Verwaltung und Pflegeeinrichtungen – haben in Zeiten des wirtschaftlichen Höhenfluges Schwierigkeiten im Wettbewerb um Fachpersonal mithalten zu können.
Wo der Hund begraben liegt
Doch warum ist es für Betriebe so schwer, geeignete Fachkräfte beziehungsweise Nachwuchs zu finden? Laut dem AMS-Experten sorge zum einen die Demographie dafür, dass weniger Personen in den Arbeitsmarkt eintreten und viele Personen den Arbeitsmarkt frühzeitig verlassen. „Außerdem besuchen sehr viele Jugendliche weiterbildende Schulen, obwohl diese objektiv beurteilt in traditionellen Lehrausbildungen besser aufgehoben wären.“
Dazu kommen fehlende Kinderbetreuungsangebote, speziell an den Nachmittagen. Dies schließe de facto 50% der Erwerbsbevölkerung aus. „Nach langer Abwesenheit ist die Rückkehr schwierig und es fehlen finanzielle Anreize.“
Bestimmte Betriebe greifen zu besonderen Methoden, um auf ihr Lehrstellenangebot aufmerksam zu machen. „Bei diesem Wettbewerb können 98% der Unternehmen nicht mit. Die Frage ist nur, warum wollen so viele Jugendliche Zweiradtechniker in Mattighofen lernen? Gibt es alternierende Anschlussbeschäftigungsmöglichkeiten? Ich habe schon einmal vorgeschlagen, man möge zum Zwecke des Verständnisses im Mathematikunterricht die Lebensverdienstsumme der eingangs genannten Berufe ermitteln. Dies dient der Sensibilisierung. Nicht das hergestellte Produkt sollte bei der Berufswahl oberste Priorität genießen. Eine fundierte Lehre, zum Beispiel beim Weltmarktführer für Parksensoren, sollte mehr Chancen bieten, als wenn man sich in Fuschl am See bei einem Getränkehersteller um einen scheinbar "coolen" Job anstellt“, gibt Seilinger zu Bedenken.
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